Freitag, 31. März 2006
Der ganz wunderbar elegische Film Rain erhielt in der ARD noch den Untertitel "Regentage". Es geht um das Erwachsenwerden eines jungen Mädchens, um dysfunktionale Familien, Teenage-Ödnis, ersten Alkohol und Sex - das tragische Ende überrascht dabei nicht. Regisseurin war übrigens Christine Jeffs, die auch Sylvia machte, der mir damals aber nicht so gefiel.
Kurz: Der neuseeländische Film zeigt, das räumt man gerne ein, schöne Landschaften, schwingt dabei aber auf einem beständig melancholischen Grundton. Was um alles in der Welt bewog also 3SAT, diesem Film nun allen ernstes den deutschen Untertitel "Wetterleuchten am Kiwi-Strand" geben zu wollen? (Läuft am 18. April, Trailer gibt es hier. Unbedingt anschauen.)
Noch einmal Fernsehen, ARTE diesmal. Am 31. März, also heute abend (ab 20.40 Uhr), laufen dort beide Teile von Sex Traffic. Ein unglaublich bedrückendes Dokumentarfilm Thriller-Drama über zwei Schwestern aus Moldawien, die zur Prostitution gezwungen werden und von Menschenhändlern (geht eigentlich immer nur in der stehenden Wendung "skrupellosen Menschenhändlern") quer durch Europa verkauft, vergewaltigt und mit dem Tode bedroht werden. Kotzeimer neben dem Fernseher nicht vergessen, denn es könnte eben doch eine Doku sein.
Schade, daß eine möglicherweise wichtige Anlaufstelle für Informationen zu oben erwähntem Thema sich hinter so einer überladenen und leseunfreundlichen Seite regelrecht verbarrikadiert. Vielleicht lieber ein Hinweis auf die Aktion Abpiff, die zur Fußball-WM gestartet wurde.
Kleine Vorschau auch zum 19. April. Dann wiederholt die ARD das Familien- und Justizdrama In Sachen Kaminski. Basierend auf einem authentischen Fall und großartig gespielt von Juliane Köhler und Matthias Brandt, stellt der Film eine Frage zur Diskussion: Dürfen geistig herausgeforderte Menschen (Stichwort: schlicht, aber lieb) überhaupt Kinder haben? Das Jugendamt und die Gerichte bis hin zum Bundesverfassungsgericht finden, nein. Am Ende entscheidet der Europäische Gerichtshof für Menschenrechtsfragen.
Wer die melodramatische Zuspitzung des hervorragend inszenierten Films (Regie: Stephan Wagner) bemängelt, möge bedenken, daß der wahre Fall noch viel härter war: Fünf Jahre kämpften die Eltern um ihre Kinder, die diese Zeit getrennt von einander in verschiedenen Pflegefamilien verbracht hatten.
Es gibt auf der Seite der neuseeländischen Regierung einen Punkterechner für Einwanderungswillige. Man braucht mindestens 100. Ich habe 125. Aber noch kein einziges Schaf.