Mittwoch, 27. Juni 2007


Ein Ausflug

Der Regen jagt, der spärlich niedertropft
Auf seinen Mantel, der im Sturme bläht.
Im Mast, der hinter seinem Rücken steht,
Hört er die Totenuhr, die ruhlos klopft.

(Georg Heym, "Der fliegende Holländer". 1910.)

Draußen zeigt sich endlich ein Sommer nach meinem Geschmack: Regen, mehr Regen und kaltwindige Schauer treiben das Gefühl von Herbst in die schwitzigen Leiber. Sturmtief Uriah greift mit gierigen Fingern nach Gesundheit und Gottvertrauen, in der U-Bahn husten die Menschen, und die Dachdecker bauen diesmal ihre Gerüste ab. Entzwei, aber ohne zu fallen, wanke ich heute heim, schnell noch in den Lebensmittelmarkt, schnell noch etwas kaufen, das mir Schokolade sein könnte und Brot natürlich und Käse.

Vor der Tür überfällt alle die, welche meinen, "keinen Wagen" zu brauchen und folgerichtig die Schlange an der Kasse aufhalten, weil das dann doch alles nicht so schnell geht wie gedacht mit dem Bezahlen und dem Verpacken und dem Imwegstehen - jene also "ohne Wagen" geraten vor der Tür erst recht in den Schauer. Denn solche "ohne Wagen" sind auch jene "ohne Schirm", in aller Regel.

Ich aber liebe den Wind und das Zerren am Regenschirm, das mir vorkommt wie das Knattern der Segel, man muss sich mich als alten Seemann vorstellen, das Boot wie gesagt, das kommt dann noch.

Es gibt aber auch andere Ausflüge, die sonnigen, nicht minder merkwürdigen, solche, die Angeliska beschreibt. Eine Stimmung, ein wenig wie in The Reflecting Skin, dem Schrei in der Stille, über den ich hier schrieb. Jetzt also Tideland, dem letzten Film von Terry Gilliam ("Brazil"). Der Horror endloser Getreidefelder in sengender Sonne. Die Kritiken, nun ja, sind fast einhellig vernichtend. Was das Grauen betrifft, liebe Kinder, gaukelt wenigstens der Herbst nichts vor.

>>> Offizielle Webseite von Tideland | Wikipedia zu Tideland