Mittwoch, 4. Juni 2014
Die schöne Stadt Wien ist unter vielen anderen Dingen berühmt für seine aufwendig gestalteten, prunkvollen Fassaden und exquisites Essen mit vielen Einflüssen der ehemaligen k.-u.-k. ("Küche und Kulinarik") - Länder. Kurz gesagt gilt zum Beispiel das Schnitzl als ein nahrhaftes, gesundes und allgegenwärtiges Schmusi für hart arbeitende Einheimische und hart staunende Touristen gleichermaßen. Für einen Butterbrotmann wie mich indes ist es immer wieder ein Erlebnis, von gutherzigen Menschen aus- und in vernünftige Speiselokale geführt zu werden, uniformierte Kellner, interessante Gäste und umfängliche Konsumationskarten zu bestaunen.
Nun möchte ich ja nicht als unzivilisierter Trampel in die Geschichtsbücher eingehen, sondern einen guten Eindruck schinden und nonchalant ein wenig Weltläufigkeit demonstrieren, beschloß daher folglich, nicht das naheliegendste - also ein gut durches Schnitzl - zu wählen, sondern mit fester Stimme etwas von den in okkulter Küchensprache codierten prunkvoll gestalteten Gerichten zu bestellen. Während ich also in schwitziger Spannung das Abenteuer Speisekartenlotto spielte, wanderte der Blick meiner charmanten und weltläufigen Tischgenossin die Angebote rauf und runter, bloß um mit ebenso fester Stimme "Ach, I nehm a Schnitzl" zu befinden. Und so kam es dann auch, links und rechts den Teller überlappend, während ich - düpiert, mißtrauisch und Hungergefühle dämpfend - eine sehr exquisite, drum aber auch überschaubare Installation von Chi-Chi auf Ur-Chi-Chi an anderem Chi-Chi betrachtete, die wie ein Yenga-Turm in die Mitte eines irgendwie übergroß erscheinenden Tellers platziert war.
So also wird man gefoppt, dachte ich, beschloß, es dem kleinen Aas heimzu entschlossen und mit guter Miene das Gebilde zu zerlegen und möchte abschließend bemerken: sehr lecker war's.
Später dann ein launiger Heimweg, quer durch die ja recht fußläufig bezwingbare Stadt, durch milde Nacht, vorbei an Erinnerungspunkten, Lokalen und nachtglitzernden Cafés. Wie sich überhaupt alles ganz schnell und wie natürlich zu einem schönen Bild zusammenfügte, das ich wiedererkennen konnte.
Donnerstag, 22. Mai 2014
Die Stadt Wien ist bekanntlich bekannt für ihre Caféhauskultur. Jeder findet hier seins. Da gibt es welche, da gibt es nichts. Oder Sissis Süßes oder was Französisches. Oder italienische Radsporträder, die zur wohligen Hipster Bobo-Betrachtung im Fenster hängen. Man sitzt der Sitte nach also recht international so rum, mit Verdruß und Genuß, rührt in seinem Heißgetränk, betrachtet die Zeitung, die Menschen, das Selbst und den Regen und hat damit Stunden seines Lebens sinnvoll verbracht.
Es gibt alte Cafés und neue Cafés und solche, die nichts taugen. Aber man kann sich dort verabreden oder den trüben Tag einen guten Mann sein lassen. Kleinigkeiten speisen, Gebackenes oft und unerhörte Gedanken hegen. Über den Tod und die Mädchen, den Regen und das Denken darüber, und schon hat man Stunden seines Lebens sinnvoll verbracht.
Oder man murmelt so wie die anderen murmeln, lauscht dem Klang der kleinen silbernen Löffel, die gegen Porzellantassen schlagen oder den von Gabeln auf Tellern. Rührt in Kaffees mit bildhaften Namen, schweigt über Plänen oder wartet aufs Schicksal. Und schon hat man Stunden seines Lebens sinnvoll verbracht.
Sonntag, 18. Mai 2014
Wie schwierig das alles geworden war. Wie unbeholfen. Wenn man andererseits von Menschen, die in einer eisernen Lunge liegen und Achttausender besteigen, liest, sollte mir der flugzeuggestützte Aufstieg in 33.000 Fuß doch im Sitzen gelingen. Parole also: kleine Schritte neu lernen, den Sprung vom Fünfmeterbrett wagen, bei dem Tod nicht droht, wohl aber der Verlust der Badehose. Ist aber nur eine Metapher, gibt auch keine Bilder.
