Samstag, 2. Februar 2019
Heute ist ja Tag der Elektrogesundheit, da gibt es, wie man auf den Bildern erkennen kann, allerlei Möglichkeiten, Verspanntes mit der korrekten Spannung zu korrigieren, Tiefgestimmtes mit Hochfrequenz anzukurbeln und (zu) Kurzgeschlossenes in weite Kreise zu schalten.
Als geübter Elektrostatiker ziehe mich mir dann im abgedunkelten Dachzimmer einen Acrylpullover über den Kopf (zehn Wiederholungen) und lausche dem Knistern und Britzeln, schaue halluzinogiert den Blitzen hinterher, spüre wie im Nachhall das Verschwinden von Nackenschmerz und Schwachstromstimmung. Es erheitert mich, wie die umgebundene Krawatte darauf wie ein am Mast festgefrorener Seemann stocksteif in die Höhe steht. (Passiert bei Eismeerfahrten ständig.) "Flaggensignale der Gesundheit!" rufe ich in die Dunkelheit hinein. "Hart backbord! Und keine Pest an Bord!"
Auf diese aufregende, wahre Begebenheit auf hoher See gönne ich mir einen Schluck Eisenwasser, selbst angesetzt. Wozu teuer im Metallschnapsladen kaufen. Eisen steigert die innere Leitfähigkeit, wer in Physik der Mittelstufe aufgepaßt hat, dem leuchtet das ein wie ein energiedurchflossener Wolframdraht. Wer mag, kann es sich auch in einer Eisenwasser-Challenge über den Kopf gießen, das Ganze beim Lichtblitz eines Acrylpullovers fotografieren und beim Sozialen Netzwerk einstellen. Derart befähigt könnte ich auch als Experte für Energiewirtschaft ins Fernsehen gehen, meinen kleinen Elektrostatiktrick auf einem Panel von anders gesinnten Redner zum Besten geben und einen Vorschlag machen. Ich habe da nämlich eine Theørie entwickelt. Trügen Radfahrer in der Stadt statt gelber Warnwesten nämlich welche aus Acryl oder Katzenfell, könnten sich viel zu eng überholende Autos durch Reibung daran elektrisch aufladen! Geht der Akku zu neige, einfach einen Radfahrer im Acrylanzug ausgucken, anreiben, zack - schon kann man zehn oder gar 20 Kilometer weiterfahren. Da ist natürlich jeder erstmal baff, wenn er das hört, das überrascht mich nicht. Geniale Ideen sind oft so einfach, fallen einem wie überreife Äpfel auf den Kopf, wenn man gerade schön unterm Baum träumt, oder schwappen beim Einsteigen wie Wasser über den Rand der Badewanne. (Die übrigens ganz ohne Expertendiskussion fern jeglicher Elektrizität und Acrylpullover zu halten ist.)
Ich werde mir jetzt einen Anzug aus Katzenfell zusammennähen, einen Prototyp wie ein Buffalo Bill der Stromerzeugung. Nur eben mit Cat und Kid. Das sind so Gedanken einer Freitagnacht.