
Sonntag, 29. Juni 2008

Ich vermisse euch nur ein bißchen.

Montag, 23. Juni 2008

Ich sah keine Schießerei in der Garage. Ich unterließ bloß, etwas vom Balkon zu werfen, einen ungewöhnlichen Namen zu tragen, eine Erinnerung zu bleiben. Von Holly Golightly den Wetterbericht zu fordern. Nun, bis zur Unkenntlichkeit als Mitglied eines Ukulelenorchesters verkleidet, werde ich mich heimlich aus der Stadt schleichen, immer der Nase, dem Meer und dem Versprechen auf Stille nach.
Dies, man staune, ist bereits die ganze Botschaft.

Montag, 23. Juni 2008



Zum Abschluß dann heute über den Naschmarkt Flohmarkt, gloriolenhaftes Wetter, kurze Strümpfe, blanke Knie: Hamburg zeigt sich von der gelassenen Seite und räumt die Schätze auf die Straße. Die Reisen durch die Vergangenheit, die Reisen durch die Erinnerung, Rauchzeichen aus einer anderen Zeit. Ich habe nichts vergessen. Die schlimmen Dinge nicht, aber wichtiger - auch nicht die schönen.
Später unterhalte ich mich anderem lieben Besuch über das Erinnern, das Verstehen, Mut und mangelnden Mut, über Traurigkeit und Zukunft.
Der Tag ist voller Zeichen, Gesten und verborgenen Zinken. Begegnungen und Abschieden. Es bleibt der Schmerz über das Verlorene. Und die zaghafte Aussicht - es heißt: immer nach vorn.

Wie angenehm doch der Umgang mit Menschen ist, die aufmerksam sind, ohne ihre Position zu verraten. Die einen nicht mit Lethargie einhüllen, wie ein Auto voll mit Kohlenmonoxid.
Die Leichtigkeit nicht mit Leichtfertigkeit verwechseln.

Samstag, 21. Juni 2008



Wir reden nicht im Superlativ der großen Städte. Wir nehmen uns die schönen Momente, die kleinen, und sehen den Regen nicht.
Aber wir hätten auch gar keinen Schirm gehabt.

Freitag, 20. Juni 2008



So ist Fußball: Kaum haben unsere Jungs die Österreicher nach Hause geschickt aus dem Wettbewerb gezwungen, sagt sich lieber Besuch aus Wien an und bringt, charmant wie die Wienerinnen sind, nicht nur sich selbst, sondern auch noch tolle Geschenke mit. Paris, Picknick, gute Gaumendinge waren die Stichworte, und ich frage mich gerührt, wieso Menschen häufig so nett zu mir sind, wo ich doch häufig nicht so nett zu Menschen bin. Für das Viertelfinale ziehen wir uns eine lauschige Ecke beim Portugiesen zurück, leider ohne Sichtkontakt zum Fußballfeld, dafür mit Sicht aufeinander und Ohren für ein Gespräch und das Interpretieren zahlreicher gepresster Aaaaahs, enthemmter Ooooohs und gequietschter Uiiiiis aus der Fankurve. Die Neuauflage des Spiels Frohsinn gegen Saudade verdirbt weder Koch noch Gästen die Laune, mit raschen Flankenwechseln werden ernste und heitere Themen gemischt, ein Stück weit durch die jüngere Vergangenheit gekreuzt, Kopf geschüttelt und dann vorausgeblickt in die Zukunft. Zum Beispiel nach vorne, auf die Reeperbahn. Kaschemmen gegen Clubs, Molotow gegen Mandarin, dazwischen Neon, Tänzerinnen an der Stange und immer wieder Schlaandhallodris beim Hupkonzert.
Selbst der Nachtbus, wo sind wir eigentlich, zeigt sich andekoriert, alle schweinsteigen, hihi, dichte ich im Stillen, Sagres sei Dank, aus mir wird noch mal ein Großer werden; erst aber husch, ab ins finstere Körbchen.

Donnerstag, 19. Juni 2008

Gerade mußte ich tatsächlich überlegen, wie man das Magazin befüllt. Es ist das eine, sich selbst oder die Wohnung zu vernachlässigen. Aber seine Staffelei doch nicht. Viel zu lange schon. Das rächt sich, wenn man die Koffer lüftet und merkt, daß plötzlich die Blende hängt. Die Trägheit der Mechanik. Das langsame Surren, wenn der Verschluß abläuft, der kurze Moment, wenn das Licht einfällt.
Die Wiederentdeckung des langsamen Herantastens, mit demütig gesenktem Kopf, der seitenverkehrte Blick auf die Welt, der ganz neue Wahrheiten enthüllt. Eine von vielen, je nachdem, welcher Perspektive man nachhängt.
Viele vergessen das. Sie bilden ihr Gucklochurteil. Sie halten ein Auge geschlossen.

...geh doch still woanders hin.
(Aber gepflegt. Damit ich in Ruhe dichten schlafen kann.)

Mittwoch, 18. Juni 2008
perhaps it is because he hears a different drummer.
Let him step to the music which he hears,
however measured or far away.
(Henry David Thoreau. Walden. 1854.)
Gestern im Schanzenpark gesessen und über das Thema Berufsjugendlichkeit nachgedacht. Wie man so rumläuft zum Beispiel im Einheitsornat aus Lastkraftwagenplane und Segeltuchschuh. Immerhin habe ich keinen Apfel in der Tasche. Hier ist alles nur ein Butterbrot.

193 Seiten in etwas über 17 Minuten. Lesen kann es nicht sein, was hier gerade ein Besucher aus einer mir auch ganz gut bekannten Großstadt treibt. Hallo, und guten Abend. Irgendwie bin ich bei solch exzessivem Stöbern in den Archiven ja doch merkwürdig berührt. Einmal las sich jemand zwei Jahre zurück. Aber das war eine andere Geschichte. Das habe ich verstanden, auch wenn ich wußte, daß die Antwort nicht im Blog liegt. Fast hätte ich es damals laut geschrien. Fast.
