Flat Iron World
Nichts für ganz Zartbesaitete, und ein bißchen Zeit braucht es auch: Aber die wunderbare, eindringliche, bewegende und preisgekrönte Dokumentarfotografie der New Yorkerin Jessica Dimmock ist wirklich sehenswert. Die Arbeit über Heroinsüchtige wurde mehrfach preisgekrönt und packt durch Direktheit, Nähe und eine ganz feinfühlige Ästhetik.
>>> The Ninth Floor von Jessica Dimmock. Die anderen Galerien sind ebenfalls unbedingt anzuschauen.
Die feinfühlige Ästhetik wird in der Realität gnadenlos brutal. Es ist überhaupt nur in großer zeitlicher und persönlicher Distanz zu ertragen.
kid37 -
Mittwoch, 1. August 2007, 22:30
Fotografie erlaubt einen nahen Blick, den die meisten in der Realität eher nicht zuließen. Bei ein, zwei Bildern hatte ich das Gefühl, hier wird jetzt ein wenig zu sehr stilisiert. Wenn sich das Entrückte, Madonnenhafte herbeischleicht. Andererseits wirkt die Serie durch ihren konsequenten Willen zur Gestaltung für mich viel stärker. Dimmock bemüht sich meiner Meinung nach um Würde (immerhin ist sie Beobachtende, eine Fremde), nicht aber Verklärung.
Ich denke da immer Larry Clarks Tulsa (finde da gerade keine Bildbeispiele) und natürlich Nan Goldin mit. Diese beiden aber waren "Selbstbeobachter", mit größeren Freiheiten und schonungsloserer Direktheit.
Ich denke da immer Larry Clarks Tulsa (finde da gerade keine Bildbeispiele) und natürlich Nan Goldin mit. Diese beiden aber waren "Selbstbeobachter", mit größeren Freiheiten und schonungsloserer Direktheit.
neo-bazi -
Mittwoch, 1. August 2007, 23:34
Natürlich - wir sprechen hier über Kunst. Ich habe die Hamburger Szene hautnah erlebt, Anfang der 90er, und das kam gerade - 17 Jahre später - als Flashback brutal zurück.
Etwa so wie bei alten U-Bootsfahrern in Wolfgang Petersens Film "Das Boot" .
Etwa so wie bei alten U-Bootsfahrern in Wolfgang Petersens Film "Das Boot" .
neo-bazi -
Mittwoch, 1. August 2007, 23:38
Und jetzt lenke ich mich ganz schnell ab (Ich sehe gerade rechts "Ojos Verdes").
:-)
:-)
kid37 -
Mittwoch, 1. August 2007, 23:45
Ob Fado da jetzt weiterhilft... mir ist es jedenfalls gerade eine schöne Erinnerung.
(Zu den Bildern: Ja, das ist mir bewußt. Und ob Kunst oder Dokumentation, es bleibt immer ein schmaler Grat zwischen Abbildung, Überhöhung, Ästethisierung, Schock und Schönheit. Mir ging es vor Jahren so, als plötzlich Nan Goldins "Homestories" Thema für die sprichwörtlichen Zahnarztgattinnen wurden. Letztlich sind es die Bilder unserer Zeit. Und es sind die weniger verlogenen, wenn man so will.)
(Zu den Bildern: Ja, das ist mir bewußt. Und ob Kunst oder Dokumentation, es bleibt immer ein schmaler Grat zwischen Abbildung, Überhöhung, Ästethisierung, Schock und Schönheit. Mir ging es vor Jahren so, als plötzlich Nan Goldins "Homestories" Thema für die sprichwörtlichen Zahnarztgattinnen wurden. Letztlich sind es die Bilder unserer Zeit. Und es sind die weniger verlogenen, wenn man so will.)
neo-bazi -
Mittwoch, 1. August 2007, 23:50
Vielleicht haben Sie recht - schau mer mal. (Ich habe ja noch den Gardel aus B'Aires)
Hasta la proxima vez
Hasta la proxima vez
kid37 -
Donnerstag, 2. August 2007, 00:11
Weil es hier zufällig (?) gerade läuft:
Es gibt eine Live-Aufnahme von "The Needle And The Damage Done" von Neil Young. Am Ende applaudiert das Publikum.
neo-bazi -
Donnerstag, 2. August 2007, 01:47
Every Junk is like a setting sun.
Ja, da hat er recht, der Neil. Lassen Sie mich trotzdem eine gute Nacht wünschen mit Lenny Cohen:
Well, I found a silver needle,
I put it into my arm.
It did some good,
did some harm.
But the nights were cold
and it almost kept me warm,
how come the night is long?
Ja, da hat er recht, der Neil. Lassen Sie mich trotzdem eine gute Nacht wünschen mit Lenny Cohen:
Well, I found a silver needle,
I put it into my arm.
It did some good,
did some harm.
But the nights were cold
and it almost kept me warm,
how come the night is long?
re "blood tea and red string"
Sie hatten mir ja hier geschrieben wegen genannten films, und bevor Sie da jetzt schon das auto tanken, um nach berlin zu spurten, wollte ich wenigstens noch drauf hingewiesen haben, dass es sich bei der vorführung ja leider gottes lediglich um eine dvd-projektion handelt, was okay geht, andererseits aber an eine projektion ab zelluloid natürlich nicht heranreicht. nicht, dass es enttäuschungen gibt am ende!
kid37 -
Donnerstag, 2. August 2007, 13:32
Ja, ich habe mich damals sehr begeistert geäußert, den Film aber immer noch nicht komplett gesehen. Das wäre doch eine Gelegenheit - und Berlin soll doch immer eine Reise wert sein, heißt es. Außerdem bin ich genügsam, mich enttäuscht man nicht so leicht (dann aber nachhaltig).
Beklemmend morbide Ästhetik, gleichzeitig sehr berührend. Kloß im Hals.
midori -
Freitag, 3. August 2007, 11:35
Da haben Sie was angerichtet: letzte Nacht von den Bildern geträumt, den Protagonisten, vor allem diesem Mann mit dem Hut, seinem Blick....
Hab J. die Bilder gezeigt. Sie war (genau wie ich) schockiert. Abschreckende Wirkung erfolgreich. Danke.