Mittwoch, 2. November 2016
Ich konnte am Wochenende leider nicht raus, einen kleinen Herbstspaziergang um mein bescheidenes Wasserschloß zu machen, derweil ich mein Einstecktuch nicht finden konnte. So setzte ich dann eine Maschine Wäsche an, aß etwas Kuchen, setzte die Schachfiguren meines Lebens ein paar Felder weiter, und überlegte, nachdem ich die Böden gewischt hatte, ob ich nicht an meinem Auto schrauben sollte, besäße ich es nur.
Quelle: Internet
Ich habe selten Autowünsche, aber bei solch interessanten Exemplaren drückte ich ein Auge vor mir selber und meinen Anwandlungen zu. Das Auto, wohl ein Horch, ist längst Seite an Seite neben dem Insekt ausgestorben, das hier wohl Pate stand. Ein Käfer der langgezogenen Art. Aber so was wird ja alles nicht mehr gebaut. Früher hatte das jeder!
Mit solch einem Auto könnte ich auch die Schneewittchensargfahrer ausstechen, denen meist viel Volvollen entgegenschlägt in der autointeressierten Umwelt. Bei Damen zum Beispiel. Aber dann komme ich mit meinem Horchkäfer! Parkte den auf einer Wiese und schlüge ein Campingquartier. Wie eine winterschlaffe Made könnte ich mich hinten in die gläserne Chitinhülle legen, ausgiebig erholsame Winterruhe halten und auf die Metamorphose warten. Den Traum träumen wie so viele Gliederfüßer - daß aus mir noch etwas werden könne!
Samstag, 30. April 2016
Durch @FrauDiener wurde ich ursprünglich auf diese hübsche Serie aufmerksam, dann konnte ich mich lange nicht für ein Motiv entscheiden, aber nun sieht man mich mit buchstäblich strahlendem Gesicht: Mein erster Atomteller!
"Denkmäler des Irrtums - Hoffnung von Gestern - Folklore von Morgen" heißt es auf der Webseite der Schöpfer. Immer wieder werde ich gescholten, die Vergangenheit zu sehr in den Vordergrund zu schieben, mich mit alten Dingen und noch älteren Emotionen zu umgeben. Nun aber zieht die Folklore von morgen in mein Haus, getreu dem alten Lied "Nostalgia For An Age Yet To Come". Idylllische Atomschleudern statt Delfter Windmühlen, lange wußte ich nicht, ob ich die drei hier aus dem Norden wegen der Nähe zu Hamburg nehmen sollte oder nach Motiv entscheiden - am Ende entschieden Heimatgefühle. Auch wenn der Forschungsreaktor in Jülich schöner gewesen wäre, habe ich diesen doch schließlich mal als Schüler besucht. Damals war dies nuklearer Bestandteil des Curriculums, bedauernswerte Physiker in Hawaiihemden zeigten uns die ausgebrannten Kugeln, mit denen man Boccia hätte spielen können, so die Versicherung. War ja alles ungefährlich!
Das schmiere ich denen noch aufs Brot, wenn erst eins auf meinem Teller liegt.
>>> Geräusch des Tages: Buzzcocks, Nostalgia For An Age Yet To Come
Sonntag, 22. November 2015
Mein neues Thema ist ja die Bienenfotografie. Es handelt sich bei diesen Wesen zumeist um bedrohte Völker, es liegt also schon auch ein Stück Sozialarbeit darin. Fotografie soll ja die Geister bannen, aber auch neue Erinnerungen schaffen. So sitze ich also an meinem kleinen Arbeitstisch, korrigiere hier was am Stativ, dort was am Balgengerät (kauft euch ein vernünftiges, meins ist echt kein Meisterwerk an Feinmechanik), genehmige mir ab und an einen Kaffee oder ein Glas Wasser, und stelle mir Fragen über das Leben an sich.
So lautet eine Frage, warum die einen Honig ernten, und mir nur tote Bienen bleiben. Ist das gerecht? War mein Einsatz zu gering? Daß es auch lebendiger geht, beweisen andere Leute mir zum Vorbild. Titeldesigner Gregory Herman etwa. Insektenfilme, das große Ding mit kleinen. Wenn ich mal Zeit habe, stelle ich Shakespearedramen mit denen nach. Oder adaptiere Bücher von Ian McEwan. Warum nicht? Andere machen das mit Lego, ich dann mit sechs Beinen.
