Mittwoch, 27. Februar 2019


Merz/Bow #58


Trotz antiquarischem Muffgeruch (schon vieles probiert) lese ich gerade ein wenig in Sidney Petersons Roman A Fly in the Pigment. Peterson ist einer der frühen Vertreter des US-amerikanischen Avantgarde- und Experimentalfilms. The Cage von 1947 ist einer seiner bekanntesten, mit Einflüssen von Buñuel, Man Ray und Maya Deren. Interessanter Typ, sein satirischer Roman geht um eine Fliege, die plötzlich aus einem Renaissancegemälde im Museum verschwunden ist und deren Sichtweise wir bald erfahren. Vielleicht nicht übermäßig elegant geklöppelt, amüsant sicherlich. Ich bin aber auch noch nicht sehr weit gekommen. Es riecht wirklich modrig.

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Am 25. Februar hat Dana Scully Geburtstag, Special Agent beim FBI für mysteriöse und ungeklärte paranormale Fälle. Ausgerechnet an diesem Tag starb nun ihre deutsche Synchronstimme Franziska Pigulla mit nur 54 Jahren. Jetzt sind die 90er-Jahre aber wirklich vorbei.

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Auch bestimmt "sooo Neunziger", wie es von Superschlauen ja gern herablassend betont wird, ist ja Twin Peaks. Die dritte Staffel war ein großes Fest mit einigen umwerfenden Folgen, einigen Erklärungen der Geschehnisse aus den ersten beiden Staffeln, noch mehr Mysteriösem, viel Kunst, einem großartigen Sounddesign (ebenfalls David Lynch), exquisiter Musik und tollen Auftritten von z.B. Naomi Watts.

Gerade arbeite ich mich durch das dokumentarische Bonusmaterial in der Bluray-Ausgabe. Man sieht bei Proben zu, Vorbereitungen und Setbesichtigungen, erlebt hier und da auch mal einen etwas unwirschen Regisseur (ich hätte gar nicht die Ruhe für so was) und bleibt verschont von Talking Heads, die von "it was a magic moment" und "he's a pure genius" faseln. Es sind wirklich Werkstattberichte, und das einzige, was ein bißchen stört, ist der etwas prätentiös gesprochene Begleittext vom teils deutschen Team, die auch hinter der Doku The Art Life standen. So hat denn auch der Sprecher einen Akzent, der heftiger ist als meiner. (Auf den mich übrigens in New York als einziger ausgerechnet ein Deutscher ansprach. Imagine!)

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Zur Probe rahme ich ein paar Bilder aus meiner "Die Bienen sind tot"-Serie. Ich habe jetzt fünf 50x70-cm und eine handvoll kleinere Formate. Ich nehme das vor allem als Beweis für den Anstieg meines Aktivitätsgrads nach diesem längerem Glassargschlaf die letzten Jahre. Ein motivierendes, interessiertes Umfeld hilft da sehr. Überhaupt sollte man sich frei machen von Unfreundlichkeit und Nörgelei im eigenen Nahfeld. Diese Kritikhanselei, auf die man bei Menschen ab und an trifft, ist kein Zeugnis von Souveränität, sondern letztlich schlecht kanalisierte Geltungssucht. Könnt ihr so aufschreiben. Ihr müßt Blumen sein, nicht Moder.

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An einer Stelle erklärt David Lynch Laura Dern, warum die Uhr an der Wand ausgerechnet 2:53 Uhr anzeigt. Sie sagt, sie ahne es schon, sie arbeite ja schließlich mit David Lynch. Er sagt 2+5+3 ergibt 10, für ihn die perfekte Zahl. Und 3+7? Na? Rechnet es selber aus.

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Wer die Antwort hat, sollte unten auf der Straße übrigens mal nach seinem Kabelmast schauen. Unheimlich.

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This is the water, and this is the well. Kurzzeitig hatte eine Hochschule in Berlin überlegt, dieses Gedicht auf eine Hauswand zu malen. Aber das war, würde Mr. Lynch sagen, nur ein Traum in einem Traum.

MerzBow | von kid37 um 23:35h | 16 mal Zuspruch | Kondolieren | Link