Am Freitag saßen bereits T-Shirt-Menschen in meiner Mittgspause unten am Hafen, Gesicht und weitere Bleichhaut Richtung Sonne gewandt, eine moribunde Zauberberg-Kommune am Elbufer, ich wollte aber nichts niederschmetterndes sagen. Samstag dann viel Gedöns in der Stadt, ich immerhin kann wie an einen US-amerikanischen Tanzfilm angelehnt verkünden: Ich habe einen großen Karton getragen!
Brauche ich zum Sortieren von Zeug, und wie mir der wirklich sehr freundliche Verkäufer bestätigte: So was gibt es gar nicht mehr, weil diese metalleistenverstärkten Pappkisten nur noch aus Kunststoff hergestellt werden. Wenn überhaupt. Auch die guten Dinge gibt es nicht mehr überall. Dann mit dem Rad raus, dem angestaubten (feuchten Lappen vergessen). Die Autos noch winterverschlafen aber auf Radwegen geparkt. Das muß rasch anders werden. Sonst werde ich anders.
Auf meiner Beerdigung, so Stand jetzt, soll ein Stück von Rebecca Saunders gespielt werden, vielleicht Void. Damit mal 20 Minuten Andacht ist. Rebecca Saunders ist ganz erstaunlich, hat gerade einen bedeutenden Preis gewonnen und mich mit ihrer Musik sehr verzückt. Leider gibt es nicht viele Aufnahmen ihrer Stücke auf CD. Anders als Meredith Monk, von der ich jetzt ein paar Alben besitze. Impermanence und Dolmen Music gefallen mir am besten, Songs of Ascension und die Klavierwerke. Book of Days bislang weniger, dem Album muß ich noch mal näher auf den Grund gehen, aber das interessiert hier sowieso keinen. Sollte aber. Ihr solltet weg von dieser 4/4-Takt-Bluesschemascheiße. Johánsson fängt (oder besser gesagt: fing) immer mit einem großen Musikthemenwurf an, legt mir aber zum Ende hin doch zu viel Pathos auf. Das kann ich selbst, dafür brauche ich keine Orchesterwerke. Ähnliches gilt für Bent Sørensen ("Rosenbad"). Man denkt, diese Skandinavier sind so karg und sprøde, stimmt aber gar nicht. Ich arbeite mich da aber gerade erst ein. Vielleicht liegt es auch einfach daran, daß es sich bei letztgenannten und anders als bei Monk und Saunders um Männer handelt. Alles Großpathetiker.
Ich bin mittlerweile musikmeditativ so erweitert, ich konnte im Geschäft ganz lässig die Warennummer von meinem Aufbewahrungskarton aus dem Kopf zitieren. Wie so ein Memoriergenie! Da bin ich sehr stolz. Kein Wunder, der Rest ist ja schon ganz weggewittert. Neulich habe ich ein graues Haar entdeckt. Gebt euch doch auch mal Komplimente. Wirkt wie Sonnenschein!
>>> Geräusch des Tages: Meredith Monk, Last Song
(Meredith Monk hätte mich in früheren Jahren wahnsinnig genervt. Mittlerweile habe ich einen Sinn für diese an Steve Reich geschulte Lautmalerei mit der Stimme. Sie verschont einen zum Glück ja auch mit stimmakrobatischem Geprotze, das ist halt einfach ein Instrument und gut ist. Alternativ gibt es ihre Klavierwerke.)