Mit leichten Schmerzen
Hier noch schnell ein TV-Tip für Daheimgebliebene. Um 21.15 Uhr zeigt der Bayrische Rundfunk (also werbefrei!) Otto Premingers Bonjour Tristesse, nach dem Roman von Françoise Sagan.
Top besetzt (Jean Seberg, Deborah Kerr, David Niven, Juliette Gréco), mit Schwächen natürlich auch, aber dafür mit genialem Kniff toll fotografiert: je mehr die Handlung ins Düstere sinkt, desto farbenfroher wird das Bild. (Und die Côte d'Azur als Kulisse schadet überhaupt nicht!)
Natürlich ist das allergemeinstes Teenager-Melodram: Eine fiese Göre, oberflächlich wie eine neonbeleuchtete Pfütze auf den verregneten Pariser Straßen, spinnt eine finstere Intrige mit tödlichem Ausgang. Ein teuflisches Rotzblag wie sonst nur Holly Golightly, ein Schmetterling, so böse und hohl, daß man schon deshalb weinen möchte.
Taschentücher - das gehört sich für ein echtes Melodram - sollten also bereitliegen, wenn die frivole Sonne im Süden Frankreichs von Melancholie verdeckt wird.
(Bonjour Tristesse. GB 1958. Regie: Otto Preminger)
... für den Hinweis. Ich hab das jetzt grad meinem TV Today Dashboard-Widget weitergeleitet, der mir in 20 Minuten einen Alarm schicken wird. Dann muss ich eigentlich bloss noch den Fernsehknopfaktivierungswidget, den Brilleaufsetzwidget und den Kleenexdispenserwidget starten und das Filmchen gucken. :)
kabel- und schalenlos begrüßt mich jetzt die tristesse, aus der ich sofort in die Welt der Buchstaben flüchte, das Büchlein zur Hand nehme und wieder in Juan-le-Pins bin.
das (nicht)Überrraschende war, dass im Bücherregal "Bonjour tristesse" direkt neben "Frühstück bei Tiffany" stand.
Mist, zu spät entdeckt. Hate zu dem Zeitpunkt bereits zur Konserve gegriffen gehabt.
Da ich keinen Fernseher habe, mußte ich hinüberflitzen in die Eckkneipe Zur goldenen Hansekogge. Die schwersttätowierten Truckfahrer staunten nicht schlecht, als ich lautstark verlangte, die Sportschau-Übertragung abzubrechen, um diesen Film zu sehen. Mürrisch rückten die muskelbepackten Männer zusammen, parkten ihr Hansebier zwischen die haarigen Arme und knurrten mit scheelem Seitenblick auf mich, "Wir wollen hoffen, Jungchen, daß sich dat lohnt!"
Nun, anfänglich war ich guter Hoffnung. "7 und 3 sind meine Glückszahlen" entlockten mir ein triumphierendes, "da habt ihr!" Als Anne kurz nach ihrer Ankunft sagte: "Ich reise sofort wieder ab", war ich es nicht mehr allein, der rief "Ja, reis' ab, Anne, reis' ab!" Aber bald war auch das ein oder andere, "Boah, geht da endlich mal was ab, ey" zu hören. Und all meine Erklärungsversuche wie, ist ein 50er-Jahre-Film, Jungs, alles etwas plakativ, achtet doch mal auf die irren Farben... ließen mich selbst ein wenig unsicher zurück.
Auch wenn am Ende mit mir ein paar der Jungs heftiger schlucken mußten, war es doch irritierend, daß einige der Fernfahrer sich direkt in eine Diskussion begaben, ob man die Straße nun besser hätte sichern müssen oder nicht, woher die Rauchwolke stammte, wenn der Wagen ("Die Karre") doch im Wasser gelandet war ("Die Vorhölle, Jungs, die Vorhölle"), warum die Franzosen eigentlich immer so viel quatschen müssen in Filmen usw. usf. Der schlimmste Kommentar war, "Gut, daß die Spaßbremse wech is". Außerdem fand die Hälfte Elsa am besten. Ich gebe zu, das drückte etwas auf die Stimmung, und am Ende kamen wir alle mit dem Päckchen Papiertaschentücher aus, das ich vorsorglich mitgebracht hatte.
Ist halt was gealtert, das gute Stück. Ich trinke mir jetzt was, aber allein, die Jungs wollen jetzt Boxen sehen. Morgen gibt es Vanilleeis, und dann höre ich Juliette Gréco zum Frühstück. Les Feuilles Mortes.
Bei uns im "Dorfkrug", hinter den Bergen bei den sieben Zwergen, hätte das so sicher nicht stattfinden können. Man könnte Sie glatt zum Kultur-Missionar ernennen. Auch ein dreifaches "hoch" auf die Kneipen, die diesen Namen noch verdienen.
Ich musste leider passen. Es lief doch das Finale von Stars On Ice.
Das ist eine wunderbar rührende und melodramatische Entschuldigung. Die kann ich gelten lassen. Ein paar der harten Trucker hätten das auch lieber gesehen. Aber Sie wissen ja, wie unnachgiebig ich in manchen Dingen sein kann.
so überaus unterhaltsame Kommentare waren in meiner Ausgabe leider nicht vorhanden. :))
Der kleinen egozentrische Göre hätte ich mal ordentlich den Marsch geblasen, wobei ich mich mit Holly Goligthly gern mal ins Nirvana gesoffen hätte!
So waren sie eben damals, die Backfische, als sie diesen Namen noch verdienten.
Schade, mußte gestern Abend schlafen um mögliche Krankheit abzuwehren.
ich bin ja ein seberg-verehrer: hab ihr einen
kleinen schrein eingerichtet...
In Außer Atem der Wahnsinn. Allein das Ringelhemd!
Den habe ich nie gesehen, da ist immer irgendwas dazwischengekommen. Einmal lief der bei der Retrospektive der Berlinale, da hatte ich auch schon fast Karten, wurde aber krank. Ein anderes Mal wollten ich den bei einem Bekannten schauen, der mich eingeladen hatte, aber dann bereits vor Beginn des Films romantisch zu werden drohte. Gestern saß ich dagegen in der grässlichen Berliner S-Bahn, und wenn ich demnächst einmal versuchen wollen würde, mir den Film auf DVD in den Rechner zu schieben, geht vermutlich mein Notebook kaputt.
Was das zu bedeuten hat? Vermutlich nichts.
Das klingt nach Tristesse, ehe der Film überhaupt begonnen hat.