Samstag, 31. Juli 2021


Seemannsträume


Laurie J. Proud, "Boxing Girls"

Bei Laurie J. Proud dachte ich immer, das sei eine Französin, die zu traurigen Akkordeonklängen Hafenbilder aus dem Marseille der 30er-Jahre malt. Mit einem interessanten Schuß Motel-Flair der 50er. Neo Rauch trifft David Lynch, könnte man es umschreiben. Jetzt ist es aber so, daß alles ganz anders ist. Laurie J. Proud ist ein Engländer, der mittlerweile im beschaulichen Dorset lebt, beruflich Werbe-Animationen macht (z.B. einen auch hierzulande bekannten Hustenmittelspot), mir aber wegen seiner retroatmosphärischen Bilder gefällt. Da gibt es Boxer und Boxerinnen, Bar- und Hinterzimmerdamen, düster umwölkte, rauchende Matrosinnen, Möchtegernschauspieler und Würfelspielbetrüger, Schnacker, Halbnackte und Halbweltganoven.

Condensed Night

Es sind kleine Geschichten und gemalte Chansons (wie die auf Panels verteilten Bildergeschichten in seinem Buch Peepholes) aus einer melancholischen, neu erfundenen Vergangenheit. Der kurze Animationsfilm Condensed Night ("a boy lost his ball") wirkt dabei wie eine vergessene Albtraum-Episode aus Lynchs Eraserhead und bringt so manche verstörende Nachbarswelt auf den Punkt. Bei manchen ist der Regenbogen halt grau. Oder geringelt.

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