Vive les Bouquinistes!
Einmal im Jahr, zur "Nacht der Kirchen", findet rund um die kleine Kirche in meiner Nachbarschaft ein Bücherbasar statt. Jedes Buch 50 Cents, so lautet die Losung des Wochenendes. Dazu gibt es von gütigen Händen selbstgebackenen Kuchen und Blümchenkaffee zu Preisen der Nachkriegszeit. Große Rührung und Begeisterung inklusive.
Das unbeständige Schau(d)erwetter sorgte unter den Planen im Pfarrgarten für wohlige Stimmung. Während man generationenübergreifend köstliche Kuchenkreationen verspeiste, tobten Blitz und Donner und ergossen sich biblische Regenfluten über dem zitternden Segeltuch. Aber fest steht das Kreuz, mag auch der Erdball wanken. Ich denke, das war bloß der Stoff, aus dem die Gesprächsthemen der alten Leutchen der nächsten drei Monate gewoben wurden.
Für jeweils 50 Cents mag ich mich über
Djuna Barnes, Die Nacht in den Wäldern (Wagenbach)
Charles Baudelaire, Die Tänzerin Fanfarlo und Der Spleen von Paris (Diogenes)
G. G. Márquez, Die Liebe in den Zeiten der Cholera (dtv) und
Gertrude Stein, Q.E.D. (Suhrkamp) ergötzen.
Und ganz besonders freue ich mich, daß ich den mittlerweile vierten Pitigrilli-Band in der hübschen Rowohlt-Ausgabe mit den Holzschnitt-Covern von Hendrik Dorgathen erstanden habe. Die Erzählungen aus Der falsche Weg werden mich hoffentlich auf den richtigen führen.
Danach zur Elbart. In über 20 Metern Tiefe präsentieren Künstler in der 420 Meter langen Röhre des alten Elbtunnels Fotografie und Malerei. Wie schon häufiger, überstrahlte aber auch dieses Jahr der Austragungsort ein klein wenig die Qualität der Werke. Jedenfalls, was das große und ganze angeht. Dennoch: ein bemerkenswertes Projekt, das immerhin Jahr für Jahr ein paar tausend Menschen zur Kunst bringt. Ein netter Wochenendspaß ist es allemal. Ist es.
Lassen Sie's Ihre Leserschaft bei Gelegenheit wissen, wohin Der falsche Weg führt. Hab es nämlich noch nicht gelesen. Aber gabs in der Reihe nicht noch eins mit dem Titel Betrüge mich gut?
Ja, genau. Der fehlt mir noch. Aktuell lieferbar ist nur noch Kokain, den Rest muß man antiquarisch aufspüren. Ich hoffe, ich finde den Titel auch in der Dorgathen-Ausgabe.
die ist wirklich sehr dekorativ. Und das hat sich auch gar nicht abgenutzt in den 20 Jahren, die diese Reihe vermutlich schon auf dem Buckel hat. Frage mich jetzt, ob das an ihrer Zeitlosigkeit liegt - oder ob das nur beweist, dass ich irgendwo in den 80ern stehengeblieben bin ästhetisch;-)
..so´n echter Nachkriegskaffee *seufz*
datt is schon watt feines. Käsekuchen auch.
- Elbregierung.
Nicht suchen.
Finden.
Gibt zwei Exemplare, eins für 'nen Fünfer.
Sie haben vielleicht ein Glück. Meine Ausgabe von Kokain ist so eine undekorativ-bedamte. Bzw. ist sie nicht undekorativ im eigentlichen Sinne, aber Ihr Deckel da oben ist schöner.
(Kuchen! Was hätte ich am Wochenende für ein Stück Kuchen gegeben.)
Stellen Sie sich vor, ich besaß diese moderne Ausgabe auch einmal, habe aber jemanden gefunden, der sie mir dankenswerterweise eingetauscht hat, damit die zu meinen übrigen paßt. Genial. Sie müssen auch mal so Nachbarschaftsfeste besuchen, ruhig auch in anderen Gemeinden, ist ja egal. Da gibt es immer Kuchen und nette Unterhaltung.
@Brittbee: ZVAB und vor allem
Eurobuch findet natürlich viel. Aber der halbe Spaß daran ist ja, die Werke für kleines Geld zu bekommen. Außerdem soll man sich nicht alle Träume sofort erfüllen - was machte ich auf Flohmärkten ohne Wünsche, Ziele und Sammelgebiete?
Nachbarschaftsfeste habe ich bislang immer gern gemieden - die hochgeschätzte Anonymität im Wohnviertel leidet ja doch etwas. Die Feste anderer Gemeinden zu besuchen scheint eine gute Idee. Gegen Kuchen, Bücher und nette Unterhaltung habe ich ja überhaupt nichts einzuwenden.
Der Volksmund sagt es ja schon:
"Kuchen sollst du suchen, Teilchen sollst du weichen."
Jedenfalls bei Gewitter und Regengüssen.
Eine gute Wahl. Und eine lustige Koinzidenz: Pittigrilli liegt ja auch gerade auf meinem Nachttisch am Ende der Welt. Als kleiner tröstlicher Ausgleich für Kälte, Schafe und eine Ruhe, von der ich nie geahnt hätte, dass sie dermaßen an meinen Nerven zerren würde.
Die Liebe in den Zeiten der Cholera
und ich frag mich die ganze zeit, welches buch zur zeit passend wär'. :)
guter tip. ( heute mal altmodisch mit nur einem pe )
interessante sonntags-mischung:)
Dieser Basar mit Kaffeekränzchen erinnert mich an was: wir waren Sonntag als Kinderbelustigung bei der Bratwurstmeisterschaft. Da waren auch sehr viele Senioren und eben viele Leute mit kleinen Kindern. Und ich fragte mich die ganze Zeit: Herrje, was machst du auf einer Bratwurstmeisterschaft?
War irgendwie etwas bitter, es gab schließlich keine Bücher, die reißen ja immer alles raus.
Gegrillt wurde da erst abends, bzw. während der "Nacht der Kirchen". Ich habe sogar kurz überlegt, dann noch einmal hinzugehen - Bücher konnte man nämlich auch die ganze Nacht kaufen. Es ist ja der Höhepunkt im Kirchenjahr dieser kleinen, kulturkomatösen Gemeinde.
Wer hat denn gewonnen bei der Bratwurstmeisterschaft? (Schön, daß wir dieses Thema hier auch mal haben. ;-))
Fleischer Christian Gottschlich zum Beispiel hatte bei der Texas-Bratwurst neben Fleisch auch noch Kidneybohnen und Mais in den Darm gepreßt.
Diese Berliner haben derben Humor, soviel ist gewiß. Schönen Dank auch, war gerade mit dem Frühstück fertig...
Mea culpa! Meines liegt bereits 3 Stunden zurück. Ich vergaß, dass andere Mägen vielleicht noch nicht die dicke Tagesschleimhaut übergezogen haben.
Ich habe gar nicht mehr mitbekommen, wer da gewonnen hat, denn wir sind in die "Luise" geflüchtet, in der ich seit Studienzeiten 1997 nicht mehr gewesen war.
Diese Gottschlich-Bratwurst, die hat mein Sohn aber tatsächlich gegessen und da waren wirklich Mais und Kidneybohnen drin.
Ach so. Dieser Darm war gemeint.
Ja, die Silberlocke. Und ich stand so vor Ihren Fotos und sagte, die kenne ich, das ist ein Blogger. War aber gerade leer, diese Standfläche, sonst hätte ich Sie verbal bedrängt ;-)