Samstag, 17. August 2013
Heute morgen den Kaffee aus der frisch aufgeschnittenen Verpackung nicht in die Vorratsdose, sondern beherzt und ausdauernd wie man es sonst nur in der Liebe halten sollte gleich in die Kanne. Alles rein. Na, halb. Das wäre ein Kaffee geworden, mit dem ich die zusammengekrümmten und irgendwie sehr trockenen großen Spinnen, die seit Tagen in kleinen Trupps in meine Zimmer spazieren, bald aber, der Hunger! der Hunger! tot auf dem Boden liegen, warte Wanderer, bald folgst auch du, zum Leben hätte erwecken können. So habe ich bloß blanke Drähte hineingesteckt, die Spinnen also, und muß auf das nächste Gewitter warten.
Heute wird folgen ein letztes Aufbäumen der Sonnenseuche, eine gute Gelegenheit, die Vorhänge zu schließen, sich ins dunkle Zimmer zu sperren, die dick gewebten Spinnennetze zu zerreißen und von Triers Melancholia zu schauen. Oder aber ohne weitere ultraviolette Gefährdung die Bilder anderer Leute zu betrachten, das Reisen aus zweiter Hand, wie Andrea Diener neulich in der FAZ beklagte.
Gestern, vom abendlichen Fenster gegenüber der Jagdschlößer an den Kanälen Hamburgs aus geworfen, einen Blick auf die Läden der Stadt Paris (das ist in Frankreich). So ist das dort in tout la cité, ungelogen, das macht die Stadt ja so attraktiv für Reisende. Hier gibt es mehr, mehr, mehr Reiseimpressionen aus diesem sehr hübschen Blog der Künstlerin Lisa Congdon.
Über den Reiseinformationsdienst Flickr, dessen neues Layout eine Katastrophe ist, kann man Lichtbilder zwischen hübsch und Kitsch aus der großen, buntdurchwürfelten Stadt Konstan Istanbul (das ist in der Türkei) bestaunen. Die Etappe, Paris - Istanbul nämlich, wäre eine schöne Reise mit dem Art-déco-verzierten Blogger-Express, wobei auf der Fahrt ein belgischer (nicht etwa Frankreich!) Detektiv mit Monokel ein paar grundsätzliche Dinge über die mitreisende Bagage aufklären könnte.
Weiter mit Kitsch: Ich habe ja kein Händchen für Urlaubsfahrten und lade lieber in den eigenen Hinterhof. Ich selbst bleibe schüchtern im kühlen Treppenhaus, sollen andere herumtollen, meinetwegen Dinge machen und Kastanien essen oder Wein trinken oder Musik dazu hören - diese Frivolitäten muß man der Jugend überlassen.
Ich bleibe im Boudoir, oder besser im (Achtung, Kinder jetzt mal weggucken) Boudoir Boudoir, einem meiner Lieblings-Tumblr-Blogs mit gegen den Strich kuratierter Entblößungsfotografie im weiteren Sinn und einem elastischem Begriff von Körperlichkeit und deren Präsenz in Raum, Betrachtung und Bewertung. Nicht alles ist im herkömmlichen Sinne "schön", aber dann eben doch. Ich selbst ziehe mich ja nicht aus, mir fehlt der Vergleich.
Ärger auf der Arbeitsstelle. Ich stellte aber in vorgesetzte Richtung gewandt fest, ihr, so sagte ich, ihr müßt hier durch. Ich, also ich kann immerhin noch Malerfürst werden. Zum Beispiel mit Entblößungskunst. Da wußte er dann auch nichts mehr zu sagen.