Donnerstag, 12. Juli 2012
Die letzten Tage führe ich eine Existenz ähnlich der von W. S. Burroughs, hocke zwar nicht tagein, taugaus in einem lichtlosen Bunker, meditiere dafür aber auf meinem Krankenlager - oder nennen wir es für die späteren Biografen Mein kleines Feldlazarett. Wo andere in Maklersendungen oder Kochshows versinken, reiße ich mich immerhin soweit zusammen, hübsch gemütlich durch kleine Stapel meines Lieblingsmagazins Cabinet zu blättern.
Das Quarterly for Art and Culture ist in Deutschland leider schwer aufzutreiben und von den mittlerweile 45 Ausgaben besitze ich auch nur knapp ein Drittel. Aber was für ein Genuß! Die einzelnen Ausgaben sind thematisch orientiert (hier ein Überblick) und versammelt dazu Beiträge, Bilder und Dokumente aus unterschiedlichen Disziplinen von Kunst und Wissenschaft. Themen wie "Friendship", "Dust", "Insects" oder "Insecurity" werden dabei in oft hochüberraschenden, kenntnisreichen Gegenüberstellungen von zumeist akademischen Autoren an ungeahnten Stellen angepiekst und seziert. Getrieben wird das Konzept von der Idee der Wunderkammer. Man stößt auf historische Experimente, bizarre Anekdoten von der Antike bis zur Moderne, historische Abrisse und gelehrte Streifzüge durch Philosophie und Kunst- und Kulturgeschichte. An die Seite gestellt sind themenbezogene Kunstprojekte, popkulturelle Phänomene oder literarische Exkursionen.
Wirklich vorbildlich ist die Gestaltung der einzelnen Hefte. Von einer Stiftung getragen, bleibt der Inhalt werbefrei. Dazu sind jeder Ausgabe ein eigens gestaltetes Lesezeichen und eine Ansichtskarte beigefügt, zu schade fast zum Heraustrennen, aber auch das ist ein psychologischer Test für Leser und Sammler. Dringend fehlen mir noch die Ausgaben "Ruins", "Forensics", "Magic" und "Doubles". Wer solche mal irgendwo verstauben sieht entdeckt, mache doch bitte Meldung an mich.