Freitag, 16. April 2021
Der zögernde Boxer. Kohle auf Papier. 2021. 1000,- Mark
Da ich nicht gut keuchend um den Block joggen kann, muß ich mich im Lockdown auf andere Weise fit halten. Ausstellungen und Museumsbesuche fallen ja auch flach, weshalb ich Kraft meines ungezähmten Talents jeden Tag ein gewaltiges Bild oder wenigstens eine subtile Zeichnung sozusagen aus dem Nichts meiner nebeligen Gedanken schaffe. Den seelischen Tiefen entrissen, der Qual entborgt, aus dem Brunnen des abgründigen Seins gezwungen. Normaler, kreativer Prozeß, im Ergebnis aber exakt 1o00,- Mark wert.
Mit Sportmalerei, wie hier am Beispiel Der zögernde Boxer, kann man insgesamt aber keine Preise mehr gewinnen. Lebte ich in den 20er-Jahren in Berlin, dann würde man meine Werke heute unter UV-gedämpften Licht an internationalen Kunsthandelsbörsen versteigern. So aber muß ich darauf noch 100 Jahre warten. Ein alternder Boxer, der alten Erinnerungen nachhängt, taumelnd im Ring, schwer atmend in den Seilen, das Schringern in den Ohren kein Telefon.
So als angezählter Boxer sollte man mal Urlaub machen. Aber für so was habe ich kein glückliches Händchen. Ich weiß ncht wie oft der ins Wasser fiel, weil buchstäblich im letzten Moment etwas dazwischenkam. Und als ich es endlich gelernt zu haben schien - kam Corona als ganz großes Geschütz. Jetzt habe ich auf Instagram #Audierne abonniert, weil ich da ein-, zweimal im Urlaub war. Da gibt es wenigstens schöne Bilder aus der Bretagne zu sehen. Auch lauter schöne Motive - allein, man kommt ja nicht hin. Allein kommt man nicht hin. Vielleicht bin ich auch zu zögerlich.