Die schöne Stadt aber rollt ihre weichesten Landebahnen aus, im Gepäck allerdings habe ich schlechtes Wetter dabei. Jenes aber, also das Gepäck, bleibt erstmal unauffindbar. In aller gottverlassenen Frühe nämlich gestartet und nun in entspannte Stimmung gehüllt, verfalle ich am neuen Terminal ein wenig ins Bummeln. Die in Edelstahl gefaßten Toilettenräume bewundern, mir vor den großen Spiegeln die Reisekrawatte nachbinden, Haare ordentlich kämmen, solche Sachen. Am Gepäckband kreiselt nur ein einsamer Koffer, fast möchte man ein klagliches Fiepen hören wie von einem Tier, das an einer Autobahnraststätte vergessen wurde. Es war aber nicht meiner, der tut so was nicht. Der Flug ist noch angeschlagen, Menschen allerdings keine zu sehen, was ich mir vorerst damit erkläre, daß im Frühflug fast nur Geschäftsreisende mit Bordgepäck saßen. Nach vorsichtigem Warten, warum gleich Alarm schlagen und Notrufscheiben einschlagen, verschwindet hoffnungserlöschend der Flug aus der Anzeige, sogleich aber kombiniere ich tapfer wie weiland Nick Knatterton alle Gegebenheiten durch. Man könnte ja mal fragen!, befinde ich und bin kurz darauf mit einer freundlichen jungen, aber bartlosen Österreicherin (damit sind diese Witze dann auch abgehandelt) auf dem Weg durch die Katakomben Schwechats, in Lagerräume, in denen sich wenige Menschen nur verirrten, dafür aber zwei Koffer, darunter meiner. Ganz schön schnell sind die geworden beim Gepäckausladen!
Freundschaftlicher Empfang dann mit Kuchen und herzlichem Lächeln, so als hätte ich eben einen Schlagergrandprix für das Land gewonnen (um doch noch einmal eine Anspielung auf das künstlerische Thema der Woche zu machen). Man muß sich den Herrn Kid als einen glücklichen Menschen vorstellen, wie er wenig später dann sitzt in seiner kargen hinterhoftristen Kemenate am Naschmarkt, dort, wo es die besten Zutaten für Käsebrote aller Art gibt.
Samstag, 26. April 2014
Letztes Wochenende bereits ließ ich die Arbeiten an meinem neuen Roman Vorbestrafte der Liebe ruhen, um ein wenig über Land zu fahren. Der Kreuzbube fährt ja durch Flandern, das ist mir zu weit. Mir fällt dazu aber, es ist das 100jährige Jubiläum, Siouxsie and the Banshees' heiteres Poppy Day ein ("In Flanders fields/the Poppies grow"). Hier ist das alles so selten geworden.
Neulich bereits Anradeln, so ist es ja nicht. Nun die größere Runde, also elastische 35-Hollandrad-Kilometer am Strafgefängnis entlang, weiter zum See und am Yachthafen und am Olympiastützpunkt vorbei, an der Dreieinigkeitskirche zurück den Bogen durchs Naturschutzgebiet und zwischen all den Gärtnereien und den teilweise hübsch angerosteten Gewächshäusern hindurch. Auf einem einsamen Pfad am Entwässerungsgraben kreuzt eine fast schwarze Ringelnatter den Weg, windet sich ins Gestrüpp an der Uferböschung. Grußlos. Schönen Dank, kann ich auch.
Überall, wir sprechen noch über die Ostertage, aufgeschichtete Holzhaufen für das abendliche Burning-Igel-Fest, knisterndes Kokeln und zur heidnischen Feier verklärtes Gartenmüllverbrennen. Bis dahin Sonneninfusion, dabei ganz monoton werden im regelmäßigen Tritt. Nebenbei, zufällig wie ein Steinpilzfund, ein kleines Haus am See entdeckt. Nur durch den Radweg vom Ufer getrennt der schöne kleine Garten, der sich an die hintere Veranda kuschelt. Das kaufe ich dann, wenn ich mit dem Buch fertig bin, das zum Bestseller auferstehen wird.
