Sonntag, 18. Januar 2004


Lost in Translation

Just like Honey
The Jesus and Mary Chain

Was für eine Metapher! Ich saß heute im Kino und habe erkannt: Ich bin Bill Murray in "Lost in Translation". Out of time, out of place. Nicht mehr ganz jung, und an einem Ort gelandet, dessen Rituale ich nicht verstehe und dessen Sprache ich nicht spreche. Alles klar?
Dann gibt es Versprechen. Zaghaft. Angedeutete Möglichkeiten. "Ich plane einen Gefängnisausbruch", sagt Murray. "Und suche einen Komplizen." Aber es bleibt bei der Andeutung. Er will schon, aber er kann nicht. Könnte man sagen. Natürlich. DARUM geht es doch gerade. Das Versprechen auf ein anderes Leben, das im Blick einer jungen Frau liegt. Wie er sachte und leicht ängstlich ihren Fuß berührt. Melancholie.
Schönes Kolorit natürlich. Ich gehöre zu den Menschen, die sich von anderen Orten, gewaltigen wie Tokio, London oder New York zudem, beeindrucken lassen. Tokio steht bei mir ja auf der "dieses Jahr wäre eine gute Gelegenheit dafür"-Liste.
Diese "Orange"-Club ist ja wohl der Hammer. Mal nicht so ein Aerobic-Gehampel wie hier im Hamburger Doll-House.
Und Karaoke mit Sex Pistols und Pretenders? Stark. Haben muss!
Die bitterste - schönste vielleicht - Sehnsucht: Die unerfüllte.

Super 8 | von kid37 um 02:16h | 2 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Freitag, 16. Januar 2004


Küchentisch-Philosophie

Ich leide ja unter dem philosophischen ADS-Syndrom. Logische Stringenz und strukturelle Konsequenz beim Denken erschöpfen mich leider schon nach ca. 500 Metern.
Für solche Fälle gibt es die "Lindenstraße", die ich nicht mag, und die "Waltons", die ich als Kind sehr genossen habe. (Küchen-Psychologen bitte aufmerken!) Wenn Olivia Walton (Michael Learned) alle Probleme am Küchentisch löste, dann war sie mehr als nur ein Vorbild für spätere Rollen von Witta Pohl u.a.

In einem Interview äußert sich Schauspielerin Michael Learned nun anlässlich der Wiederaufführung der "Waltons" im deutschen Fernsehen über amerikanische Werte, Sex, Moral und Gewalt und ähnlich gewichtige Themen:

"Großstadt-Menschen mögen zwar mehr sophisticated sein, als die Menschen auf dem Land. Oft aber lautet der Preis dafür Zynismus und manch einer muss sich diese Sophistication sogar mit Abstumpfung erkaufen, weil das Leben in den großen Städten einfach hektischer, anonymer und daher für viele wohl auch unerbittlicher ist."

Zum Glück wird hier nicht über Politik gesprochen. So müssen wir hier keine Diskurse führen über reaktionäre, nachgerade regressive Moral, verkitschten Familienwerten und Idealisierung der 30er Jahre in "Walton's Land", das es so nie gab. Natürlich haben wir alle einen Fotoband von Dorothea Lange neben uns liegen, wenn die "Waltons" laufen.
(ab jetzt auf Kabel 1, Mo-Fr, 13.15 Uhr, 219 Folgen)

Hier ist doch auch "Walton's Land". Die Erregung über den ersten Rundfunkempfänger in "Walton's Mountain" - gleicht sie nicht der, die wir spüren, wenn endlich der dsl-Anschluß im Keller liegt? Wenn John-Boy in Ikes Haushaltswarenladen telefonieren gehen muß - gleicht es nicht unserem Besuch im Internet-Café, wenn es doch nicht so klappt mit dem dsl-Anschluß? Und wenn abends die Walton-Familie vor dem Kamin zusammensitzt, nun, dann treffen wir uns in Blog-Runden... erzählen und hören davon, daß der ein oder andere - wie der älteste Sohn der Waltons - gerne Schriftsteller werden würde. Und am Ende ist alles wieder gut, und wir sagen gemeinsam: "Gute Nacht, John-Boy."

Super 8 | von kid37 um 21:32h | ein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Donnerstag, 15. Januar 2004


Demut

"... Ich glaube, das war eine Lektion in Demut. Wenn du über die Scheußlichkeit deines Fleisches hinwegkommst, kannst du über alles hinwegkommen."
(Alan Bates über den Film "Liebende Frauen" von Ken Russell)

Super 8 | von kid37 um 01:57h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link