Samstag, 29. April 2023


Through a Glass Darkly


(Geist IV aus der Reihe: "Spiritistische Bilder". Kohle, Papier, Digital.
Ca. 22x30 cm, 1000,- Mark)

Frühlingsbeseelt hat unten auf dem Kanal der Bootsverkehr wieder eingesetzt, auch wenn die Wasserwege zum Teil für eine Zeit gesperrt waren. Ein Großbrand in der Nähe spülte Löschwasser, Öle und andere Chemikalien in die Gewässer. Sieh die Welt schillern und glitzern, Finger recken aus wüstem Müll.

Tote Fische allerdings trieben nicht vorbei, doch nutzte ich die rauchig aufgeladene Atmosphäre, durch eine vorsichtig und gleichmäßig verrußte Scheibe Geistererscheinungen aus dem Äther auf Papier zu bannen. Ein komplizierter und fragiler Prozess, zu dem es absolute Ruhe und entspannte Konzentration braucht.



Ich werde von Interessierten oft gefragt, wie man diese Erscheinungen anlocken kann aus ihrer zwischenweltlichen Dimension. Nun bin ich ein sachlicher Mensch mit unverrückbarem Glauben an Technik und Erfindung. Hier ist also kein Hokuspokus im Spiel, sondern ein sog. "Ätherdetektor", den ich zu diesem Zweck erfunden habe. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, ist das Prinzip wie folgt kurz erklärt (Passt aber auf, es könnte im Abitur vorkommen): Mit Hilfe einer Kurbel wird eine Trommel aus Metallstäben, in der sich drei keramische Ionisatorkugeln befinden, in Bewegung gesetzt. Ab einer bestimmten Schwingungfrequenz werden nun bestimmte Strahlungen aus dem Äther erregt, geraten mit der Maschine in Resonanz und laden die Kugeln. Da aber die Trommel zugleich einen Faraday'schen Käfig (das ist Physik) bildet, sind die Strahlen "gefangen" und beginnen alsbald (man muss immer weiterkurbeln) über der Maschine zu wabern und ein flackerndes Bild (meist das einer Person) zu erzeugen.

Nicht komplizierter als eine Scheibe Toast zu bräunen, sage ich immer. Vorausgesetzt, man hat die richtige Maschine dafür.