Samstag, 15. März 2014
In your alligator shoes
Me I'm all smiles
I got my Crocodiles
(Echo and the Bunnymen, "Crocodiles")
Zum Beispiel hätte ich gerne diese Schuhe. Wahlweise auch diese, aber das sind Vorvorjahresmodelle, die gibt es nicht mehr. Diese Schuhe würden mich kleiden, aber sie sind sehr teuer, weshalb sie in Frankfurt angeboten werden, wo die Drogenszene und die Buchmesse Geldflüsse erlauben, die solche Schuhe nötig und vor allem möglich machen. Seit Jahren trauere ich einem Paar von Fiorentini & Baker nach, das ich sogar anprobiert hatte und dabei befand, dies seien meine Schuhe. Aber nicht mein Preis.
Rückblickend eine falsche Entscheidung, hätten diese Schuhe doch Glück ins Haus und ins Wohlbefinden gespült. Kann man gar nicht bezahlen, normalerweise. Diese Modelle gibt es natürlich längst nicht mehr, irgendwer in Hamburg hat die aber. Zu unrecht!
Die waren auch deshalb zu teuer, weil ich sie hätte neu besohlen lassen müssen. Da waren nur profillose und empfindsame Ledersöhlchen drunter, für ebenso profillose Menschen, die damit ausschließlich den Weg aus dem Kompaktsportwagen ins Café (oder "in den Club", wie man heute sagt) und dann wieder in den Kompaktsportwagen zurücklegen, um zu den für sie reservierten Parkplätzen in Hamburg-Oberteuer zu fahren. Wie man ja auch so sagt im Straßenverkehr: Fahr doch, wo dein Parkplatz ist, du Sau! Fahr doch.
Für Männer ist es ja insgesamt nicht leicht, vernünftige Schuhe zu bekommen. Vor allem in einer in solchen Dingen so konservativen Stadt. Ann Demeulemaster wäre auch gut, aber die sehen nicht so aus als könne man endlos in ihnen herumlaufen. Nicht, daß ich noch endlos herumlaufen könnte, aber diese Grenzen sollten nicht meine Schuhe setzen.
Jetzt muß ich also Geld verdienen, auch nicht so schön. Da hat man Bedürfnisse, aber statt daß ein Schuhmachermeister mit Elfenohren zu einem sagt, Komm, min Jong, haste 'n Paar Schuh!, muß man dazu tief in die Tasche greifen.
Was mich zum Thema Taschen bringt. (Nächste Woche)
>>> Geräusche des Tages:
Depeche Mode, Try Walking In My Shoes
Nancy Sinatra, These Boots Are Made For Walking
Echo and the Bunnymen, Crocodiles
The Mercies, The Boy With The Beatle Boots
Carl Perkins, Blue Suede Shoes
Messer Chups, A Man In Caiman Boots
Lordi, Man Skin Boots
The Beatles, Old Brown Shoe
Traffic, Hole In My Shoe
Bob Dylan, Boots Of Spanish Leather
Siouxsie, These Boots Were Made For Walking
Dean Martin, My Shoes Keep Walking Back To You
Samstag, 25. Januar 2014
Meinen Maileingang finde ich gerade etwas unheimlich. < molamode >Ich kann doch nichts dafür!< /molamode > Fehlt nur noch, daß sich mein Haus als eine von Schrotkugeln durchlöcherte Bretterbude im Süden der USA entpuppt, in der ich mit meiner entstellten Familie seltsamen Hobbys nachgehe.
Nachher heißt es wieder, woaas, a Serienmörder? - er schien so ein harmloser, netter Nachbar, ich hatte den auch auf der Blogroll. Früher hätte man gleich ein Spiel daraus gemacht, poste spontan drei aufeinanderfolgende Betreffzeilen aus deinem Mailaccount, aber vielleicht gibt es das auch schon. Wir im Hinterwald der USA hinken ja immer ein wenig hinterher.
Wer übrigens eine Reise plant ins Land des Unheimlichen, mag dieser Karte folgen: Fire Walk with Me, eine Route quer durch Twin-Peaks-Land. (Um auch mal eine andere wegweisende US-amerikanische TV-Serie aus den - Achtung! - 90ern zu erwähnen.) Mehr solcher Reisen zu Filmlocations gibt es hier. Klopft aber nicht bei mir an, ich muß Fleisch sieden. Für ein Barbecue mit der glatzköpfigen Familie.
