
Sonntag, 27. Oktober 2013
Manches klingt zu absurd, um noch in normale Denkmaßstäbe zu passen. Gillian Anderson und David Duchovny lassen sich das Ende von "Akte X" erklären. Denn es hat ja alles auch ein Ende. Da lacht man sich tot, schüttelt den Kopf, alles ab, sieht zu, wo das Team steht, die letzten Verbündeten, der Kratzbaum, an dem man sich beruhigt die Krallen wetzen kann.
Ab dann nur noch Fleckenverwaltung, jedermann ran an die Sauerstoffbleiche, das Glasklar, den Essigreiniger. Das kann doch, so denkt man still, bislang nur ein Witz gewesen sein. Interessant gedacht, aber von sehr weit hergeholt. Die meinen das aber ernst, also die Schienbeintreter, der Stamm Wohlmein, die Hausbewohner am Vielleichtmalspäterplatz. Man muß sich seine Gespenster immer genau aussuchen. Es könnten Freunde sein.

Samstag, 26. Oktober 2013
search request: roboter ausbilden und kämpfen lassen
Um meine eventuelle WG-Tauglichkeit zu testen, habe ich daran gedacht, ob man das nicht im Vorfelde simulieren könnte. Am besten mit eingeplanter Schadensbegrenzung, also etwa so, daß nur rostiges Metall auf rostiges Metall trifft. Nicht, daß am Ende einer schaut wie eine Kuh, wenn es donnert.
Was soll ich sagen? Eine neue Welt! Es folgen Einkaufslinks, ich bitte um Entschuldigung, Willensschwache bitte Geldkarte bereithalten. Da haben wir gleich einen meiner Favoriten, RobotZombie 073. Um seine soziale Belastbarkeit zu reizen, wird eine sogenannte Gummipöppelpistole mitgeliefert. Der robotische Zombie hat nämlich nicht nur ein "leuchtendes LED-Hirn", sondern auch "verschiedene Persönlichkeiten im infizierten und nichtinfiziertem Zustand". Launischer Persönlichkeitswechsel, kenn' ich! Dann heißt es, schnell sein und Gliedmaßen abschießen, denn "schafft man es nicht, ihn zu besiegen, bleibt nur noch die Flucht". Cool. Ich stelle ihn mir als eine Art Kato im Blechkleid vor, der nachts, wenn ich in düsteren Bewältigungsträumen gefangen bin, auf meine Bettdecke springt, um mich anzugreifen, während ich geistesgegenwärtig nach der Gummipöppelpistole, die ich unter dem Kopfkissen versteckt halte, greife, um ihm den ultimativen Treffer ("läßt seinen Kopf aufspringen") zu verpassen.
Gehen wir rüber in das böse Großkaufhaus (ich war nur zufällig dort). Dort wartet ein weiterer Spacefighter auf mich, denn man schon seines Namens wegen liebhaben muß: Otto Simon nämlich. Der behäbige Kerl geht etwas ungelenk so wie ich (also sein zukünftiger Herr und Meister), besitzt aber (seinem zukünftigem Herrn und Meister gleich) "eine Geh- eine Gleit- und eine Dance-Funktion". Für mich überflüssig ist die beworbene Option "Erschrecke deine Freunde, Eltern oder deine Haustiere durch die Schußfunktion", denn zu befürchten ist, daß der wackere Raumkämpfer mangels eben dieser Mitbewohner alles an mir ausläßt. Und eine Gummipöppelpistole liegt in diesem Fall nicht bei.
Es spitzt sich also alles auf Variante Nummer drei zu, ein Roboter, der schon äußerlich eine frappierende Ähnlichkeit mit mir aufweist. Walking Dead ein ferngesteuerter Zombie, der ganz munter herumschlurfen kann - "inkl. typischem Zombie Stöhngeräusch". Ich bin fast verblüfft. Jetzt aber - schön festhalten und nicht am Kopf packen! - zum reizvollen Höhepunkt: Der Stöhnschlurfer wird nämlich gesteuert über eine Fernbedienung "witzigerweise in Form eines Gehirns".