Freitag, 16. Januar 2015
So ist das bei diesen Transiten durch Jahreswechsel, Bilanzprüfungen, Rückblicken, Vorausblicken, Perspektivwechseln. Am besten langsam durchschreiten, keinen Staub aufwirbeln, nicht alles einatmen, Geist sein seiner eigenen Erinnerung. (Of future past!)
Der Jahresrückblick: Och jo, wie man hier so sagt. Das Wetter: Oha. Die Wolken über mir hängen so tief, da ist Elmsfeuer dran, wenn ich den Schirm hochhalte. Das Befinden: Wer will, der kann auch. Wir bleiben in Kontakt.
Die weiteren Aussichten: Wir machen uns nichts vor, das aber exaltiert. Um am Ende mehr Zeit zu haben, übe ich jetzt schon den mildelosen Blick auf bewältigte Höhenzüge, durchkrochene Täler und munkelnde Begleiter, rauschende Gerüchtewolken, Gaststätten namens Üble Nachrede und Ausschilderungen in Gegenden wie Doof oder Zu doof und Das ist jetzt aber echt doof.
Im Schaukelstuhl sitzen, nachdenklich gefaltet, die rotkarierte Autodecke über den Knien, vielleicht ein ruhendes Tier darauf. Dann reden wie in Tim Sesslers viel zu kurzem Video:
Dazu paßt die lebensfrohe Reihe der Fotografin Samantha VanDeman: In Died Alone hält sie die Fundlage fest, den Befund unserer Zukunft, wenn alles grindiger Rest geworden ist. Kann man sich schöntrinken, Abschied nehmen mit einem klaren Schnaps auf die Ex. Da kommt dann nichts mehr.
Hier aber schon. Da sorge ich für.
Dienstag, 3. Dezember 2013
Ich bin ja ein großer Fan von diesen Fashion Filmen, die im Grunde nichts weiter sind als bewegte Modestrecken, produziert von Indie- aber auch großen Labels, oft recht frei in ihrer Gestaltung und teilweise sehr künstlerisch. Also artsy für uns Szenebengels.
Wie z.B. Holy, einen Fashion-Film, den ich vor einiger Zeit unter ganz anderen Namen mit Frau Gaga gedreht habe. Fingerübung. Die meisten Fashion Filme sind vollgelumpt mit Krempel aus dem Hipsterbedarf, altem Spielzeug, noch älteren Kameras, Schreibmaschinen, Kochrezepte. Zelebriert wird unsere Neoretro- und Retroneo-Faszination für das Handgemachte, diese Do-it-yourself-Etsy-und-Dawanda-Kultur, wo junge Sommerkleidchenmädchen Bands gründen und elfenkreativ sind, Künstlerinnen allesamt, die Jungs derweil feingerippt mit Straßensportarten beschäftigt, und sich das Leben insgesamt in federleichten Wolken abspielt. (Neu ist das natürlich nicht, erinnert sich noch jemand an diese uralten C&A-Werbespots?)
Die Sache mit den Fashion Filmen ist bereits so zum festfabulierten Genre geronnen, daß es bereits sehr, sehr hübsche Parodien darauf gibt. Die sich aber wiederum auch nur als der nächste Dreh in Sachen Imagefilm herausstellen: Fashion Film von Viva Vena!. Sehr amüsant. In allen Details.
Samstag, 17. August 2013
Heute morgen den Kaffee aus der frisch aufgeschnittenen Verpackung nicht in die Vorratsdose, sondern beherzt und ausdauernd wie man es sonst nur in der Liebe halten sollte gleich in die Kanne. Alles rein. Na, halb. Das wäre ein Kaffee geworden, mit dem ich die zusammengekrümmten und irgendwie sehr trockenen großen Spinnen, die seit Tagen in kleinen Trupps in meine Zimmer spazieren, bald aber, der Hunger! der Hunger! tot auf dem Boden liegen, warte Wanderer, bald folgst auch du, zum Leben hätte erwecken können. So habe ich bloß blanke Drähte hineingesteckt, die Spinnen also, und muß auf das nächste Gewitter warten.
