Die zerstörerische Kraft des Wassers



Immer, wenn irgendwo ein Wassertropfen fiel, raunte eine frühere Freundin dunkel und bedeutungsschwer von der "zerstörerischen Kraft des Wassers". Manche Dinge wollen eben nur mit Vorsicht und Maß ertragen sein. Menschen mit Wasserschaden werden andererseits die überfließende, dauerverregnete Geschichte des eingebetteten kurzen Films Tabula Rasa wiedererkennen und sich fragen, wie Regisseur Matthew Rankin die bereits 2011 mit bemerkenswertem Realismus, Melancholie und einem Auftritt der bekannten Sängerin Grimes verfilmen konnte.

Rankin stammt aus Winnipeg in Kanada, offenbar einem Nest von interessanten Künstlern, wie wir hier bei Marcel Dzama und Guy Maddin bereits feststellten. Rankin ist so eine Art Schüler Maddins, fand nach einem Geschichtsstudium zum Film und zeigte in bislang einigen Kurz- und einem Langfilm oft eine Maddin nicht unähnliche Handschrift aus Handarbeit, absichtlich zerkratztem und anderweitig zerstörtem 16mm-Filmmaterial, einer zitierten Stummfilm-Ästhetik und dem Hang zu Camp und Pathos. Besonders in dem fantastischen Tesla World Light und dem epischen Kriegsabenteuer Mynarski Death Plummet, eine melodramatische Ode auf den tatsächlichen "Ball Turret Gunner" Andrew Mynarski (1916-1944), der im zweiten Weltkrieg ums Leben kam, ist die Nähe zum großen Vorbild deutlich.

Anregend. Und Zeit, die alte Kamera auf dem Rechner zu simulieren vom Speicher zu holen, kühn gemalte Kindergartenhintergründe aufzustellen und die kommenden lauen und schlaflosen Sommernächte für erschöpfende Animationsarbeiten zu nutzen. Themen gibt es genug.

>>> Interview auf Arte Tracks

Super 8 | 22:10h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
fidibus - Mittwoch, 27. April 2022, 03:20
Begrüße es außerordentlich, wenn die Sintflut ausschließlich auf der Filmleinwand stattfindet (Martin Dubreuil <3) - UND NICHT IN MEINER WOHNUNG!

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kid37 - Mittwoch, 27. April 2022, 19:22
So was wünsche ich keinem. Heute sind wir ja empathischer, aber früher hätten Blogger angeregt, daß Sie ein Filmfestival in Ihrer Wohnung vernastalten könnten. Mit Werken wie Peter Weirs Die letzte Flut oder Waterworld. Weiter viel Kraft!

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twasbo - Mittwoch, 27. April 2022, 10:25
Großartig! Ein Genuss! Man wird Wasser nie mehr mit denselben Augen sehen. (Und ich dachte, "Dark Water" sei der gruselige Höhepunkt gewesen.)

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kid37 - Mittwoch, 27. April 2022, 19:23
Dark Water dürfte viele vom Konzept der geschlossenen Mineralwasserflasche überzeugt haben. Und haarfreie Ausgüsse.

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fritz_ - Mittwoch, 27. April 2022, 18:56
Jetzt müssen Sie uns noch erzählen, was der heilige Bonifazius da treibt. Oder ob es einen Grund gibt, dass die Stadt so heißt. Namedropping wird es ja nicht sein. Zu seiner Zeit hat er haufenweise Ungläubige ins Wasser geditscht.

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kid37 - Mittwoch, 27. April 2022, 19:18
Ein alter Stadtteil von Winnipeg, und 1950 (passt ja zur Filmausstattung) offenbar Schauplatz einer großen Flut. Dort auch ein Foto des gefluteten Bezirks. (Las gerade, daß die Gebiete auch 2022 schwer betroffen waren.) Based on a true story also.

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fritz_ - Mittwoch, 27. April 2022, 19:48
Uh, na da können die Hamburger mitreden.

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kid37 - Mittwoch, 27. April 2022, 20:42
Aber immer nur sachlich.

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fritz_ - Mittwoch, 27. April 2022, 21:07
Wenn sie überhaupt was sagen.

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