Sonntag, 26. September 2010


Peter Hein gibt 'ne Party, doch wir kommen nicht rein



...der Türsteher schickt uns heim. (Die Toten Hosen, "Jürgen Englers Party"). Ganz so ist es natürlich nicht gewesen. Für den Erwerb eines Festivaltagestickets hätte ich das einzige Konzert, das mich interessiert hätte, auch besuchen können. Aber auf St. Pauli stehen die Türen bekanntlich immer offen, und so blieb ich einfach in einer Bierpfütze auf der Straße stehen, kaute an der Kordel meines Anoraks und schaute von dort aus zu. Immerhin: Es hätte auch regnen können.

Die Band gab sich ziemlich druckvoll, Peter Hein schien auch nicht gar zu schlecht gelaunt. Leider spielten sie fast nur das neue Album, ausgerechnet "Es geht voran" noch, was von 33 Tagen in Ketten, "Paul ist tot" als Zugabe. Vielleicht ganz gut, sonst wäre ich möglicherweise noch melancholisch geworden vor lauter Nostalgie und hätte den Türstehern die Texte vorgesungen. "...Einkaufsbummel im Erdnußland/Was übrig bleibt wird..." Versteht doch heute eh keiner mehr, insofern ist es gut, wenn alles mit der Zeit geht.

Ich bin samstags eher selten "auf dem Kiez", schon gar nicht auf der Großen Freiheit, die man mittlerweile auch Schinkenstraße nennen könnte oder Ballermann. Eine Trubelmeile für Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede, die größte Pest moderner Ausgehtage. Angeheiterte Damen in uniformen T-Shirts ("Braut-Eskorte" oder "Sex-Beraterinnen"), die einem Schnaps mit witzisch-anzüglichen Namen (Stichwort: "Dosenöffner") verkaufen wollen, Dauerlutscher oder Buntstifte. Gibt es auch. Die Hölle muß... anders sein. Wenigstens wird dort nicht dreckig gelacht.




Tagsüber bereits auf der Finissage bei Herrn Krüger gewesen und dann ein wenig Geld auf dem mittlerweile fünften Flatstock-Festival für engagierte Druckgrafik gelassen. Abends dann Komet, den wöchentlichen Passivnikotinspiegel auffrischen zu den dreckigen Sixties-Beats der famosen Miss Organella. Die U-Bahn gefüllt mit Hamburger Kleinkriminellengerede, Digger hier und Digger da, Kiffen und Geld, Kiffen und kein Geld, Schulden, Handy, Abziehen, bei irgendeinem, aber Digger, voll krass ey, vor der Türe stehen. Ich schlummere ein wenig, Kopf an der Scheibe, Das war vor Jahren im Ohr. Aber das hatten sie ja gar nicht gespielt.

Radau | von kid37 um 04:11h | 9 mal Zuspruch | Kondolieren | Link