>>> Geräusch das Tages: Lydia Lunch, Spooky
Mittwoch, 28. August 2013
Es galt, an der 30-Km-Marke zu kratzen. Ich weiß, das beeindruckt hier niemanden, aber man weiß ja, große Sprünge sind aus kleinen Schritten gemacht. Sonnenstand stabil, leichtes Lüftchen von achtern (meinem Rad fehlt ein Windmeßgerät, sonst zeigt der kleine Computer am Lenker ja alles mögliche an), auf gehts also mit gleich zwei geöffneten Hemdknöpfen (Hipster nennen es casual sunday) Richtung Wilhelmsburg. Letztes Frühjahr war ich zuletzt dort, und seither hat sich einiges getan. Seit Aufhebung des Freihafengebiets wurden nämlich die Grenzzäune entfernt. Jetzt kann man von der Veddel aus auf der asphaltierten Deichkrone bis ins alte Zentrum fahren. Immer schön am Wasser entlang, manchmal auch dazwischen, an Liegewiesen und Hausbootanlegern vorbei. Wer schauen will, macht einfach eine Pause auf einem bequemen Stück Deichmöblierung.
Aber auch dafür habe ich, wie für viele andere Dinge übrigens, keine Zeit, denn wie heißt es so schön: Im Leben warten die Liebe und ein Luftschiff nicht ewig. Schreibt euch das in eure Expeditionstagebücher. Meine eigene führte mich weiter über eine mittlerweile gut ausgebaute Fahrradstraße (!) zur S-Bahnstation. Dort war, eher zaghaft angekündigt durch die Internationale Gartenausstellung, ein mit Pflanzenkraft betriebenes Luftschiff aus Nantes gelandet.
Genau.
Gut, vielleicht sollte man das näher erläutern, sonst glaubt mir wieder kein Mensch. Wie nicht nur entspannte jüngere Menschen oder auch Alt-Hippies wissen, ist "Flowerpower" oder "Blumenkraft", wie die Romantiker unter uns sagen, nicht nur als Königsweg zur Antriebslosigkeit bekannt. Findige Ingenieure und Wissenschaftler aus besagtem Nantes sind daher weltweit unterwegs, um Phytokräfte in aufwendigen Experimenten zu untersuchen. Nantes, das wißt ihr alle, ist die Geburtsstadt Jules Vernes, der in zahlreichen Sachbüchern weit zahlreichere wegweisende Erfindungen und wissenschaftliche Phänomene beschrieben hat. Ihm zu Ehren gibt es ja die berühmten und, jetzt ganz ohne Schmäh, wunderbaren Machines de l'îsle, die ein paar seiner Ideen aufgreifen. Riesige Puppen, Elefanten und andere mechanische Wesen.
Ein unerschrockenes Team aus Nantes ist also den Weg nach Hamburg geflogen, hat sein Botanik-Luftschiff sicher in Wilhelmsburg gelandet, dort Expeditionszelte, Labortische und retrofuturistische Instrumente aufgebaut, um allerhand wichtige Untersuchungen an der norddeutschen Pflanzenwelt durchzuführen. Ich habe mir heimlich ein paar Notizen gemacht, sauber abgeskribbelt in mein Expeditionstagebuch. In den nächsten Wochen, sobald mein Labor umgebaut ist und ein paar ordentliche Spätsommergewitter niedergehen, werde ich meine eigenen Geschöpfe schaffen. Eine Armee.
Montag, 1. Juli 2013
Die letzten schönen verregneten Sommertage nutzend, wagte ich einen anorakverhüllten Ausflug zum hiesigen Zoo. Hagenbeck zehrt vom alten Ruhm, hat in hundert Jahren aber auch das ein oder andere neu gemacht. Kleine Elefanten etwa oder die kühlschrankkalte Eismeerlandschaft. Hier hausen mürrische Pinguine, die von ihren Happy Feet-Kollegen im Leben noch nichts gehört haben und ihre Tage damit verbringen, wie Sänger einer Neo-Gothic-Band bedeutungsschwer ins Nirgendwo zu starren. Wenn sie nicht gerade wie exaltierte Körperkult-Freakartisten Kot ins Publikum spritzen, wie ein Hinweisschild warnt. Bestätigen kann ich das nicht.
Sowieso aber geht man wegen dem Schrecklichen Odin zur Eislandschaft, Hamburgs häßlichstem Walross (wir berichteten). Der Handkreissägentenor aus dem Polarmeer wirkt an Land wie ein amorpher Blob, adipöse Fettschürzen schwabbeln walle, walle manche Strecke, wenn König Odin in seinem kleinen Tiefkühlreich fürs Publikum den Hirschen macht.
