Sonntag, 24. Februar 2008
Heute, erzählt meine Mutter, nur schwer gefaßt, ist ihre Schwester dann gestorben. Eine andere ist ebenfalls schwer erkrankt, die Einschläge, so sagt man, kommen näher. So ein Brimborium aber, Anzeige, Grabstein, beharrt sie, könne man sich später bei ihr gut sparen. Sie wolle jetzt gut leben, sagt sie, und ich verstehe sie sehr gut.
Beim Essen sprechen wir über die vergangene Zeit, unser Städtdreieck, die Träume, die Musik und die schönen Filme. Ich berichte vom Kummer, dem Wünschen und Wollen, dem Reden und Handeln, den Tränen nach all den Versprechungen.
Sein Lachen hingegen ist leicht, er meint es nicht böse. Ich mag es, wie er zurechtrückt, in rechte Dimensionen lenkt, die Luft läßt aus dem aufgeblähten Ballon. Du bist doch Wuppertaler, meint er. Et is wie et is.
Wir reden weiter über Projekte, Urlaube und Lebensziele, in buntgemischter Reihenfolge. Wechseln den Club die Kaschemme, trinken weitere Biere und überlegen, was die jungen Leute alle im Hinterzimmer machen. Dort müssen sich bereits Dutzende stapeln, denn viele gehen hinein, kaum welche kommen heraus. Vielleicht, so überlegen wir in einer morbiden Anwandlung, lauert dort hinten ein Metzger, so wie in Delicatessen. Der Schmerz des Verschwindens.
An der letzten Theke betrachte ich das Licht der bunten Flaschen und die schöne Barfrau, ihr Lächeln und erzähle von den zarten Dingen, den vorsichtigen. Wie das Fragile gleich wieder Angst macht, und daß ich manchmal nicht schlafen kann.
Ganz ohne Schmäh lachen wir dann noch ein bißchen mehr, so daß es fast ein wenig hell wird. Grad hier, am Ende der Nacht, am Himmel über dem Hafen.