Das klingt aufregend. Der quatscht nicht viel, stöhnt sicher nicht auffällig lauter als das nachtgebetsaktive junge Pärchen unter mir, und über mein eigenes oder dieses Beipackhirn kann ich den jungen Mann vielleicht sogar in die Küche dirigieren, einen Joghurt holen, während ich im Salon sitze und auf ihn warte. Vielleicht mag er auch die Filme, die ich mag.

Mittwoch, 23. Oktober 2013
Jetzt heißt es schnell wieder die dunkelbelaubten Herbstmäntelchen aus den mottenkugelbefüllten Kästen und Schränken zu holen. Noch kurz vor der Zeitumstellung geht es am Donnerstag in der Kaschemme auf St. Pauli ins tiefe, aber kuschelige Tränental. Wer also noch mal richtig schön Nein sagen möchte oder sich gegenseitig anschniefen, ist dabei. Frau Beck, Frau Schwarzenberg und Frau Köhler lesen ohne Quotenmann. Stattdessen gibt es aber Musik! Und Getränke! Und Essen! Und lieb sein!

Samstag, 19. Oktober 2013
Würde ich mit diesem Blog noch einmal von vorne beginnen, flögen alle Farbfotos raus. Nur noch Schwarzweiß. Oder besser: graugrau. Wäre das nicht toll, ein Blog, in dem es nur regnet?
Gut, aber Bloggen ist, "what you are writing on the internet while you were having other plans", wie John Lennon einmal sagte. (Jetzt aus dem Kopf zitiert.) Es ist wie es ist, und sollte ich einen falschen Eindruck verbreitet haben, so tut es mir leid.
Am kleinen bemoosten Betonhäuschen, in dem die Müllcontainer übernachten, ein Centstück gefunden. Nun wissen wir ja von früher alle, wie das geht mit dem Glückspfennig. Dreimal draufspucken und immer in der Hosentasche mit sich tragen. Das bringt Glück! Man hat nur das Problem, wenn man von der Neigungslage her Shoegazer ist und immer nur die Smiths oder My Bloody Valentine und manchmal auch New Order hört. Das Schuhestarren bringt es nachvollziehbarerweise mit sich, daß man einen gewissen Vorzug beim Pfennigefinden hat. Was wenig Sinn macht, denn als Shoegazer hat man von der Natur her eine herzensoffene Haltung zur Depression, und da macht "Glück" als Konzept keinen Sinn. Aber siehe, auch dies ist bloß scheinbar. Denn die Heimtücke und gleichzeitig ironiegeträntes Schicksal ist, daß man als Shoegazer alsbald die Hosentasche dick gefüllt mit Kupfermünzen hat. Was schnell zu Haltungsschäden, wenn nicht zu blöden Sprüchen ("Is that a gun in your pocket...") führen kann, sorgt man nicht rechtzeitig für gewichtsausgleichende Verteilung. Linke Tasche, rechte Tasche (daher der Spruch), hinten was, bis man einen Gürtel aus Kupfermünzen trägt. Und dann geh mal im besoffenen Kopf nach einem shoegaze-verhangenen Konzert am Hafen nach Hause und rutsch vom glitschigen Kopfsteinpflaster über so einen Kai ins Wasser! Da kann man dann Spucken wie man will, da helfen einem diese Glückstaler wirklich nur wenig.
Aber das ist sozusagen Zukunftsmusik, denn bislang habe ich heute nur einen Cent gefunden. Das geht sich noch wunderbar aus, und es muß sich niemand voreilig eine Sorge machen.
Im Supermarkt, in den mich mein weiterer Weg dann führte, mag ich besonders diesen Drehständer mit Grußkarten an der Kasse. Dort am Point-of-Sale des besonderen Humors verkündet ein Schild: Heute schon gelacht! (Handlungsanweisung!) und ein weiteres: Humorpostkarten 1,10 €. Witzig wäre doch, so dachte ich heute, jetzt 110 Glückscents auf den Kassentresen zu zählen, und dann haben alle mal gelacht. Insbesondere die gut zwanzig Menschen, die in der Schlange hinter mir standen.
