Donnerstag, 21. Oktober 2004


La Vache Qui Rit

Damals, als ich gerade den Dave-Gahan-Tanz- wettbewerb zum zweiten Mal gewonnen hatte, faßte ich einen Entschluß.
Ich würde zunehmen, nur noch gute Musik hören und die Finger von bösen Frauen lassen. Egal in welcher Reihenfolge. Eigentlich wollte ich auch nur noch Kleidung von Dries Van Noten tragen. Aber dann habe ich das Preisgeld gleich in derselben Nacht mit einer schwerst- tätowierten Frau durchgebracht. Immerhin zeigte sie mir in einer stilleren Stunde, daß man mit ihrem Glöckchen-Piercing tatsächlich gute Musik machen konnte.

Seither habe ich aber etwas zugenommen und täglich bessere Musik gehört. Spiel, Trunk und Klimperaugen lasse ich standhaft links liegen. Und sei es einmal nicht so, nun, so rät der Philosoph, wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man eben schweigen.

Manche halten mich deshalb gleich für einen Moralisten. Das ist natürlich Quatsch. Es stimmt, daß ich ein paar Mal eingeladen wurde, die Sonntagspredigt zu halten. Aber Fragen des sittlichen Benehmens und einer gewissen Etikette sind nun nicht unbedingt an rigide Moralvorstellungen gebunden. Chacun à son gôut, heißt es nicht umsonst. Und wer Milch predigt, aber Wein trinkt, den verlacht am Ende die Kuh.

Eines aber wollte ich nicht mehr sein: Blitzableiter. Bekannt für meine eigene große und quasi unerschütterliche emotionale Ausgeglichenheit ziehe ich nämlich die mit leichter bis mittelschwerer Energie aufgespannten Zickzack-Menschen an wie ein Kinderdrachen Blitze am Gewitterhimmel.
Die sagen dann, aber Herr Kid, Sie waren doch früher mal Messerwerfer im balinesischen Staatszirkus. Bitte, einmal nur die Nummer noch!

Naa, antworte ich. Das ist lange her. Und heute zu gefährlich. Die Messer bleiben hübsch im Schrank. Denn man muß wissen, wann seine Zeit abgelaufen ist. Nur sonntags noch, gleich nach dem Gottesdienst, lasse ich ab und an einmal die Scheibe kreisen. Dann stelle ich mir ein Glas Milch bereit mit nur einem winzigen Schuß von rotem Wein. Und manchmal, wirklich manchmal nur, mischt sich darin ein kleiner Tropfen Blut.