Entspannen



Wenn so ein Sultan den neuesten Band von Tim & Struppi lesen oder ein wenig in der Sonne entspannen wollte, konnte er sich längs oder quer gemütlich auf einem Sofa Diwan fläzen, der größer ist als meine ganze Wohnung. Baden, Massagen, an den richtigen Stellen kneten, viel Ruhen - das hatten die schon drauf, wie man so sagt, und in gewisser Weise heute noch. Man stelle sich das vor: 15 Millionen Einwohner, und man wird nicht einmal angerempelt. Die Menschen bewegen sich mit einem gewissen Tempo, machen sich an den engen Passagen dünne, und wird man doch einmal gestreift, folgt sogleich eine Entschuldigung. Man muß nur einmal in einen Touristentrupp italienischer Rentnerinnen geraten, die sich verhutzelt, kompakt und mit gesenktem Kopf wie mürrische Stiere einem rund um die Hagia Sophia entgegenbohren, um daran erinnert zu werden, wie es normalerweise vor sich geht.

Die Einheimischen nicht, sie kommen langsamer, aber stetig voran. Auch die Autos und die Straßenbahnen, die vor jeder Kurve der oft engen und steilen Gassen hupen, Fußgänger, die die kaum exakt bezeichneten Gehwege nicht finden, warnen und auseinanderdrängen, geduldig aber warten, bis das junge amerikanische Mädchen sein Foto gemacht hat - sie haben ihre stoische Geschwindigkeit, springen herbei, um Fahrzeuge an Hindernissen vorbeizudirigieren, bewahren dabei eine schicksalsergebene Gelassenheit. Die Beharrlichkeit.

Ausfallschritt | 23:46h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
gaga - Dienstag, 2. November 2010, 01:08
Hui...!

(ich bin ja sonst nicht auf den Mund gefallen, aber da sag ich nur noch hui!)

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kid37 - Dienstag, 2. November 2010, 18:28
Es lohnt sich, beim Hotelzimmer auf eine bestimmte Mindestkategorie zu achten.

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gaga - Dienstag, 2. November 2010, 19:30
Wenn ich mich einmal pro Jahr mit meiner alten Freundin Melina treffe, wohnen wir grundsätzlich auch nur im Topkapi! Eine Frage des Anspruchs!

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kid37 - Dienstag, 2. November 2010, 23:25
Maximilian schwärmt noch heute von der Wärme und der Ausstrahlung.

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gaga - Mittwoch, 3. November 2010, 19:39
Ach ja, der Maximilian hatte schon immer Sinn für's Große und Weltläufige. Und dabei immer so gutaussehend. Ich schwärme ja für ihn! Und ganz früher, als der Peter, Gott hab ihn selig, unsere kleine Gesellschaft am Bosporus aufheiterte. Da hätten Sie auch dabei sein mögen. Herrliche Tage verbrachten wir in The Pearl of The Middle East!

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kid37 - Donnerstag, 4. November 2010, 00:04
Hach! Und es sieht immer noch genau so aus, wenn sich die Sonne abends über die vielen Kuppeln und Minarette legt. Nur ich, ich bin ein wenig älter geworden.

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gaga - Donnerstag, 4. November 2010, 01:04
Ohne Ihnen jetzt unverschämt zu nahe treten zu wollen - aber ich muss auch sagen, dass Sie sich seit den goldenen Tagen der Dreharbeiten im Jahre 1964 doch beträchtlich äußerlich verändert haben. Und Ihre Frau Mutter wird das sicher auch bestätigen.

Ich möchte das aber gar nicht werten, denn auch ich sehe heute etwas anders aus als damals, Mitte der Swinging Sixties. Schließlich war die Frisurenmode ja auch eine ganz andere. Ich trug in dieser Zeit so eine Art Bob im Stil wie ihn Vidal Sassoon propagierte, ja predigte! (Nicht zu verwechseln mit Jules Dassin, die Namen sind ja doch recht ähnlich!) Ponyfrisuren waren in dieser Zeit wahnsinnig im Trend. Sicher werden Sie sich daran erinnern. Und die herrlichen Minikleider! Was hatte ich Minikleider und Miniröcke. Der ganze Schrank war damit voll. Aber auch Maxi! Und Midi! Daran kam man gar nicht vorbei. Sicher erinnern Sie sich wie ich an diese herrliche Ära, in der die Anziehsa Couture gar nicht bunt genug sein konnte!

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kid37 - Donnerstag, 4. November 2010, 12:53
Ach ja. Diese Zeiten kommen ja so nicht wieder. Man muß sich schon durch die Erinnerungen swingen. Selbst die Hausfassaden am Goldenen Horn haben noch einiges Moos mehr angesetzt.

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sylter123 - Donnerstag, 4. November 2010, 01:01
Im Hörfunk gewinnt man mit solchen Beiträgen Preise
zumindest die letzten ca. 20 Sekunden sind ähnlich hübsch wie Ihre Schilderungen.

http://www.hr-online.de/website/radio/home/index.jsp?key=standard_document_38889699&jmpage=1&type=a&rubrik=53405&jm=4&mt=ms&mediakey=allgemein/20100324_kmp1

Wenn der Link nicht funzt: Karl-Magnus-Preis 2010, "die sprechenden Hupen in Istanbul"

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gaga - Donnerstag, 4. November 2010, 01:22
Die Istanbuler Hupen-Wissenschaft ist ein wirklich interessantes und anspruchsvolles Forschungsgebiet. Dafür sollen ruhig meine Steuergelder fließen! (Ich war ja zunächst voll der Vorurteile und etwas skeptisch, da der Name* des Preises etwas unseriös auf mich wirkt, aber der Beitrag hat mich überzeugt.)

*)rein vom Klang!

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kid37 - Donnerstag, 4. November 2010, 12:51
Sehr schön und - wie ich frisch noch klangerfüllt ergänzen möchte - sehr treffend. Eine Variante ist noch das tiefe, sonore Brummen, mit dem sich die Streifenwagen der Polizei von der übrigen Kulisse absetzen: Rööhhrrr rööhhrrr, Platz da!, heißt das übersetzt.

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