Am Stand der Bäckerei jubelte mir die Bäckereifachverkäuferin schon von weiten zu: "Ein Soundsobrot?" Weil ich nämlich alle paar Samstage dort ein Soundsobrot kaufe. (Das heißt natürlich anders, aber ich will den Namen aus gleich erklärten Gründen nicht verraten und auch keine Werbung machen. Nicht, daß ihr beim Bäcker denkt, ach schau, die haben da Soundsobrot, das ißt der Herr Kid doch immer. Dann kaufe ich das auch. Oder: Dann kaufe ich das extra nicht!) So ein Glück, dachte ich. Nach zehn Jahren in diesem Viertel, bin ich endlich aufgenommen im sozialen Netzwerk der Bäckereifachverkäuferin. Ich bin auch nicht unsichtbar, wie neulich gehofft befürchtet, man kennt sich, eine Art Herr Kaiser des Brotekaufens.
Schön, daß die sich so eine Kleinigkeit gemerkt hat. Andererseits, dachte ich aber im selben Moment, denn jedes Centstück hat bekanntlich zwei Seiten, was, wenn die sich heimlich (Achtung, ein Wortspiel:) ein Zubrot bei einem Geheimdienst verdient. Der dann weiß, aha, Herr Kid, Soundsobrot ißt der also auch, verdächtig, verdächtig, denn Kunden, die Soundsobrot essen, haben bei Amazon auch Bücher über Münzwesen und Aberglaube bestellt. Oder sie wurde von ihrer Bäckereifilialkette dazu verpflichtet, kundenvertrauliche Informationen an das Marketing weiterzureichen. ("Durchzustecken", wie es im Fußballdeutsch heißt.)
Ich werde das wissen, wenn demnächst Werbemails bei mir eintreffen, die mir nicht nur heiratswillige Damen aus Osteuropa, bischofsstabverlängernde Maßnahmen oder auch einfach bloß sinnlosen Kram andienen wollen, sondern insbesondere Soundsobrot. "Herr Kid, Sie sind ein Glückspilz!" wird die Betreffzeile lauten (weiß ich doch, ich hab einen Cent in der Tasche!). "Drei Tonnen Soundsobrot warten auf Sie! Rufen Sie heute noch an, sonst verfällt Ihre Chance! Telefon Null-TausendMark-666! Damen aus Osteuropa warten auf Sie für eine leckere Brotzeit!"
Sonst habe ich mal wieder nichts erlebt.

Donnerstag, 17. Oktober 2013
I have pulled myself clear.
(PJ Harvey,
"Horses In My Dreams")
Wochenende, Sonne im Herbst. Wozu soll das gut sein? Die tiefstehenden Strahlen enthüllen nur eins: Ich habe die Fenster schon lange nicht mehr geputzt. Guter Anlaß also, sich lieber die dreckigen Fenster anderer Häuser anzuschauen. Die sogenannte "Sachsenburg" in der weiteren Nähe ist ja beim Versuch, sie ordentlich abzureißen, etwas unglücklich in der Mitte durchgebrochen. Das sieht nun aus als hätte ein besonders zorniger Gott mit der Faust aufs Haus geschlagen. Oder ein sehr, sehr großgewachsener Dreijähriger. Jetzt steht sie so da als Trümmermahnmal, die Spitze im Nebel, die bessere Hälfte immerhin schon weggeräumt. Das ist wie bei mancher guten Ehe.
Ab und an mal den Hof fegen, dort wo Erniedrigte und Beleidigte Lieder aus Les Misérables singen oder wie die Jungstudentinnen unten im Haus ausnahmsweise nicht auf ihre Smartphones "phubben", sondern ihre in der Hand getragene Tiefkühlware laut kommentieren (in etwa: "Die werde ich gleich essen!" - "Hm ja, ich auch!" - "Oh, ich freu mich schon so.") statt - jetzt nur als Beispiel - einem älteren Herrn aus der Hausgemeinschaft die Tageszeit zu erbieten oder die Türe offen zu halten. Ich sage jetzt auch nicht, um wen es sich dabei handelte.
Ich schüttel da nur den Kopf oder tippe daran und schweige auch (aber nicht hier) über das frisch zugezogene, offenbar sehr religiös angehauchte Pärchen in der Wohnung unter mir. Zu allerlei obskuren Tageszeiten, heute zum Beispiel noch vor dem Frühstück, gerne aber auch mal mitten in der Nacht, wird dort sehr laut gebetet, wobei sich vor allem die junge Frau mit einer gewissen Inbrunst hervortut. Jaja! ruft es da zum Lob eines hoffentlich nicht ganz so zornigen Gottes, manchmal auch in direkter Ansprache "Oh, Gott!", gefolgt meist von weiteren, in einer gewissen Ekstase hervorgejuchzten Ja! Ja! Ja!
