Ein Brief mit schwarzem Rand



Post aus Berlin? Nicht immer bettet Freude sich beim Nennen dieser Stadt. Neulich aber frohe Kunde im Briefkasten. Ein Geschenk von der Strychnin-Galerie.

Was Mrs. Young mir schickte, was birgt der schwarze Schrein?
Das Geheimnis nicht zu lüften, so tapfer muß ich sein.


Heute abend jedenfalls mache ich mich auf die Suche nach meinem inneren Kind. Stapfen durchs Dunkel, huh, huh, und dann womöglich die ein oder andere schwarze Träne verdrückt. Paul Booth, Großmeister der Tätowierkunst, zeigt zehn neue Gemälde und setzt vielleicht die Nadel an. Ich möchte die betenden Hände, einen Engel und Flügel, mit denen ich über der Stadt schwebe. Über mir selbst am besten. Was braucht man für einen Motor, wenn das Herz so pocht? Ich bringe Regen mit, ein kleines Geschenk. Ich bringe zwei oder drei Gedanken mit, das Bild eines blutenden Fingers und schreibe alles auf, was ich sehe, höre und schmecke. Da in der großen Stadt, in den tiefen Kellern, am Rande. Am Rande von irgendwas.

(Paul Booth, The Inner Child. Noch bis Mitte Juni in der Strychnin-Galerie, Berlin.)

Flanieren | 13:28h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
ana - Freitag, 19. Mai 2006, 16:10
Metamorphose
Hier scheint sich ein Engelsleib in einen Embrio zu verwandeln beziehungsweise ein zartgeflügeltes Insekt in ein Kind. Den Prozess der Menschwerdung hat man desgleichen einst im Himmlischen und später im Tierischen gesehen.
Das Bild wirkt auf mich wie die Beschreibung einer solchen wundersamen Verwandlung, bei der Anfangs- und Endzustand im "Dunkeln" bleiben. Es ist in jedem Fall schön, wie sich das scheinbar noch blinde Wesen ( die Händchen sind vor den Augen ) ins Licht hinein zu entpuppen beginnt.

Wenn ich es nicht so weit hätte, würde ich mir das Bild und die neun anderen gerne im Orginal ansehen.

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