Drink'n'Blog
Grad kam ich drauf, da war doch was. Genau: Die Zeit, als man gleich zwei Beutel Kamillentee in die Tasse warf und derart angeheitert zum Bloglöffel griff. Frei von der angeregten Leber weg sein Ungemach ins Datenleere schrie, die Musik einfach lauter drehte, die Bildschirmdarstellung vergrößerte, um Buchstaben noch lesen zu können - und dann polterdiholter ab.
Die drei, vier Gleichgesinnten oder Staunenden, die dann noch durch die Nacht schlichen, holten sich gleich ein Juxgetränk - und dann wurden weitgehend emissionsfrei letzte Fragen geklärt.
Jetzt, mit frischverlinkten Fremdlesern unterm Stuhl (hallo, liebe Leser der Netzeitung!) geht das alles irgendwie nicht mehr. Möglicherweise, hust, hat man Vorbildfunktion. Manche Gefährten laden einen von Konzerten wieder aus. Andere rufen gleich gar nicht mehr an.
Grad lese ich ja eine Biografie von Horst Janssen. Ich stelle fest, es gibt Menschen, die sind noch schlimmer als ich. Aber auch welche, die sind begabter. Unerträglicher. Betrunkener.
Heute gehen die Menschen früh zu Bett. Was für eine Verschwendung.
würde horst janssen noch leben,wär er einer meiner liebsten WG genossen.mit getrennten hauseingängen.
unglaublich wie aus so einem groben sack die allerwunderbarsten,sagenhaftesten und berührendsten zeichnungen drangen.
was quatsch ich hier von 'unglaublich'?
logischerweise.
horst janssen und ich haben fast die gleiche schrift,er macht ein anderes kleines 'z' und ich ein anderes grosses 'G'.
mit dieser verbundenheit hab ich mich jahrelang über wasser gehalten.
Wenn das ein Graphologe wüßte. Sie packens aber auch falsch an: Zeichnen müßten Sie können wie Janssen, nicht schreiben. Schreiben wie Keats, Zeichnen wie Janssen, das wäre was. Heute habe ich überlegt, ob man nicht Bloggen sollte, nur mit einem alten, zerschlissenen Männerbademantel bekleidet und einer Flasche Korn auf dem Tisch. Vielleicht fährt der Geist von Janssen einem in die Tastatur - irgendwas zwischen rüpelhaft und charmant. (Aber gehen Sie mir weg mit seinen Hasenzähnen.)
Ich will mal so sagen: So eine Blogsession im Vollrausch vermag den Spreu vom Weizen zu trennen, á la Nur die Harten komm´n Garten. Die Kontakte, die 2,8 Atue auf dem Kessel unbeschadet überstehen, die sind was fürs Leben. Naja, vielleicht nicht fürs ganze. Na, Sie verstehen schon. :)
neulich bekam ich eine arbeit über e.t.a. hoffmann zur korrektur, in der stand - grob zusammengefasst - dass hoffmann sein schaffen dem absinth und anderen geistern zu verdanken habe. ich gab die arbeit zurück und legte dem schreiberling nahe, er möge sie nochmal schreiben - diesmal im absinth-rausch. vielleicht käme ja dann auch mal was gescheites bei raus.
Seinz toleranter & abSinnthieren Sie Ihre Studenten nicht gleich ins institutionelle Verbarium germanistisch klauser Suren.
Das finde ich aber auch. Schließlich weiß obendrein jedes Literaturgeschichtskind, daß Hoffmann seine Schaffenskraft aus der Abgeschiedenheit seiner Dachkammer und den regelmäßigen Besuchen seines Katers Murr bezog. Und natürlich den gut gefüllten Rotkäppchenkörben, die er mit der Seilwinde nach oben zog.
total ot apropos: waren sie heute auf der meerschweinchen-ausstellung in jenfeld? ich habe leider erst zu spät davon erfahren...
Oh schade, davon habe ich leider nichts gewußt. (Wer sich jetzt wundert, schaut gerne mal
hier.) Ich sah etwas mindestens so skurriles, als ich heute mittag "mal eben" in die Stadt fuhr, um meinen Steuerbescheid beim Finanzamt einzuwerfen: verkaufsoffener Sonntag in der City - und die Menschen haben bei dem schönen Wetter nichts besseres zu tun als in muffige Warenhäuser zu gehen. Kurz dachte ich, ich hätte einen kompletten Tag verschlafen, es sei schon Montag. Innenstadt - rappelvoll.