Heute wird folgen ein letztes Aufbäumen der Sonnenseuche, eine gute Gelegenheit, die Vorhänge zu schließen, sich ins dunkle Zimmer zu sperren, die dick gewebten Spinnennetze zu zerreißen und von Triers Melancholia zu schauen. Oder aber ohne weitere ultraviolette Gefährdung die Bilder anderer Leute zu betrachten, das Reisen aus zweiter Hand, wie Andrea Diener neulich in der FAZ beklagte.
Gestern, vom abendlichen Fenster gegenüber der Jagdschlößer an den Kanälen Hamburgs aus geworfen, einen Blick auf die Läden der Stadt Paris (das ist in Frankreich). So ist das dort in tout la cité, ungelogen, das macht die Stadt ja so attraktiv für Reisende. Hier gibt es mehr, mehr, mehr Reiseimpressionen aus diesem sehr hübschen Blog der Künstlerin Lisa Congdon.
Über den Reiseinformationsdienst Flickr, dessen neues Layout eine Katastrophe ist, kann man Lichtbilder zwischen hübsch und Kitsch aus der großen, buntdurchwürfelten Stadt Konstan Istanbul (das ist in der Türkei) bestaunen. Die Etappe, Paris - Istanbul nämlich, wäre eine schöne Reise mit dem Art-déco-verzierten Blogger-Express, wobei auf der Fahrt ein belgischer (nicht etwa Frankreich!) Detektiv mit Monokel ein paar grundsätzliche Dinge über die mitreisende Bagage aufklären könnte.
Weiter mit Kitsch: Ich habe ja kein Händchen für Urlaubsfahrten und lade lieber in den eigenen Hinterhof. Ich selbst bleibe schüchtern im kühlen Treppenhaus, sollen andere herumtollen, meinetwegen Dinge machen und Kastanien essen oder Wein trinken oder Musik dazu hören - diese Frivolitäten muß man der Jugend überlassen.
Ich bleibe im Boudoir, oder besser im (Achtung, Kinder jetzt mal weggucken) Boudoir Boudoir, einem meiner Lieblings-Tumblr-Blogs mit gegen den Strich kuratierter Entblößungsfotografie im weiteren Sinn und einem elastischem Begriff von Körperlichkeit und deren Präsenz in Raum, Betrachtung und Bewertung. Nicht alles ist im herkömmlichen Sinne "schön", aber dann eben doch. Ich selbst ziehe mich ja nicht aus, mir fehlt der Vergleich.
Ärger auf der Arbeitsstelle. Ich stellte aber in vorgesetzte Richtung gewandt fest, ihr, so sagte ich, ihr müßt hier durch. Ich, also ich kann immerhin noch Malerfürst werden. Zum Beispiel mit Entblößungskunst. Da wußte er dann auch nichts mehr zu sagen.
Samstag, 3. August 2013
Der Sommer scheint zum Glück überstanden. Gestern ein letztes Aufbäumen, nun sinken die Temperaturen den bald folgenden welken Blättern gleich hinab. Juchhu! mag man rufen. Nun kommt sie, die schöne Zeit, der Schrecken, wie die meisten Schrecken, geht vorbei. Juchhu! rufe ich also den jungen Menschen auf der anderen Straßenseite zu, die auf dem Weg zum Freibad sind. Es ist ein Herbst in der Luft, zaghaft kämpft er an gegen letzte fiebrige Schwaden aus Einweggrills und Sonnenmilch. Er lauert aber da, unverkennbar, unverstellt und einem sanften, nachsichtigen Lächeln, weht mit milder Luft über strandsandige Haut. Juchu! also, ihr Toren. Zum Ende geht, was enden muß.
Gestern einen Anflug von Kraft dazu genutzt, der Ankunft der Herbstmode in den Geschäften zu applaudieren. Über dicke wollene Woolrich-Jacken zu streichen, über schwere dunkle Stoffe doppellagiger Mäntel, in Gedanken die guten Menschen einkleidend. So seht ihr dann aus in meinen schwelgenden Träumen und auf dem Weg zum Herbstpicknick.
