Donnerstag, 18. Februar 2010


"Ein offenbar lustiges Tier"



Jetzt habe ich mir das Buch einfach mal zugelegt, nachdem mir mehr und mehr Menschen aus meinem Bekanntenkreis heimlich zuflüsterten, sie hätten "es" gelesen und... (die Gespräche brachen dann verschwörerisch ab). Meine zweite überarbeitete Auflage enthält Danksagungen, detaillierte Quellenangaben (!), ein umfangreiches Glossar (!!) und ebenfalls umfangreiches Literaturverzeichnis und viele Bilder (!!!). Inhaltlich ist es tatsächlich ausgesprochen explizit, ein schonungslos-animalischer Bericht aus schummrig beleuchteten Feuchtgebieten: "Die eigentliche Paarung findet nachts statt; das Männchen setzt eine oval-zylindrische Spermatophore ab, die vom Weibchen in die Kloake aufgenommen wird."

Man hört augenblicklich den dumpfen, hammerharten Beat, sieht das fluoreszierende Licht aus Clubs, die "Aquarium" heißen und eine glaswandharte Türpolitik betreiben.

An einigen Stellen, das muß man einräumen, liest es sich etwas holprig und verstellt abstrakt ("Die Umwandlung muß zwischen Schlupf und Geschlechtsreife stattfinden und Strukturen umfassen, die nicht mit der Fortpflanzung im Zusammenhang stehen.") Vielleicht ist das mit dem Alter des Autors zu erklären, der Lesefreude steht das nur selten im Wege, überzeugen doch immer wieder im Sound einer Generation gesetzte, messerscharfe Beobachtungen über flüchtige Begegnungen mit Bewohnern der dunklen Hinterräume: "Sie sind schwanzlos, ihr Darm ist relativ kurz." Unmißverständlich.

Die Anwürfe, daß manche Bilder an die erinnern, die sich auch in Blogs finden, lassen sich leicht entkräften. Es ist ein Remix, ein ebenso intelligentes wie ironisches Spiel, freundlich lächelnd wie das Axolotl selbst.

(Joachim Wistuba. Axolotl. Münster: Natur und Tier Verlag, 2. Aufl. 2008.)