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Nur kurz, ich habe gar keine Zeit, also ganz wenig. Beim Zappen durch Jugend, Vergangenheit und ausgetretene musikalische Schuhe im Angebot der Firma Youtube, stellte ich mir erneut nur wenig boshaft meinen Hang zur Rührseligkeit unter Beweis, als mir dieser kleine Ausschnitt unterkam von den Brit Awards 2005. 50 Jahre, Freunde, und ein Leben, das ich nicht in allen Punkten im Tausch haben möchte. 1982 sah ich sie das erste Mal live, das sind auch schon 25 Jahre her, man wird ja doch ein wenig wunderlich. Und plötzlich schüttelt man Leuten die Hand, die sind halb so alt wie man selber und man merkt dann, Kinder, wie die Zeit vergeht - und schön, sich zu erinnern. Schön, zu überleben (um die Geschichte zu erzählen), schön auch, wenn der Nachwuchs höflich ist oder etwas Rührendes sagt. Respekt also, und ich meine nicht die Scissor Sisters Liz Taylor.
Zum Schluß, fürs Sentimentale, weil es damals so war, als die 80er zu Ende gingen, und zwar exakt so, mit dem letzten Schlag des Herzens und man irgendwann sowieso nur noch zurückblickt, bis in die schmuddeligen Winkel des allerersten Clubs, in dem alles begann, was für immer bleiben sollte und doch nicht konnte. Aber he, so ist das halt mit der Revolution.
Gestern sah ich bereits das erste Graffiti: Internet's not dead. Sag ich ja, Sid, abgerechnet wird eben erst zum Schluß. Bis dahin: immer weitermachen.
(Geht bald weiter.)
So schön das ist ... ich frage mich, wie es später einmal Anthropologen deuten, daß "wir" uns praktisch unbegrenzt Erfahrungen/Eindrücke aus Kindheit und Jugend wieder visuell vorführen können.
Jugend, die nicht vergehen will ... ;)
Den Rückblick an sich ab einem gewissen Alter würde ich aber als normale Reaktion verstehen. Wenn man merkt, daß es nicht mehr unbedingt bergauf geht, sondern in jeder Hinsicht die Neigung einem Ende entgegen spürt (wie es Hölderlin in "Hälfte des Lebens" beschreibt), ist die wehmütige Retrospektive doch ganz legitim.
Was bei mir noch dazukommt: Ich habe bedauerlicherweise aus dieser Zeit von Ende 70er bis Ende 80er fast keine Fotos von mir. Daher finde ich es besonders schön, bestimmte Momente durchs Internet wiederzuentdecken. So wie in Karl Nagels Fotoarchiv.
Dagegen in E. Waughs Brideshead Revisited die praezise Analyse (vorgenommen von Carla, der italienischen Geliebten des im Stand der Ungnade im venedischen Exil lebenden Patriarchen -also von einer "Rand"figur) von Sebastian Flytes alkoholischer Selbstzerstoerung, der "in seine Kindheit verliebt" sei und seinen unsichtbaren Kummer ertraenken wolle. Eine sehr schoene Passage.
Den 'Typ' Sebastian Flyte gibt es scheinbar immer noch, grad gestern bin ich auf einer Party Sebastian gegenueber gestanden und hab mich fuer ihn gefreut.
Fitzgerald ist ein sehr gutes Beispiel (Initiation überhaupt als wichtiger Topos in der US-amerikanischen Literatur). Wobei die Kindheit damals wohl eher als Vor-Stufe des Erwachsenseins charakterisiert war, denn als eigenständiger Zustand.
Zuerst umgibt Charles sich allerdings mit jungen Männern, die die Macken der Lehrkörperschaft sofort mimetisch in sich aufnehmen und und wie Karikaturen der Erwachsenenwelt gelehrten Unsinn daherreden.
Diesen Typ 'junger Mann' kenn ich ebenfalls von der hiesigen Uni. Mit Mitte 20 schon lederne Ellenbogenschoner am Jacket tragen und abgetragene Hosen. Hier scheinbar der Wunsch als aelter und angesehener aufzutreten.
Charles' Kindheit wird in einem Satz abgehandelt, in dem von Krieg u. Trauer die Rede ist. Waughs eigene Kindheit/Jugend sind schön festgehalten in seiner Autobiographie.
Beide erinnern dann stark an Austerlitz, in dessen Hauptfigur die Kindheit ja eine äußerst denkwürdige Form annimmt: zum einem ist sie ein Idyll, nachdem er aus Wales forgeschickt wird und im Internat in einer Art Rousseau'schen anti-autoritären 'Herr der Fliegen' Kosmos seine Selbsterziehung beginnt und seinen besten Freund kennenlernt, andererseits ist dies alles eine gemeine Lüge, die sein eigentliches Sein und seine Herkunft immer weiter verschüttet. Gegen Ende des Buches spricht der Erzähler aber ausdruecklich von Austerlitz' jugendlichem Antlitz, ganz als ob ihm das Altern verwährt bliebe in seinem mythos-ähnlichen Leben, hier Jugend evtl. als ungerechte Bestrafung eines Unschuldigen.
It's got nothing for you
They think you're moron
A potential fool
God save Yah**
They sell humans, too
There is no future
In internet's dreaming
1988 in der Philipshalle war ziemlich cool, weil die Besetzung mit Martin McGarrick umwerfend war und sie eine sehr aufwendige Bühnendeko hatten mit riesigen Spinnennetzen, spiralförmigen Laufstegen, mehreren Vorhängen und Projektionen. Das war damals recht ungewöhnlich. Die Creatures habe ich noch ein paar Mal gesehen, daher hatte ich auch die Fotos. (Und ich sehe gerade, ich schrieb 1984, es war aber 82.)
Ich glaube, ich bin uralt.
p.s. tolle fotos!
pp.s. ich mochte das hier sehr gerne: http://youtube.com/watch?v=OMcLAsAzCmM