Donnerstag, 8. August 2019


Groszmannssucht in Arkadien



In meinem Erzählband Bei der letzten Zigarette begann es zu regnen habe ich eine handvoll Geschichten über melancholische Groszstadterinnerungen zusammengefaßt, junge Menschen, die nach vorne leben und alte, die das Leben dann von hinten erklären. So im Groszen und Ganzen.

Früher wurde ich von Malern ja so gemalt. Die abgerissenen Köpfe meiner Feinde in der Hand! Heute muß ich mich an Supermarktkassen wegschubsen lassen von jungem, groben Volk. Bald wird man mich auf eine Eisscholle setzen, damit ich ins arktische Meer treibe, denn die Gartenzwergfabrik wird entkernt, alle Menschen müssen raus.

Gut immerhin , daß ich keinen Hang zum Pathos habe, es wäre schlimm um uns alle bestellt. Vor ein paar Jahren hatte ich mal überlegt, nach Düsseldorf zu ziehen, auch eine interessante, mir teilweise merkwürdig sperrig daherkommende Stadt. Am Rhein. Aber dann war die Wetterlage dort leider nichts für mich, ich blieb also hier und dachte weiter grosz vor mich hin. Das Leben ist ja mal so, mal so. Ich sage nur: "First we take Manhattan, then we take Berlin."

Georg Grosz, der alte Groszmaler, hat das ähnlich gehandhabt, nur in umgekehrter Richtung. Das ist in sehr entzückenden, den Stil des Meisters hübsch nachempfundenen Bildern in dieser Comic-Biografie von Lars Fiske beschrieben. Fiske hat zuvor auch schon ein ähnliches Werk über Kurt Schwitters geschaffen (ebenfalls im groszartigen Avant-Verlag erschienen). Politisch scharf, ironisch in der Heldenbeschreibung und angemessen frivol, denn Grosz war da nicht scheu, und seine Modelle auch nicht. Und es waren ähnlich wild bewegte Zeiten.

Ich liege ein wenig in der Sommerhitze flach, fächel mir mit einem Monsterablatt Luft zu und und schüttel den Kopf über meinen Lebenslauf und die passenden Papiere dazu. Aber da gibt es nicht grosz was zu verstehen.

(Lars Fiske: Grosz. Berlin: Avant Verlag, 2019.)