Wir waren richtig ein bißchen radikal.
(Don Pascal, "Bloggen war nicht mein ganzes Leben".)
Heute morgen, als ich gerade von meinem Frühstück am Büdchen zurückkam, hörte ich im Radio von einer kleinen Sensation. Howard Carpendale arbeitet an seinem Comeback! Viele werden da vielleicht mit den Achseln zucken - mir hingegen wurde wehmütig klar, warum ich dieses Jahr im Urlaub in einer ebenso instinktiven wie nostalgischen Anwandlung die Nähe der Ostseebäder gesucht hatte. Ich war ja nicht immer so!
Bevor ich nämlich ein berühmter Maler wurde, drängte es mich in jungen Jahren als Sänger auf die großen bis mittelkleinen Bühnen - eine wilde Zeit und richtig eine kleine Karriere, an die ich nun schon lange nicht mehr gedacht habe.
Damals hatte ich unter dem Künstlernamen "Don Pascal" einen gewissen Erfolg. Mutig sang ich auf einer Talentprobe in Köln eines meiner selbstkomponierten Lieder ("Mädchen, um mich mußt du nicht weinen") und wurde prompt entdeckt. Neider spotteten zwar, damals wäre jeder, der drei Haare auf der Brust besaß und ein Mikrofon halten konnte, von einem Label unter Vertrag genommen worden, aber so war es bei der Gloriola nicht. Die suchten echte Künstler mit "einer eigenen Note", wie Wim Slooterhuijs, der große Produzent und mein erster Manager, mir immer wieder bestätigte.
Und eine Note hatte ich in der Tat! Ich war nämlich mit meiner wilden blonden Mähne so ein wenig verrückt, also ein bißchen flippig, und den kleinen Produktionskostenzuschuß für meine erste Single "Lass uns wilde Sachen machen" zahlte ich gern, denn viele Branchenberater sagten mir, daß es auf jeden Fall und schnell bergauf gehen würde. Und tatsächlich, bald ging ich auf Bädertournee und bespielte in den Kurhotels von Bad Breven bis Westerstede die Bühnen, die für viele die ganze Welt bedeuten. Damals hatte ich gerade den nur wenigen Leuten bekannten, augenzwinkernd gemeinten Hit "Mein Auto ist auch nur gelieh'n" im "Gepäck", wie man in der Branche sagt, und landete damit erstaunliche Erfolge. Wenn ich mich vom Rand der Bühne in der Konzertmuschel hinunter ins Publikum schwang, einer der meist recht stark gebauten Damen dort tief in die Augen blickte und die Zeile "Mädchen, um mich mußt du nicht weinen" heraushauchte - nun, dann wurde wirklich manches Auge feucht, und ich zog schnell ein fliederfarbenes Taschentuch, das ich eigens für diese Belange mit mir führte und in großer Stückzahl günstig von einem holländischen Im- und Exportunternehmer erwarb. Einer der vielen kleinen Tricks, ohne die ein Bühnenkünstler in der harten Welt des Schaugeschäfts nicht überleben kann.
Aber es gab auch Schattenseiten. Nach den Konzerten, allein in der Garderobe, überfiel mich oft eine düstere Stimmung, die alle Blumensträuße der Welt nicht aufhellen konnten. Diese Leere, die ich da spürte, nachdem der letzte Applaus verklungen war... manchmal habe ich geweint. Ich schrieb ein sehr persönliches Lied ("Ich bin nur ein trauriger Clown"), aber Wim war der Ansicht, es passe nicht zu meinem Image als junger, unkomplizierter Typ, mit dem man "dufte Sachen" machen könne. Ich habe dann manchmal heimlich getrunken.
Obwohl es noch heute gern zititerte Titel wie "Komm, du willst es doch auch" oder den kleinen Schmunzler "Wir können gute Freunde bleiben" erstmals vereinte, lief es mit meinem Debütalbum "In den Augen eines Träumers" ebenfalls nicht so gut. Die Plattenfirma, man muß es im nachhinein so sagen, unterstützte mich da leider nicht richtig. Wim war am Telefon oft nicht zu erreichen, Werbung wurde gleich gar nicht mehr gemacht, und auch ein versprochener Auftritt bei der Internationalen Funkausstellung platzte kurzfristig. Auch der Zusammenhalt mit den Kollegen aus der Schlagerszene zerbrach. Nun ja, Menschen kommen, Menschen gehen. War halt alles ein bißchen unglücklich.
Rückblickend kann ich also sagen, der Howard und ich, wir haben die Höhen und Tiefen dieses mörderischen Geschäfts kennengelernt. Wenn man auf der Bühne steht, so lautet eine alte Künstlerweisheit, ist es, als schaute man in den Rachen eines Krokodils. Aber, so hatte mir Wim, mein großer Mentor, immer gepredigt, man darf keine Angst vor dem Publikum zeigen. Man muß es beherrschen und zähmen - wie einen Freund.
