Dienstag, 21. Dezember 2010
Kaum war der Schnee geschmolzen, stand schon die zweite Hälfte des Himmels Jahres vor der Tür, und plötzlich stehen sogenannte "Ereignisse" dichtgedrängt, während ich wie die 8-er Kugel beim Billard hin- und hergestoßen werde und versuche, erst als letzter versenkt zu werden.
Juli
Kunst kommt vom Angucken, da macht die Jahresausstellung in der HfbK keine Ausnahme. Summender Sommer mit Picknick am See, leichten Tagen und geringeltem Besuch, bei dem ich denke, ach Freunde, jetzt braucht ihr auch nicht mehr ankommen. Schwitzen bei der großen Rock & Wrestling-Kapitänsmesse. Verloren und doch gewonnen, am Ende aber, das muß man so sagen, wieder verloren.
August
Väterchen Kid ist zu Besuch, ich baue ein Schloß und Brüderchen heiratet. Es summt wie ein weiterer Wespenschwarm: Neben viel Aufregung habe ich jetzt eine Schwägerin und eine lustige Schwippschwägerin. Zum Einjährigen erzähle ich bei Feuerlöscher TV ganz staatsstragend was übers Gängeviertel, werde aber trotzdem nicht zum neuen Kultursenator ernannt. Schlingensief ist plötzlich tot.
September
Bloß raus jetzt, die Luft wird knapp! Zur spätsommerlichen Frische geht es nach Ahrenshoop, ich lebe quasi auf dem Rad, entdecke das Verunsichern von Waldwegen und schaue den Schwalben bei Sturzflügen zu. Noch mal Peter Hein, R'n'R-Kunst und das Gefühl, den Wagen über die letzten Meter bringen zu müssen. Die Bilanz ist gemischt, und am Ende reicht es nur für den zweiten Platz.
Oktober
Dann endlich Herbst. Ari Up ist tot. Grinderman aber lebt. Mit verbundenen Augen tippe ich auf das Buch auf meinem Schreibtisch, auf dessen Titelumschlag "Istanbul" steht, und fliege nach Istanbul.
November
Nachwirkungen: Ich schreibe ganz viel über Istanbul und hätte wie Sheherazade noch weitere 1001 Geschichten erzählen können, will aber nicht langweilen. Hamburg soll ja auch sehr schön sein.
Dezember
Nachdem schon Katzen Eingang in dieses Blog fanden, schreibe ich über Essen. Und als sei dies nicht schon bedenklich genug, falle ich einen weiteren, bislang unerwähnt gebliebenen Sturz ins Leere: Ich schreibe meine erste Rezension bei Amazon. Das war's dann wohl. Am Ende aber darf man den Glauben nicht verlieren, ob im Privaten, ob im Politischen: We're no longer their obedient toys. Denn auch wenn es die Apologeten anders sehen: We Shall Overcome.
Am Ende das zerknirschte Gefühl, mich nicht für alle Geschenke, die ich dieses Jahr auf die ein oder andere Weise erhielt, adäquat bedankt zu haben. Man hätte so gerne alles im Lot. Aber wie heißt es? Blogger are people, too, der Rest ist Aufgabe für 2011:
Patti Smith's humility and sincerity is a nice lesson for people who try and be cool.
Immer weitermachen.