>>> Geräusch des Tages: Warpaint, Stars
Donnerstag, 25. Juli 2013
Endlich! Jetzt, da die Tage bereits wieder kürzer werden, kommt die Zeit, wo man sich ganz unschuldig herbstliche Gedanken machen kann. Abfahrt Damals zum Beispiel mit Tweedstoffen: Das sind die Veranstaltungen bei denen junge Gecken modisch vergangenheitsorientierte Menschen einem fröhlichen Eskapismus auf zwei Rädern nachgehen. Oder andererseits vielleicht einfach "nachhaltig" leben, wie es heute so gern heißt. Oder Späße machen. Daß es in jedem Sinne eine Second-hand-Kultur ist, muß ja nichts Falsches sein, solange das Augenzwinkern nicht fehlt.
Interessant dabei zu sehen, wie sich diese Idee langsam über den Erdball ausbreitet, dabei Länder und Regionen erreicht, über deren Sub- und Pop-Kultur ich dann doch nur wenig weiß.
Moskau zum Beispiel. Fuhren die da bis eben nicht sowieso derart gekleidet rum? Oder mit Pelzmützen? Auch hier aber Brooks-Sättel und Pashley-Räder. Immerhin hört man von dort immer mal wieder von unterschiedlich strömenden Jugendkulturen, überrascht bin ich also nicht. Etwas befremdlich hingegen finde ich den Tweed-Ride in Peking, der dort irritierenderweise auch "Mao-Ride" heißt. Chinesische Ironie ist mir fremd, aber vielleicht ist es auch keine. Über China weiß ich im Grunde nichts. Im Fernsehen oder auf Fotos sieht man häufig Glitzer-Blinker-Porträts von Megacitys oder Arbeitermenschenmassen in Fabrikuniformen. Manchmal fröhlich winkende Menschen, Mädchen mit Mobiltelefonen. Einmal habe ich einen Popliteratur-Roman aus China gelesen, der hieß Shanghai Girl oder so ähnlich. Da ging es um Partys und Sex. Oder Sex und Partys. Oder beides. Aber, was machen diese jungen Leute wirklich? Außer nostalgisch Radfahren natürlich: Bejing-Vintage-Bike-Ride.
Herbstliche Fragen. Woher kommen wir, wohin gehen wir? Wieviel Zeit wird uns bleiben? Und: Ist das noch Punkrock?
Freitag, 2. November 2012
Foto von Frank Egel
Und jetzt alle mal so: Ooooh! ♥♥Dolly Duschenka♥♥ für den Nachttisch. Dürft ihr mal schauen, aber nicht alles weggucken. Und nicht anfassen! So was bekommt man zum Geburtstag, wenn man das ganze Jahr brav war - und Freunde hat! Jetzt kann ich zur Nachtzeit jeden überstandenen Kampf Tag dem hl. Nummerngirl beichten, ein Fürbittgebet abringen, anschließend beseelt die Äuglein schließen und einem ruhigen Schlaf entgegendämmern.
Ausklang der Ruhewoche, die Nachrichtenlage gemischt, man hält den Kopf besser unten, steckt die Nase ins Buch. Ohne Karte langsam nach vorne tasten. Wer weiß, wo man rauskommt.
Mittwoch, 11. Juli 2012
Schönheit liegt manchmal im Beklagenswertem. Auf einer Welle eines diffusen emotionalen Gleichklangs empfinde ich gerade eine gewisse Verbundenheit mit diesem Gnadenhof. Die US-amerikanische Fotografin Isa Leshko hat für ein Fotoprojekt alte Tiere porträtiert. Tiere, wie wir sie normalerweise nicht sehen, weil sie als Nutztier unbrauchbar oder als Heimtier zu kränkelnd und zu leidend scheinen. Häufig aber, so vermitteln ihre ganz behutsamen Bilder, sind eben auch Tiere einfach nur alt, eine Betrachtung, die uns jungen, urbanen Fitness-Gestalten fremd oder sogar befremdlich erscheint. Auch so eine Studie in Würde und Durchhaltevermögen.
>>> Webseite von Isa Leshko.