Mal nicht Adorno



Damit es nicht heißt, Radio, Radio - und wo bleibt der Kulturbeitrag?
Alfred Döblin als Radiobastler, bitteschön.

Ex Libris | 23:02h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
moppelchen - Samstag, 21. Januar 2006, 00:02
Herzlichen Dank! Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung und ich kann das Licht der Nachttischlampe beruhigt ausknipsen.

Eigenes Archiv? Schöne Knitterfalte.

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frau klugscheisser - Samstag, 21. Januar 2006, 00:04
Nicht aus dem beschädigten Leben, sondern aus dem falschen?

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novesia - Samstag, 21. Januar 2006, 09:16
Der fasst sich ja auch an die Stirn.

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kid37 - Samstag, 21. Januar 2006, 18:15
Ja, das stammt noch aus dem eigenen Archiv. Ich bin ja selbst auch schon etwas knittrig. Es kann kein richtiges Basteln geben im falschen, das sehe ich so. Und der Griff zur Stirn ist wohl werkimmanent, aber eben gefährlich.

Der Gezeichnete

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frau klugscheisser - Samstag, 21. Januar 2006, 18:51
Nu übertreibense´s mal nicht. Knittrig... dass ich nicht lache!
Die paar Lachfältchen sind doch Grundausstattung für bestellte Attraktivität und werden zusammen mit der Graumelierung geliefert.
Handelt es sich bei der Zeichnung [vom Gezeichneten] um ein Ganzkörperbild oder nur ein Portrait?

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bartleby - Sonntag, 22. Januar 2006, 00:40
Brauchen wir, um uns aus dem Profanen zu heben die Anbindung ans kulturell Geheiligte? Die Frage ist keine rhetorische, sondern eine religiöse! Ich schrieb's schon 'mal: re-ligare/legere = der Rückbindungsversuch an den nie erreichbaren Ursprung, damit wir "complet" werden. Wenn man vermeint, die Herr-Kunft (unseres Vaters können wir ja nie sicher sein) zu wissen - hier die profane Handlung (RadiohrBasteln) verortet an den doch eigentlich Schrift stellenden & berühmten Kollegen -, dann erhellt (es/sich) eine andere Dit-mension eigener Geschichten.
Wir reden dann auktorial & sehen unsere Handlung im speculum eines heilenden Geistes, der ja eine Maria inseminierte, ohne dass dies gen-analytisch nachgewiesen werden konnte & damit ein Testament, das bis heute nachwirkt, ohne Testikel emanierte. So sind wir & unsere Geschichten - rücksichtslos unverbunden und am geistvoll effizientesten wohl, wenn "der Eiweiß" fehlt! Aber genau darum versuchen wir beständig ein Enjambement mit (H)omelette.
Also, seien sie dessen versichert: Ich lese Sie jetzt noch intensiver als zuvor, da ich doch nun weiß, dass Sie mit erlesenen Geistern radio-aktiv verbunden sind. ;-)) … Kennen Sie 'Peters Bastelstunde'??

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kid37 - Montag, 23. Januar 2006, 11:07
Radiobasteln ist niemals profan! Ein Kampf mit den Wellen, den Resonanzen und Schwingungen. Kapazität gegen Kapazität und Widerstand gegen Widerstand. Und der mit dem längsten Draht hat den besten Empfang, man lernt doch fürs Leben dabei. Man muß natüröich vieles selber machen: Spulen wickeln, Windung um Überwindung, Dipole berechnen und am besten mit Porzellanisolatoren aufhängen... dann die fernen Sender: Gewisper und Geraune im Schwund der tanzenden Wellen. Signale aus der Ionosphäre, ein Zirpen und Pfeifen, Stimmen und Musik in Ausbreitungsagonie - und endlich, endlich: eine Botschaft.

Peters Bastelstunde, da mußte ich googeln. Ich erinnere nur dunkel irgendwelche Wiederholungsschnipsel in TV-Rückblicken. Zugeschaut und mitgebaut, das war noch was.

