Montag, 19. Mai 2008
(P. J. Harvey)
Das Leben kann nicht immer Picknick sein. Manchmal ist die Sonne fern, wettern fahle Wechsellaunen, trübt ein kühlerer Regen die Tage, ein bitterer Mond die Nacht. Dann vielleicht lieber Lesen und Schauen und auf sachte Weise nahe sein: den wunderlichen Dingen Wunderkammern, den obskuren Schätzen, dem Unbekannten. Einem schick bestrumpften Bein, einem spannenden Buch, vielleicht einem Fensterblick ins Weite. Nein, es kann nicht immer Sommer sein, und dieses Jahr lüpfte er früh den Hut, grüßte heiter mit Strandvergnügen, Badespaß und dem angenehm leichten Gefühl luftiger Kleidung und Fülle versprechenden Salzen auf der Haut.
Um der frühen Ahnung von Herbst einen Lichtblick entgegenzusetzen, habe ich am Sonntag Blumen gekauft. Sie klagen nicht. Sie versprechen nicht. Sie sind schöner Schein und Gast auch nur für eine Zeit. Perfectly useless, perfectly useless. Als ich sie anschnitt, verletzte ich mich gleichwohl am Finger. Ein roter Tropfen sank langsam in die Vase, o sieh, ein Faden von Blut, hinab in das Wasser, löste sich auf. Die Blumen nähren sich von mir, kurze Zeit, bilden längere Sätze, bildhaftere Worte, treiben vielleicht neue Blüten, sind ja auch wieder nur ein Buch, eine Wunde, ein amputierter Frühlingstag. Das Leben als Bild gemalt, ein arrangierter Traum. Das Leben als ewiger Vollmond betrachtet. Long Snake Moan, Kuchen, Peitsche, Kruzifix. Die Milch, die fromme, die gute, aber ja, aber ja, muß man trinken, ehe sie sauer wird.