Die reizende Ophelia. – Nymphe, schließ
In dein Gebet all meine Sünden ein.
(Shakespeare, "Hamlet". III, 1.)
In der in der allgemeinen Aufmerksamkeitsgunst wie vom rezeptionsästhetischen Veitstanz befallenen losen Reihe Mit toten Tieren durch das Jahr möchte ich aus aktuellem Anlaß heute erneut die Möwe vorstellen.
Als die Neigungsgruppe Kummer & Trunk neulich einen kleinen Spaziergang durch den heuer doch eher wie impotent sich gebärdenden Winter wagte, lauerte die Entdeckung dieser fahlen Wasserleiche wie ein schwermütiges Omen am Wegesrand. Ein Wappentier! Denn, sei ehrlich zu uns, kleine Ophelia - hat dich nicht der Kummer dazu getrieben, den ganz großen Trunk zu suchen?
O, verstecke nicht dein rotes Haar. Wir spotten nicht. Wir standen ergriffen und stumm, voller Kummer, ein trunkenes Paar am Ententeich. Geh hin kleiner Vogel. Friß all unser'n Ballast, den Zorn, die Trauer und auch uns're Zweifel und sinke hinab. Zum Grund allen Grundes, und laß unsere Herzen reiner zurück.
Durch manchen Winters trauervollen Port.
(Georg Heym, "Ophelia".)
But in battalions. (IV, 5.)
Irgendwann wird das Krächzen in den Herzen verstummen. Ich kann es leider nicht so leicht und locker nehmen wie andere vielleicht.
(Wie rein dieser Vogel auf dem Bild aussieht.)
im Möwenkostüm dieses ganz ungestüm.
Verzeihung, ich bin es auch, ungestüm, aber einen wunderschönen Text haben Sie, Künstler(!), dort oben hingestellt.
Wie für einander gemacht, die beiden.
Maxim Gorki: Das Lied vom Sturmvogel