Der Teufel ist ein Esel

We do all ill things,
They do 'em worst that love 'em,
And dwell there,
Till the Plague comes.

(Ben Jonson, The Devil Is An Ass. 1616.)

Ben Jonson, zu Lebzeiten auf Englands Bühne(n) der größte Rivale Shakespeares, schickt in seiner Elizabethanischen Komödie
The Devil Is An Ass den übermütigen Teufel auf die Erde, sich ein wenig unter den Menschen zu vergnügen.
Teuflisch naiv, denn das verderbte Menschenpack zeigt dem armen Gehörnten rasch, wo der lasterhafte Hammer hängt: Betrug, Verrat, Untreue und Heuchelei sind der wohlgepflegte Kitt der mißratenen oberirdischen Brut. Die Menschen spielen - Pfui Teufel! - dem Schwefelkerl gar so übel mit, daß er sich flugs an den heimischen Herd zurücksehnt und die Hölle dem Erdendasein vorzieht. "The Devil was wont to carry away the Evil; But now the Evil out-carries the Devil." (V., 6.)

Trau, schau, wem. Die Neigungsgruppe Lockung & Laster schickt ja regelmäßig ihre Einladung, und würde ich mich nicht täglich selbst ans Bettgestell binden, ich legte meine Hände nicht brav über die Decke und schon gar nicht für mich ins Feuer. Tugenden und Laster, Laster und Tugenden - man kann sie und sich kaum noch auseinanderhalten.

Als ich endlich gegen eins das Haus verließ (die Sonne schien schon, aber nicht schön), hatte ich meine frühmorgendlichen Exerzitien am Theraband schon hinter mir. Geschmeidig wollen Körper und Geist erhalten sein. Dann tapfer durch den Schnee, frische Spuren machen. Die unbefleckte Decke betreten (für manches bloß ein Leichentuch) und unzögerlich (kalt lächelnd, bei diesem Wetter) stapfen, markieren, eine Spur ziehen, die sagt, Ich war und Ich war hier. Die kalte, feuchte Luft vertrieb die Leute, frierend hockten Vögel eng zusammen. Man weiß nicht, ist es Friede oder nur die Stille der letzten Stunde.

Eines darf man nicht vergessen: Wer dem Teufel nicht begegnet, hat ihn vielleicht selbst im Handgepäck.

Homestory | 12:32h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
blue sky - Montag, 6. März 2006, 12:37
Ein wunderbar hinterhältiger Schlusssatz.

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pipedeloro - Montag, 6. März 2006, 13:04
und ich dachte immer david hasselhoff ist der antichrist.
und dafür gibst sogar beweise.

david hasselhoff is evil

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novesia - Montag, 6. März 2006, 20:42
Sehr schönes Foto, die Kombi rot-grün ist ziemlich genial, was man leider selten sieht (vielleicht weil viele Angst vor dem vermeintlich "Bunten" haben)
Und den Schlusssatz kann man sich einrahmen.

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kid37 - Montag, 6. März 2006, 22:16
Ich stehe sehr auf morbides Grün. Die roten Haare knallen davor noch mehr. Glücklicherweise sieht man die Ringelstrümpfe nicht, sonst wäre hier ja kein Halten mehr. Bei solchen Farben frage ich mich in der Tat, warum ich soviel schwarzweiß fotografiere.

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maz - Dienstag, 7. März 2006, 00:45
Eigentlich bin ich einer dieser unerträglichen Ironisierer, doch diesmal ohne widerlichen Hintersinn:
Das Photo gefällt mir sehr und der Text um so mehr!

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kid37 - Dienstag, 7. März 2006, 12:09
Oh, danke. Ich leite das mal an das Model weiter. Ich habe ja nur die Wand grün gemalt. Ohne die roten Haare wär das ja nix. ;-)

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the thilo - Dienstag, 7. März 2006, 23:02
Und das Foto ist wirklich von Ihnen?
Ich wußte, Sie können was... :)

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kid37 - Mittwoch, 8. März 2006, 00:00
Danke.

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ladys smock - Dienstag, 7. März 2006, 01:06
hm, jetzt weiß ichs wieder: gute Idee für heute Nacht..

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kid37 - Dienstag, 7. März 2006, 12:10
Hm. Sie geben uns Rätsel auf. Durch den Schnee zu stapfen? Sich die Haare rot färben? Ben Jonson lesen? Die Hände über der Bettdecke halten?

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wasweissich - Dienstag, 7. März 2006, 16:03
Das Theraband ist im Sportstudio in Berlin gerade auch ganz hip und ersetzt Langhanteln, Step und alle möglichen anderen Dinge im Bodyshape-Kurs (nicht, dass ich da oft genug hingehen würde, aber wenn man mal hingeht, dann ist das Theraband garantiert schon da).

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kid37 - Dienstag, 7. März 2006, 23:53
Da kann man mal sehen, wie hip ich bin. Ich benutze sowas schon seit Jahren. Von der Arbeit am Gartenzwerg-Brennofen hatte ich nämlich mal schwere Schulterprobleme (Vielleicht war es auch nur die Last! I got a chip on my shoulder, Sie wissen schon.), die dann von einem freundlichen Russen behandelt wurden, der früher einmal Mittelgewichtsringer war und nun als Physiotherapeut arbeitet. Der empfahl mir so ein Gummiband. ("Ja! Ja! Athletenstärke! Gutt fürr Sie!")

Eine zeitlang habe ich das mal mit einer Kollegin in der Fabrik gemacht, regelmäßig Fünf-Minuten-Gymnastik. Die hatte auch so ein Theraband. Die Kollegen haben sich totgelacht. Jetzt können die das nicht mehr, weil die alle einen krummen Rücken und schmerzende Schultern haben. Ich nicht, ich bin topfit.

Ich glaube, am Samstag lese ich gar nichts, ich turne allen was vor. Das wird ein Spaß.

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ladys smock - Donnerstag, 9. März 2006, 19:41
hm.. sagen wir so: auch Frauen können auf Frauen anregend wirken. Besonders in dieser Farbkombination.
...und dann dazu vielleicht noch Nouvelle Vague... püh

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kid37 - Donnerstag, 9. März 2006, 21:23
So bunt also. Nouvelle Vague ist dazu keine schlechte Wahl, das stimmt.

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melville - Mittwoch, 8. März 2006, 14:18
Mat tut gut dran, ihn immer mit dabei zu haben. :)

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the thilo - Donnerstag, 9. März 2006, 00:14
Fein versteckt auch:
(für manches bloß ein Leichentuch).
Leider. Bestimmt.

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kid37 - Donnerstag, 9. März 2006, 00:56
Auch wenn es ursprünglich metaphorisch gemeint war, diese Katze ist ein Beweis für diese Aussage. (Achtung, nichts für ganz zartbesaitete Seelen). Das Foto hat mir übrigens freundlicherweise der Kollege ThGroh vom Filmtagebuch überlassen.

Alles ist vergänglich.

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