Dienstag, 2. März 2010


Menschen, die in Türen träumen

In meinem neuen Roman Menschen, die in Türen träumen geht es um das moderne Leben in der Großstadt, hingetupft zwischen flüchtigen Begegnungen und dem unversehens wiederkehrenden Gefühl von Einsamkeit in der Masse. Rolltreppenbummler K. verbringt seine Tage in Kaufhäusern und U-Bahnstationen, geht dort dem Werk nach, am Ende von Rolltreppen einfach stehenzubleiben, den Fluß zu hemmen und sich von Herumeilern beschimpfen zu lassen. Die Arbeit, die zu den niederen zählt, ist gering nur bezahlt, ermöglicht K. aber ein Auskommen knapp über dem Regelsatz. Er ist es zufrieden, denn Ziele und Ansprüche hat er kaum, seine Tage verlaufen gleichförmig im steten treppauf, treppab. Eines Tages aber begegnet er der jungen Türträumerin L, die manchmal im selben Kaufhaus wie K. beschäftigt ist. Sie steht dort in Schwingtüren und Eingängen herum, vielleicht schwankt sie dabei ein wenig von links nach rechts und dann wieder zurück, wenn die Türen besonders breit sind. Aber meist steht sie nur dort im engen Weg und träumt.

K. findet Gefallen an der jungen Frau und bietet ihr seinen Rucksack an, mit dem sich die Zugänge noch viel einfacher versperren lassen. Zum Dank weiht L. ihn ein in die Geheimnisse ihres Geschäfts. Gemeinsam nun stehen sie da, ein wie miteinander verschmolzenes Paar, eine undurchdringliche Barriere und Deichbau gegen die wütenden Wogen von drängenden Leibern. Unbeirrt sind sie nur sich und ganz dort, sind ein Körper, ein Rucksack, ein Gedanke. Sie stehen in Türen und träumen.