Mächtig was los also in letzter Zeit hier in diesem kleinen Leuchtturm, wo ich wie ein weltentrückter, bescheidener Bischof über Dingen schwebe, dabei aber nicht einmal einen Reliquienkeller besitze. Ein weiterer Grund, so mit halb zugekniffenem Auge und folglich unauffällig nach einer neuen Unterkunft zu suchen, ehe mir alles zusammenbricht wie die Sachsenburg. Es gibt da interessante Wohnprojekte, Mehrgenerationenhäuser, Menschen aus unterschiedlichen Richtungen und in unterschiedlichen Verfassungen. Ein federndes Gemeinwesen in nuce. Leider kann ich nicht gut mit Menschen, das könnte ein Problem sein. Ein Haus für mich, ein Axolotl und meinen eingebildeten Hund wäre da mehr nach meinem Geschmack. In Dorset gibt es ganz hübsche, und ich könnte bei PJ Harvey um eine Tasse Milch nachfragen, sollte es mir an solcher mangeln. Zucker hat die wahrscheinlich nicht. Eine Scheibe Brot vielleicht. Nach Kuchen frage ich ja schon gar nicht mehr. Obwohl man sich da nicht täuschen darf: Die schönsten Frauen entpuppen sich mitunter als begnadete Kuchenbäckerinnen!
Dorset ist mir jedenfalls zu weit, ähnlich wie manche vorgelagerte Stadtteile von Hamburg. Vielleicht sollte ich doch erst mal den Rest der Sachsenburg besetzen, äh, spontan ausgedehnt besuchen. Oben, von der Nebel-Etage aus, hat man einen guten Ausblick auf hübschen Wohnraum in der Stadt. Mir gefiele das.

Samstag, 12. Oktober 2013
Ich will nicht sagen, ich sei angefressen. Aber enttäuscht, das ein wenig schon. Auch wenn ich kein wirklicher Freund von Serien bin, hatte ich Hannibal lange erwartet, bin letztlich vorgestern ein wenig zufällig hineingestolpert. Na ja. Ich weiß jetzt gar nicht, was genau ich erwartet habe. Mir war es zu glatt. Zu sehr aus dem Baukasten. Jede Szene zeigt in erster Linie ihre Gemachtheit, da ist kein sinnvoller Fluß. Ein mörderisches Rezept, aber zu kalt serviert.
Das Casting, wie es in den USA halt sein muß. Wir brauchen einen Schwarzen in leitender Position, wir dürfen einen Asiaten nicht vergessen, am besten eine Frau, dann haben wir das auch gleich. Das Ermittlerteam beim FBI spiegelt brav die gesellschaftlichen Verhältnisse. Nicht aber die Vorschriften. Der Mann am Schießstand trägt Hörschutz. Die Frau, die direkt neben ihm und der Waffe steht, aber keinen.
Nur ein Beispiel. Medizinische Details, noch so ein Thema. Hanebüchene Erklärung der Ketoazidose. "Er erhöhte die Insulindosis". Ist klar. Mich wundern diese Schludrigkeiten bei Filmen, die ansonsten so über ihre ausgefeilten production values wirken. Der Kannibale im Schöner-Wohnen-Katalog mit Eileen-Gray-Beistelltischchen. Perfekt getönte Wände, ich habe gleich überlegt, meine eigenen noch einmal anzupassen.
Zeugen und Opfer tauchen auf und sind gleich wieder verschwunden ("ist verstorben"), halten den Plot nur auf oder schieben ihn unmotiviert weiter, vielleicht sollte man da aber bei der ersten Folge nicht zu hart urteilen.
