Sonntag, 16. April 2023


Aus dem Leuchtturmbüro



Tief eingegraben in Arbeit stecke ich seit einiger Zeit im Heimbüro fest, wälze Tabellen und Messberichte, technische Unterlagen und übe mich in einer Lingo, die nicht ganz die meine ist. Zur Begleitung zwitschern mir Vögel was ins Ohr, manches verlockend, manches auch gar nicht mal so sehr. Immer wieder erwische ich sie dabei, wie sie Lesezeichen, Notizzettel und ganze Seiten aus meinen Manuskripten zupfen, um damit Nester zu bauen. Frühling, diese lästige Jahreszeit zwischen triebhafter Aufgeregtheit und unentschlossenem Wetterverhalten.

Man soll auf Internetversprechen nichts geben, also auf Texttafeln wie "Hier entsteht eine Webpräsenz" oder "Ich blogge bald öfter"; das sind Ankündigungen, denen selten Taten folgen. Das hat man in der Regel rechtzeitig im Leben gelernt, etwa wenn es heißt "Bald gehen wir gemeinsam in den Zoo" oder "Mit dir gehe ich mal tanzen" oder "Laß uns einen Kaffee trinken". Ich werde also einfach heimlich öfter was in das Blog schreiben und am Ende alle überraschen.

Vielleicht eine Geschichte über Erik Sanko, der gemeinsam mit seiner Partnerin in Manhattan lebt. "Imagine the laboratory of a Victorian-age mad genius, and you’d probably come up with something like the Tribeca apartment of impish polymath Erik Sanko. An emporium of wonders, the place is jam-packed with creaky cabinets, bones, skulls, taxidermy (watchful birds, wild pigs, a small kangaroo), anatomical models, and—hanging everywhere from delicate strings—some of the creepiest marionettes you’ll ever encounter", schrieb die Village Voice, wo ich zunächst nicht sicher war, ob sie nicht meine Wohnung hier im Leuchtturm meinten. Bilder gibt es auch hier bei The Selby.

Erik Sanko hat mal ein Lied gemacht mit dem Titel "The Beekeeper's Daughter", ein Begriff, von dem ich sicher war, dass ich ihn selbst mir mal ausgedacht hatte. Aber wie das heutzutage nicht eben selten ist: Man liegt in unruhigem Schlaf in einer 90-Zentimeter-breiten Koje, und durchs Fenster klettern vermummte Gestalten mit merkwürdigen Instrumenten herein, die mit langen, verknöcherten Fingern einem die Ideen mühsam aus dem Kopf herausprokeln, nur um sie auf dem schwarzen Markt zu verhökern.

Aber ich schreibe das alles auf!

>>> Geräusch des Tages: Erik Sanko, The Beekeeper's Daughter