Von meiner Langspielplatte wurde das mit einem modernen Discopolka- Rhythmus unterlegte Lied "Küssen, Knutschen - Kalamitäten" wohl in einigen Diskotheken auf Mallorca häufiger gespielt. Ein Bekannter schrieb das meiner Mutter. Aber leider kam es nicht mehr zu einer Tournee durch die spanischen Urlaubsorte. Ich bin sicher, es hätte meiner Karriere den letzten Schwung gegeben, denn Wim stand zu der Zeit, wie er mir immer versicherte, gerade mit Dieter Thomas Heck in sehr gutem Kontakt. Und so fiel es mir heute morgen wieder ein, wie ich fast gemeinsam mit Howard Carpendale in der Hitparade aufgetreten wäre. Von Kollege zu Kollege wünsche ich also viel Glück. Denk immer daran, Howie: Das Publikum ist ein Krokodil, aber du darfst den Rachen nicht fürchten!
(Ich widme diesen Beitrag meiner Mutter, die immer zu mir gehalten hat.)
ach, und grüße an die mutter. (manche mütter schenken mir dann bodylotion und so was, wissen sie.)
Ja, das waren meine Autogrammkarten. Ich habe damals gleich 1000 Stück davon drucken lassen. Wim meinte, die seien für meine Professionalisierung sehr wichtig. Er kannte auch einen alten Kumpel, der das machen konnte. Ein richtiger Fotograf! Haben wir dann in so einem Studio gemacht, also so ein Raum mit alten Lampen auf Stativen und Hintergründen. Dessen Cousin hatte eine Druckerei, die haben dann die Karten gemacht. War gar nicht teuer. Wim meinte, ich wäre günstig weggekommen. Na ja, den Rest der Karten habe ich, glaube ich, bei einem Umzug weggeworfen. Sind ja doch nur Erinnerungen.
Holtzbrinck kauft kid37 für 150 Mio. Euro!
Und immer waren wir dabei sangen für das Publikum
Musik ist unser Leben, sie hält uns im Herzen jung
Nino hat mich unter vier Augen eingeweiht, dass er da eine ganz heiße Sache mit Florian Silbereisen plant. Nino lässt einen alten Kollegen aus der Branche bestimmt nicht hängen, da geht was! Schließlich kennt keiner wie er die Schatten- und Sonnenseiten in diesem knallharten Geschäft! Heute Top, morgen Flop!
Wir heilen manches Herz.
Und wenn wir eins auch brechen,
So war es nur im Scherz."
Dieser kleine Text war hinten auf meine Autogrammkarten gedruckt. Sie jetzt wieder heiterer zu sehen, ist mir Lohn genug!
http://www.youtube.com/watch?v=Y1PMuKJWa-Y
Damals habe ich immer davon geträumt, eines der Mädchen zu sein, die in der Hitparade Blumen auf die Bühne bringt. Ich habe es leider nie in die Hitparade geschafft, stattdessen habe ich mich unter den erbarmungslosen Mob der Talentprobe gemischt. Sollte ich etwa einem Ihrer ersten Auftrete beigewohnt haben?
(Entschuldigung, aber das nimmt mich richtig ein wenig mit.)
(Ich möchte meine Mutter grüßen!)
allgemein: Was ich eigentlich sagen wollte, aber über meine Verwunderung vorhin vergas, jetzt aber doch unbedingt nachholen will (22(!!)Besucher sind online, da kann man schon 1 Fussballspiel machen - theoretisch), wegen: soll jeder wissen, der hier liest: In diesem Beitrag stehen Weisheiten, die muss man erst mal nachmachen!
(x) "Mädchen, um mich mußt du nicht weinen."
(x) "War halt alles ein bißchen unglücklich."
(x) "Das Publikum ist ein Krokodil, aber du darfst den Rachen nicht fürchten!"
(x) "Man hat was erlebt" vs. "Man wird natürlich nicht jünger dabei."
(x) "Mal bist du oben, mal bist du froh. Und manchmal einfach anderswo."
1a.
----<----@ (fürs Knopfloch)
(Es gibt auch einen in der Schweiz, aber die kamen alle nach mir.)
hauptsache rock and roll.
... daß Du seit etlichen Jahren unter René Pascal eine Schlagerkneipe in Essen führst.
Ich denke mir schon seit geraumer Zeit hier im Blog, daß jemand der solche Texte schreibt wie Du, nicht nur Discofox liebt, nein, sondern auch spielt....
... was die unschöne Sache mit Nena plausibel erklären könnte.
Der Titel mit dem Auto hat Sie verraten.