Durch eine Panoramascheibe aber schaut man der kleinen Gruppe unter Wasser zu. Bequem, aber mit einer gewissen halbtonnenschweren Eleganz gleiten vor allem die Damen in entspannter Rückenlage durch ihr kunstfelsenverziertes Becken, machen Faxen für die Besucher diesseits des Glases, Kopfstand für die Kinder, und untersuchen neugierig die Ecken und Winkel, ob es nicht doch einen Durchlaß zu den funktionsjackenbeschuppten Beobachtern gibt. Tatsächlich hübsch sind die sehr beweglichen Flossen, mit denen die riesigen Robben filigrane Blumen, mümmelnde Hasen oder Meeresungeheuer formen können.
Man sitzt und sinniert, überlegt, die Bären freizulassen und ihnen den Weg zu den aufgestellten Bienenkörben zu weisen. Kecke Ziegen hüpfen durch den Streichelzoo, mehr Kinder finden sich nur vor dem Tigergehege, der sibirische Kater selbst aber läßt sich entschuldigen. "Der uriniert", werde ich vom kleinen Schulstreber belehrt, "the call of nature!" denke ich und mache es bei nächster Gelegenheit der bedrohten Tierart gleich. Eins sein mit der Kreatur, zurückfinden zum animalischen Ich, sozial interagieren wie die munteren Gesellen auf dem Affenfelsen. Mein Rrrroooaaarrrr noch heiser, leiser als das Gezeter der Pavianrabauken. Aber schöner als Odin allemal.
Samstag, 1. Juni 2013
Ja, gibt's denn das? Da beschließen die Herren Kreuzbube, Mark793, Prieditis, Cut und dabei mindestens moralisch unterstützt von Frau Carodame eine Ausfahrt durch meine alte Heimat - und wer ist nicht dabei? Eben.
Aber halt, nicht so vorschnell. Mittels der mir eigenen Gedankenkraft gelang es mir, einen kleinen Film von der Landpartie zu drehen und hier brandfrisch zu präsentieren: Die Ballade vom Neandertal. Und irgendwie bin ich dann doch dabei. Achten Sie auf den Herren im Ringelhemd. Ach, la grande melancholie! Aber beim nächsten Mal!
Sonntag, 12. Mai 2013
Dafür aber mit großem Steuerrad. Und die Blumen sind auch schon verblüht, mal auf mich warten gibt es auch nicht mehr. Alle in Eile, nur ich, ich mach mal schön langsam. Und nicht so weit. Für so eine Distanz holen die lieben Kollegen die Räder gar nicht erst aus dem Unterstand, und wenn ich erzähle, daß in der Mitte der Strecke noch ein hübsches Café mit einem hervorragendem Kuchen wartete, wird das Kopfschütteln kein Ende nehmen.
Ich aber dachte, wer in die große Stadt fahren kann, kann auch in Pedale treten, dazu hing ein hübsch herbstlicher Regen am Horizont, dem entgegenzueilen mir war wie das Verfolgen einer duftgetränkten Spur. Auf dem großen Gelände wurde ein Tor vergessen, gute Gelegenheit, ein wenig um die noch nicht erschlossenen Schuppen und Pumpenhäuschen zu wandern. Einfach mal nichts besonderes tun, wieder pointenlos die Sichtmarken abzählen, auf Veränderungen achten, die auf dem Sattel und die am Wegesrand.
Wie wäre es denn sonst? Sonst säße ich womöglich wie ein Rentner den lieben Tag daheim, mit einer Decke über den dünnen Knien oder keuchte auf einem Heimtrainer und schaute Darbietungen von Frau Dolly Parton an. Sie wäre ein großes Licht in meiner staubigen Stube. Ein klunkerbehängter, rosafarbener Schmetterling, der über noch unverblühte Wiesen tanzt. Überhaupt ist sie die einzige Blondine, die einen engen pinkfarbenen Hosenanzug tragen kann, ohne darin, wie soll man es ausdrücken, ihre Natürlichkeit zu verlieren. Ich säße also daheim und schaute diese Dolly-Parton-Clips, summte mit verstellter Stimme im Chor zu ihren schmeichelnden Cajolings und dächte an gleich zwei große Apfelkuchen.