Keine Nieten

In Rummelplätzen, wo Athleten ringen,
Wird alles dunkler schon und ungenau.
Ein Leierkasten heult und Küchenmädchen singen.
Ein Mann zertrümmert eine morsche Frau.

(Alfred Lichtenstein, "Sonntagnachmittag". 1912.)



Eigentlich ging ich nur hin, um mir am Schießstand selbst etwas zu schießen. Eine Pfauenfeder vielleicht oder ein Schwammkopf©®™-Kissen. Es hatte nur wenig geregnet und auf dem nassen Pflaster spiegelten sich farbige Lichter. Von vielen Seiten ertönte Musik. An einem Stand verzehrte jemand eine Bratwurst. Neben mir standen zwei, die haben gelacht. Auf dem Winterdom gibt es die Wasserrutsche nicht. Die Leute sind sehr laut und geben sich vergnügt, wenn sie durch die Gischt rasen. Aber sie tun das nur im Sommer. Die Autoscooteranlage bietet an, seinen Geburtstag dort zu feiern. Wenn ich Geburtstag habe, ist in Hamburg keine Kirmes.

"Für unsere Gäste nur das Beste". An einem Fahrgeschäft schrieb ich mir die Sprüche des Ansagers auf. Vielleicht kann ich sie zitieren, wenn ich einmal eingeladen bin. Ich habe dann noch ein wenig zugeschaut und ging ohne das Kissen nach Hause. Na ja. Hat man halt was erlebt.





Ausfallschritt | 04:13h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
kaltmamsell - Sonntag, 9. Dezember 2007, 08:58
Ui! Sehr wunderbar, danke.

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kid37 - Sonntag, 9. Dezember 2007, 21:11
Hier gibt's ja keine Wies'n, da muß ein Dom her ;-)

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merlix - Sonntag, 9. Dezember 2007, 10:20
Sie wieder mit Ihrem losen Lotterleben. Aber so eine Ente mit "keine Nieten", die könnte man vielfältig einsetzen.

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frau stella - Sonntag, 9. Dezember 2007, 10:54
Es hat schon was, diese große Schaumschlägerei aus öltriefendem Licht und laut gleißendem Plastik.
Ich liebe den Dom.

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kid37 - Sonntag, 9. Dezember 2007, 21:09
Wenn man wie ich nahe am Rheinland aufgewachsen ist, versteht man eben was vom Feiern. Da gibt's beim Zuschauen für mich kein Halten.

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rachel - Sonntag, 9. Dezember 2007, 12:31
eine pfauenfeder?
(wo wollten sie die bloss hin-tun?)
haben sie eine geschossen?

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saxanasnotizen.blogspot.com - Sonntag, 9. Dezember 2007, 13:47
Ja genau! So mache ich das auch manchmal. "Hat man halt was erlebt."

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kid37 - Sonntag, 9. Dezember 2007, 21:06
Saxana: Wir verstehen uns. Danke.

@Rachel: Nein, ich mach grad mal Pause vom Schießgewerbe. Und mit der Pfauenfeder wollte ich mich auch nicht selber kitzeln, die hätte sich aber prima auf meinem Pokalschrank (alles Trost- und Ehrenpreise) gemacht.

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neo-bazi - Sonntag, 9. Dezember 2007, 14:25
Dom und Safari, zwei Worte, die auch in die Irre führen können. ;-)

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mark793 - Sonntag, 9. Dezember 2007, 15:41
Weiß Gott,
ich hatte in der Tat besinnlicheres Programm (etwa ein Orgelkonzert oder ein Oratorium) erwartet, als mich freundliche Menschen in Hamburg zum Dom schleppten. Man kann sich meine anschließende Bestürzung vorstellen, auf einem ganz profanen Jahrmarkt-Rummel gelandet zu sein anstatt in einer stattlichen gotischen Kirche.

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kid37 - Sonntag, 9. Dezember 2007, 21:04
Ich glaube, im Safari wird nicht so sehr aufs Herz, eher eine Etage tiefer gezielt. ;-)

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gaga - Sonntag, 9. Dezember 2007, 19:24
Mit dem 7. Bild haben Sie sich verraten!

Sie waren in Wahrheit übers Wochenende in Las Vegas um dem Glücksspiel zu frönen und/oder zu heiraten und keiner soll es wissen!

Aber mir machen Sie nichts vor.

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kid37 - Sonntag, 9. Dezember 2007, 21:03
Das ist das Schöne an den Glückspielstädten und ~stätten: Wenn es beim Jackpot nicht klappt, kann man immer noch aufs Herz schießen setzen. Und umgekehrt sicher auch.

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derherold - Sonntag, 9. Dezember 2007, 20:08
Herr kid, ein bißchen Kritik muß ich schon üben:

Jede Ente gewinnt

... wäre als Überschrift angemessener gewesen.

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kid37 - Sonntag, 9. Dezember 2007, 21:02
Hm. So kurz vor Weihnachten wäre ich mir da nicht so sicher.

("Alle Dosen vom Brett" klingt auch hübsch.)

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novesia - Sonntag, 9. Dezember 2007, 21:17
Ich hoffe, Sie waren auch auf diesem Shake-Gerät! Durchrütteln lassen ist doch viel kurzweiliger als Schießen. Herzen, Federn, worauf auch immer - ich hab bisher nur Schraubenzieher "gewonnen" - vielleicht sollte mir das auch irgendwas sagen...

(Wenn ich Geburtstag habe, ist in meinem Heimatdorf immer Kirmes. Es wurde aber jedesmal nur der Fischbrötchenstand gemietet.)

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kid37 - Montag, 10. Dezember 2007, 00:25
Ja, die ein oder andere Schraube ist im Leben ja mal lose, da ist es praktisch, wenn man schweres Gerät im Haus hat. Fischbrötchenstand kling super. Ich würde gerne einen Umtrunk bei der Brennpeterbude veranstalten. Der hat so Holzbrettchen im Angebot, auf denen lustige Sprüche stehen. Dann wird es nicht so trist.
Solang du was zu Trinken hast/Nenn' ich dich gerne Freund/Und wenn du nichts zu Trinken hast/Hab ich auch nichts versäumt.

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goetzeclan - Sonntag, 9. Dezember 2007, 21:55
Ich habe den Dom mal mit meiner Mamiya und einem SW-Film besucht. Es hatte zuvor etwas geregnet, nur wenige Menschen waren dort, und eine Kirmes in schwarz-weiß abgebildet ist eine wirklich deprimierende Sache. Ist die Farbe aus den Fotos gewichen, dann sieht man erst, dass sich die Menschen tatsächlich in Maschinen reinsetzen um lustig zu sein. Todtraurig.

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kid37 - Montag, 10. Dezember 2007, 00:28
Der Dom ist die hellere Form von Grau. Traurig finde ich, daß Eisbär Knut dort einst der Renner an den Losbuden war. Nun ist er vergessen. So schnell verliert man sich heute aus den Augen.

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