Montag, 9. August 2021
Insekt. 2021. Tinte, Wasserfarbe, Papier. 1000,- Mark
Oft werde ich gefragt, Herr Kid, wie können Sie mit so wenigen, pointierten Strichen so realistisch malen? Meist antworte ich, daß man dafür die großen Drei bräuchte: Üben, üben, üben! Als Illustrator für Insekten (und Spinnentiere) im naturhistorischen Museum muß man einen Blick haben für die art- und gattungsrelevanten Feinheiten und besonderen Merkmale. Die arbeitet man - ohne unwissenschaftliche Übertreibung! - heraus und bringt ein wenig Charakter in den Ausdruck. Schon ist die Illusion einer überzeugend wirklichkeitsnahen, was gerne "lebensecht" gennant wird, Darstellung gelungen. Eine Übertragung.
Die Spinne hat einen Witz erzählt. 2021. Tinte, Wasserfarbe, Papier. 1000,- Mark
Doch mit naturalistischer Präzision allein ist es nicht getan. Eine solche Abbildung kann jede Fotografie besser. Einem guten Künstler indes gelingt es, das Objekt seines Bildes zum Leben zu erwecken, ohne dabei einzelne Federstriche zu übertreiben oder Tiere und Dinge zu stark zu anthropomorphisieren. Ebenso wie mein stilprägendes, kubistisches Gemälde "Nackte Libelle, eine Treppe herabsteigend" (hier nicht abgebildet) vermeidet meine kleine Zeichnung "Die Spinne hat einen Witz erzählt" solche karikaturhaften Überspitzungen und hält sich an von der Forschung unterstützte Überlieferungen aus dem Leben der Tiere. (Auch wenn über den Humor der Insektenwelt, anders als zum Beispiel über das Liebesleben dieser Tiere, noch wenig geforscht wurde.)
Mein Motto ist: Es liegt genug Zauber in der Natur, der von Talent reich beschenkte Künstler muß gar nicht viel dazudichten.