Mittwoch, 4. Juni 2008
that there was a danger
in innocence and beauty,
and I could not live with both.
(Tracey Emin. Strangeland. 2005)
Wie wuchtig, wie schmerzhaft, wie berührend: Wie Unrat, der aus der psychologischen Handtasche fällt, meinte einer. Tracey Emin stülpt ihr Leben um, spuckt weißschaumiges Inneres nach außen wie eine überreife Pflanze, zeigt ihr Zeug - wie man es von ihren Kunstwerken kennt - auf eine Art, die weder sich noch Leser schont. Eine Kindheit in England voller Mißbrauch, Demütigung und dem unbestimmten Gefühl des Verlorenseins. Ein Röntgenbild voller Schatten. Manches an dieser Selbstentblößung ist trotz aller Zweifel* schmerzhaft zu lesen, ist brutal, ist vielleicht sogar ehrlich; atemlos prescht man voran, würde ab und an gerne Pst, Tracey, wir müssen nicht alles wissen rufen, aber schon geht es weiter durch granatsplitterige Biografiefetzen aus Abtreibung, Alkohol und Selbstabsolution, quer durchs Erinnerungsgestrüpp, durch Traceyland, durch Strangeland. Wie ein besseres Befindlichkeitsblog: Manchmal unangenehm, peinlich vielleicht auch und doch bewegend - um eine letzte Lebensweisheit herum.
>>> Webseite von Tracey Emin
*Billy Childish hat eine andere Erinnerung.
Und wie das immer so ist, wenn sich ein Paar in der Öffentlichkeit streitet, nimmt man als Außenstehender besser beide Seiten mit einer, öh, Prise Salz.