Through a Glass Darkly


(Geist IV aus der Reihe: "Spiritistische Bilder". Kohle, Papier, Digital.
Ca. 22x30 cm, 1000,- Mark)

Frühlingsbeseelt hat unten auf dem Kanal der Bootsverkehr wieder eingesetzt, auch wenn die Wasserwege zum Teil für eine Zeit gesperrt waren. Ein Großbrand in der Nähe spülte Löschwasser, Öle und andere Chemikalien in die Gewässer. Sieh die Welt schillern und glitzern, Finger recken aus wüstem Müll.

Tote Fische allerdings trieben nicht vorbei, doch nutzte ich die rauchig aufgeladene Atmosphäre, durch eine vorsichtig und gleichmäßig verrußte Scheibe Geistererscheinungen aus dem Äther auf Papier zu bannen. Ein komplizierter und fragiler Prozess, zu dem es absolute Ruhe und entspannte Konzentration braucht.



Ich werde von Interessierten oft gefragt, wie man diese Erscheinungen anlocken kann aus ihrer zwischenweltlichen Dimension. Nun bin ich ein sachlicher Mensch mit unverrückbarem Glauben an Technik und Erfindung. Hier ist also kein Hokuspokus im Spiel, sondern ein sog. "Ätherdetektor", den ich zu diesem Zweck erfunden habe. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, ist das Prinzip wie folgt kurz erklärt (Passt aber auf, es könnte im Abitur vorkommen): Mit Hilfe einer Kurbel wird eine Trommel aus Metallstäben, in der sich drei keramische Ionisatorkugeln befinden, in Bewegung gesetzt. Ab einer bestimmten Schwingungfrequenz werden nun bestimmte Strahlungen aus dem Äther erregt, geraten mit der Maschine in Resonanz und laden die Kugeln. Da aber die Trommel zugleich einen Faraday'schen Käfig (das ist Physik) bildet, sind die Strahlen "gefangen" und beginnen alsbald (man muss immer weiterkurbeln) über der Maschine zu wabern und ein flackerndes Bild (meist das einer Person) zu erzeugen.

Nicht komplizierter als eine Scheibe Toast zu bräunen, sage ich immer. Vorausgesetzt, man hat die richtige Maschine dafür.

Wunderkammer | 18:55h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
frau eff - Sonntag, 30. April 2023, 08:28
Das ist doch Firlefanz - nie und nimmer dreht sich diese Maschine. Mit kopfgeschüttelten Grüßen, Dr. Dr. phy. Eff
(Ich vermute, dass die Kugeln sich um sich selbst drehen müssen, wie ja quasi alles heutzutage, dann funktioniert das)

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kid37 - Sonntag, 30. April 2023, 17:38
Das ist Physik!
In meinem populären Buch Leben, Lieben, etwas mit Sauerteig backen steht ja das Zitat "Alle sagten, das geht nicht. Und dann kam einer und hat es gemacht", das bei mir im Forschungslabor in einem kleinen Bilderrahmen neben dem Positronen-Emissionen-Tomografen steht. Überlegen Sie mal: Drehten die Kugeln um sich selbst, bräuchten wir ein Getriebe! Dessen Eigenschwingungen (Transmission, Trägheit der Masse) aber würden die fragilen Resonanzen der aufgenommen Ionenstrahlung beeinflussen. Man wurde wie ein Getriebener (daher der Name) nur noch seine eigenen Bilder sehen.

Nein, Kollegin! Wir müssen uns von der Physik der Mechanik lösen und der Wellentheorie zuwenden. Wenn die Trommel auf atomarer Ebene in Schwingungsresonanz mit den Haltestäben der kleinen Kugeln ist (man muss also im richtigen Rhythmus kurbeln, wie immer im Leben), dann wandern diese schadlos hindurch. Deshalb - Krümmung im Raum! - muss es ja auch eine runde Trommel und kein eckiger Kasten sein. Das hat schon alles seinen Sinn, denn der Teufel steckt im Detail.

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frau eff - Montag, 1. Mai 2023, 15:43
Sie beschämen mich mit Ihrer Fähigkeit, weit, weit über den akademischen Horizont hinaus zu denken und zu forschen. Und das immer auch mit diesem persönlichen Einsatz, ach was sage ich, Risiko!

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