Freitag, 10. August 2018


NYC #6 - Big Exit

Sometimes it rains so hard
And I feel the hurt
In my heart
Feels like the end of the world

(P. J. Harvey, "Big Exit")




Als ich aber so da lag mit meinem vor Hitze wie ein angegorenes Zerealienfrühstück weichgepampten Hirn, dachte ich zähflüssig vor mich hin, daß ich ja in der Heimatstadt der Rap-Musik bin und mich folglich mal berappeln sollte. Zum Glück hatte ich für meine 14 Tage außer meinen Ambitionen im Showgeschäft keine besonderen Pläne, denn Druck und Stress könnte ich auch zu Hause spüren. Und auch wenn gerade alles sehr durcheinander und wie meine Freundin Polly Jean sagt, "crazy" war, so half nur eins: kalt abduschen und dem inneren Ende der Welt trotzig entgegenschauen. Aufbruch, Baby.



Immerhin eine Challenge aber hatte ich mir gestellt, das war die Überquerung der Brooklyn Bridge. Vorab befragte Quellen machten aus der Konstruktion eine Art Ziehharmonika, jeder sprach von unterschiedlichen Längen und Dimensionen und der Art der Anstrengung, die es kosten würde. Am Ende sind es halt knapp zwei Kilometer, die man bequem bewältigen kann. Weshalb es auch jeder macht und dabei irgendwie im Weg rumsteht, um ein Selfie zu machen. Habe ich dann auch gemacht und stand im Weg rum. Weiter draußen kann man dabei der Freiheitsstatue zuwinken, sich ausgefranst und verloren und dann aber herzlich empfangen fühlen.



Romantiker unternehmen diesen Spaziergang spätabends und gehen gemächlich, Hand in Hand mit ihrem eigenen Freiheitsversprechen vielleicht und mit viel "Ah!" und "Oh!" auf die Lichter der Skyline zu. Ich bin bekanntlich sehr empfindlich sachlich orientiert und spare mir das. Die Mittagssonne hat ihre eigene protestantische Klarheit, kein schwummriges Gemunkel, aber man stolpert auch nicht so leicht.



Eins muß man anerkennen: Amerika, du hast es besser! So wird dort dieser elenden Liebesschloß-Plage, diesem Verschandelungsgraffiti des kleinen Mannes, rigoros ein Riegel vorgeschoben. Oder dem sinnlosen Pluckernlassen großer Reisebusmotoren. Das möchte man auch der Weltstadt Hamburg anempfehlen. Nur das mit dem "No kidding" habe ich irgendwie persönlich genommen. Vielleicht sollte ich mir eine Eiskrem gönnen. Alles wird gut.

>>> Geräusch des Tages: P. J. Harvey, Big Exit