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bartleby - Montag, 23. Januar 2006, 21:16
Seine halbstündige, nächtliche Hörfunksendung im NDR – Peters Bastelstunde – wurde stets angekündigt als eine Sendung „mit Peter Frankenfeld und einigen Helfershelfern”. Zu denen gehörten seine Frau Lonny Kellner, Kurt A. Jung und Fred Weyrich.(aus Wiki)

Es war einfach das Beste, was es damals so um 62-64 gab. Und wir radiohrten alle nächtens, so wie wirs zuvor mip'm Lesen unter der Bettdecke mit Taschenlampe taten (mein erstes Radio, 'ein Detektor' (so hieß das damals) baute ich mir natürlich selbst).
Am nächsten Tag in der Schule wurden die Hörfunksketches dann nachgestellt: "Hast du tausend Mark husch, husch - kauf tausend Liter Plunderbusch!" Das war so'n Spruch von Frankenfeld, der von uns gegen den Ernst des "gymnasialen Alltags" beständig eingesetzt wurde - vorwiegend bei Gedichtinterpretationen im Deutschunterricht.
Unter dem Titel "Radio-Schätzchen" ließ man vor 2 Wochen einige der frühen Sendeminuten wieder aufleben & mich damit auch?! Diese gesamte Erinnerungsklappe fiel bei mir, nachdem ich Ihr ausgestelltes Basteln & darauf auch noch Döblin bei gleicher Beschäftigung sah. Ich glaub' Döblin hat's Radio nur gebastelt um posthum Frankenfeld hören zu können. "Etwas Vergessenes, etwas Verlorenes." (kid) Wiederbelebt.

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kid37 - Dienstag, 24. Januar 2006, 00:29
Post oder prä, je nachdem. Der Frankenfeld-Mythos ist mir aus eigener Ansicht nur neblig in Erinnerung. Da war ich noch recht klein, als dieser Mann in großkarierten Sakkos im TV erschien. Aber sein Ruf ist ja legendär.

Die Kunst des Radiohörens ist leider sowieso viel zu sehr auf "Musik" und "Infos" reduziert worden. Mittlerweile gibt es kaum noch Hörspiele und Features, das "Hörbuch" feiert am CD-Markt Erfolge (paradox, völlig paradox!). Es gibt so schöne Sachen wie Kurt Schwitters' Drahtfrühling - und natürlich die Reiseberichte im DLF, sonntags, nach dem Gottesdienst.

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bartleby - Dienstag, 24. Januar 2006, 21:42
Stimmt.

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moppelchen - Sonntag, 22. Januar 2006, 15:54
Das Foto ist ein schönes Spielzeug. Ich kann mich tagelang damit beschäftigen. Heute zum Beispiel ist mir aufgefallen, daß kaum jemand mehr Pomade, Anzug und Krawatte bemüht, um den Alltag zu portraitieren.

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kid37 - Montag, 23. Januar 2006, 10:59
Diese Art von Verwahrlosung ist Ursache mancherlei Übels. Radiobastler in Jogging-Hosen! Und den Bekleidungszustand mancher Blogger möchte ich mir gar nicht vorstellen. Wieviel es doch ausmachen würde, trügen alle Anzug und Krawatte beim Basteln und Schreiben und der Verrichtung von Alltäglichkeiten.

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diagonale - Montag, 23. Januar 2006, 12:01
Dabei ist manche Stoffhose deutlich bequemer als eine Jeans.

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moppelchen - Dienstag, 24. Januar 2006, 00:49
Es geht nicht um Bequemlichkeit, sondern um Haltung und Respekt vor demjenigen, der sich einst das Foto anschauen wird. "Oh, wir machen ein Foto. Moment, ich hole schnell noch einen Kamm und das frisch gestärkte Hemd aus dem Schrank."

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