Sonntag, 29. Februar 2004


Guten Tag, mein Name ist...

blabla. So ruft ein bekannter ehemaliger Senator kurz vor der Wahl wahllos Personen in dieser "schönen Stadt" [tm] per Telefon an. Blablabla, deshalb wählen Sie mich. Blablabla. Und diese Telefon-Spam-Bandansage ist dabei richtig gut gemacht. Die Intonation hervorragend, der Text präzise, suggestiv und stringent, die Tonality sehr genau ausgependelt zwischen höflicher Demut und überzeugender Bestimmtheit.
Wieso eigentlich hat immer der politische Gegner die besseren Kampagnen? Selbst zum "Aufräumen" will er kommen. Kann in meinem Keller anfangen. Der Herr M.? Fährt Bobby-Car wegen der Kitaplätze. Soll die Firma nicht verkauft werden? Schon wieder auf den falschen Sitz gesetzt?

Also, heute ist Wahltag.
Abschiedsräume, Toiletten - ist das nicht alles irgendwie dasselbe?

"I'm crazy for you, but not that crazy", singen die Magnetic Fields auf persönliche Empfehlung meiner Wiener Lieblings-Korrespondentin, die - hätte ich Rentenansprüche oder eine Lebensversicherung - sofort heiraten würde. Aber erst einmal gehe ich ins Wahllokal und schaue, was da zu machen ist.


 


Samstag, 28. Februar 2004


Soixante-neuf

Einer schönen Tradition von Lady Death folgend, möchte ich mal darauf hinweisen, daß dieses blog nunmehr 69 Tage besteht.

Macht was draus.

Und bitte kein Gerede. Atmen macht auch krank.

Oder wie Ellen DeGeneres schon zu berichten wußte:
"Beunruhigende Studie enthüllt: Studien sind beunruhigend."


 



Der Traum vom Osten

Für manche ja schon ausgeträumt.
Manchmal frage ich mich aber, was sind das eigentlich für Redakteure, die diese ostalgischen Rückblicke betreuen. Eben bei arte gab es alte 8mm-Filme aus der DDR zu sehen. Säugling Rainer, geboren am 28.10.1965 (schönes Datum ;-)), wird gebadet. Kommentar: "Stoffwindeln. Ein ganzes Land ist ihnen groß geworden." Richtig. Ein ganzes Land. Nicht nur die eine Hälfte. Im Westen gab es nämlich zu dieser Zeit in der Regel auch nichts anderes.

Überhaupt wird gerne vergessen, daß zehn, zwanzig Jahre nach dem Krieg die Alltagswirklichkeit Ost/West sooo unterschiedlich noch gar nicht war. Im Westen gab es auch nur Kohleöfen und Klos auf dem Flur. Man besaß einen Stuhl und einen Anzug. Und kein Buch.

Vermutlich sind diese Redakteure nicht älter als 30.


 


Donnerstag, 26. Februar 2004


Ash Wednesday

Bei der Mad Tea Party wird T. S. Eliot zitiert. Ein schöner Beitrag zum Aschermittwoch. Ich war heute in St. Petri.
Es gab aber keine Aschekreuze.

Gun Club

Dies aber zeigt mir, daß bessere Zeiten anbrechen. Dieses Lied IST meine Jugend. Ich meine, als ich blutjung war und Pogo noch was mit Expression und nicht mit sinnentleerter Brutalität zu tun hatte. Heute kennt das ja sowie keiner mehr. "We can fuck forever, but you will never get my soul". Hört sich vielleicht etwas unromantisch an. War aber ein Statement. Ne me touche pas. Dazu gehört auch Charles de Goal mit "Rock de Jeune". Ich werde demnächst noch Harald Staun zu diesem Thema zitieren, finde nur den Schnipsel nicht. Ganz groß. Danke, Tom Paul. Danke, Gun Club!

Radau | von kid37 um 02:17h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Mittwoch, 25. Februar 2004


Am Fenster


Vor ein paar Wochen lag für hiesige Verhältnisse viel Schnee und verwandelte auch die norddeutsche Landschaft in eine ungewohnte Szenerie. Selbst nachts gegen 1 Uhr lag über allem ein unwirklicher, gelblich fahler Schein. Zum Glück stand William Turner zufällig an meinem Fenster, um den nachtromantischen Ausblick festzuhalten. Selbst das blaue Licht des Krankenwagens, der sich zu fortgeschrittener Stunde mühsam durch den Schnee kämpfte, entging ihm nicht.


 



Merkwürdige Anrührung

Gerade las ich im Terminal Pub eine kleine, aber empathische Eloge auf Naked Lunch. Die Kärtner Briten, sollten sie noch in London wohnen, waren vor ein paar Jahren mal für kurze Zeit, das "neue, heiße Ding". Ich war verknallt in ihr Album "Superstardom", das ich einem Kollegen erst aus dem Kreuz zu leiern versuchte, ehe er es mir freiwillig abtrat mit den Worten, "na wenn es Dir so gut gefällt". Später trat er mir sozusagen noch seine Geliebte ab, wenn man das so sagen darf, aber das war weder ihm noch mir zu diesem Zeitpunkt überhaupt bewußt. Tatsächlich habe ich es erst vor einem Dreivierteljahr erfahren, und da spielte es keine Rolle mehr. Jedenfalls was Naked Lunch anging.
Ihr anrührendes Sparks von "Superstardom" hat mich nun an eine Zeit erinnert, als vieles noch vor mir lag, was nun hinter mir liegt.

Now listening to Naked Lunch. "Stay".

Radau | von kid37 um 01:08h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Dienstag, 24. Februar 2004


Du kommst als Fremder

... und du gehst als Fremder.


 


Montag, 23. Februar 2004


TV-Tipp

für diejenigen, die überhaupt einen Fernseher haben und arte empfangen können. Ab 22.20 Uhr läuft eine interessante Doku über den jüdischen Schriftsteller und Grafiker Bruno Schulz und seine Wandmalereien in der Villa einer SS-Größe.

Zitat (sinngemäß): "Der war doch Masochist, der hatte nichts mit Frauen."
"Aber Masochisten haben doch auch was mit Frauen?"
"Jaa, aber nicht so."

Super 8 | von kid37 um 23:16h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Samstag, 21. Februar 2004


Erdbeeren

Man soll sich nie von einem Kaffee beeindrucken lassen.

"Ich stieg auf Berge und ging durch Täler, unter Brücken und über Gräber. Ich sah sie kommen, und sie sahen mich gehen. Ich wollte immer nur verstehen, wo geh ich hin, und wo gehst du her, denn dieser Unterschied ist sehr genau. Entweder ist der Sinn das Ziel oder der Weg dorthin."

(Bernadette Hengst, "Immer noch ich")

Erdbeeren aber gibt es zu dieser Zeit nur in Wien .
Vielleicht gibt es dort auch ein Etap-Hotel.

Radau | von kid37 um 05:11h | 9 mal Zuspruch | Kondolieren | Link