Sowieso versuchte der Kollege mir mildernde Umstände unterzujubeln. Nicht jeder der jüngeren Zielgruppe kenne schließlich die Vorbilder, da könne man die alten Pointen ("Ich lade Sie und ihre Frau zum Essen ein") ruhig noch mal bringen. So wie den Einfall mit der "lebenden Leiche", den man schon aus Sieben kennt. Die Idee mit der Pilzkultur hingegen fand ich ganz originell. Ein schönes Bild, wie eine organische Skulptur. Dafür nervte rasch diese hingetupften, angestrengt auf "surreal" getrimmten Bilder von Hirschen, die durch Krankenhausflure wandern, überhaupt diese Super-Empathie als Behauptung. So als hätten wir nicht alle mal einen bösen Gedanken.
Hannibal scheint mir was für Leute, die, sagen wir mal, auch Coldplay gut finden. Rundgefeilte Ecken, Darsteller statt echter Charaktere, gutgekleidete Modemenschen, die tun als kennten sie sich in der Küche aus - und natürlich Klassik zum Essen hören, damit man als Zuschauer weiß: Da ißt ein Kannibale! Hopkins war schon etwas kippelig in seiner leicht affektierten Schauspielkunst, Mikkelsen sieht so gefährlich aus wie ein Männermodel auf den Einstiegseiten der Vogue. Bei The Fall beeindruckte mich, wie das Töten als umständliche, schweißtreibende-langwierige und abstoßende Handwerksarbeit gezeigt wurde. Nicht als eitle "Kunstform" für Menschen, die auch überdesigntes Küchengedöns im Hause haben, weil es sonst nicht mit dem Kochen geht. Lecter, der Manufactum-Killer mit der Klassik-CD-Sammlung von Zweitausendeins.
Ich hoffe, wenn Scully dazustößt, heizt sie ihm ordentlich ein.

Donnerstag, 10. Oktober 2013
Aus Gründen in den letzten Tagen viele Kurzfilme gesichtet. Über Fahrräder, Longboards, Jugendkultur. Es fehlt immer noch die große Billstedt-Saga, dabei wandern die Bagger und Kräne in Hamburg immer weiter nach Südosten, fressen sich durch Brachen, Grüngürtel und das Betongewölle der 70er-Jahre-Schlafnester.
Palais Schaumburg spielen am am Freitag. Keine Ahnung, ob ich das schaffe. Ob die mithelfen, eine neue Stadt bauen?
Brutal youth from the Stadtrand: Gewalt, Sexualität, Pubertätsplemplem - eindrucksvolles, teils verstörendes Video von Kid Wise. (Nicht sicher uff Arbeit.)
Wunderbarer Kurzfilm über Fastboy und wie er in der Stadt Räder baut. Die Liebe zu den Dingen, das Handwerk. Plus die ganze große Scheiße. Schöne Lehrstunde in Demut.
The Girls are alright: Gegründet in Madrid, gibt es die Szene mittlerweile weltweit: Longboard Girls Crew. Skatermädchen, die - so wie andere Silvester "ohne Jungs" feiern - ihr, wie heißt es?, "eigenes Ding" machen und zum Teil beachtliche Abschußfahrten unternehmen oder Stunts (würde ich als Vater sofort verbieten, falls ich nicht das Geld für eine Zahnzusatzversicherung hätte) oder einfach ganz gemütlich Plätze in der Stadt oder auf Landstraßen zum Cruisen erobern. Der kurze Film vermittelt die Atmosphäre. Es gibt viele Videos davon, und ja, es stimmt - die könnten auch alle Werbung für irgendwelche Modelabel sein. Zum Teil sieht man Sequenzen mit VW-Bulli, erst Surfen, dann Skaten, Sonne, Jugend, Lebensfreude, angerissene Jeans und bedruckte T-Shirts. Als einstudiertes Mißtrauensvotum würde ich nicht ausschließen, daß die Sache auch "ein wenig" gesteuert ist (womöglich von einem Mann). Ich selbst gebe aber mein Ehrenwort usw. Und man soll auch nicht alles kaputtreden.
Wäre ich schlau, würde ich sofort ein eigenes Longboard-Girls-Crew-Team sponsern. Kid-37-Skaters, so wie diese hier in Taiwan mit Frankie-Valli-Sound und Tanzchoreographie. Dann Ladengeschäfte in der Innenstadt, wo ich signierte Boards verkaufe. Ist trotzdem cool, vielleicht gerade weil Verbissenheit fehlt. Dafür, Tempo, Schrammen, Rock'n'Roll.
Tonnen davon.
