Es wird kühl, vielleicht hat jemand die Sonne gegessen. Als aber vor Monaten bereits eine kleine Tageszeitung eine Rezension des neuen Buches der von mir ja streng sachlich geschätzten Floria Sigismondi (Redemption) veröffentlichte, war ich innerlich wie erhitzt. Da sonst nirgendwo etwas darüber zu finden war - weder auf den Kanälen der Fotografin und nicht einmal im Verlagsprogramm - hakte ich bei der kleinen Zeitung mal nach, denn es wäre nicht das erste Mal, irgendwo irgendwelche Phantomprojekte angekündigt zu sehen, aus denen nichts oder nur mit großer Verzögerung was wird. Die Antwort war von selten pampiger Natur (sie kämpfen dort um jeden Leser!), so daß ich zu dem Schluß kam, es wie ein Journalist Blogger besser einfach selbst zu recherchieren.
Und siehe da, dem freundichen Verlag sei dank, gab es rasch die Bestätigung (und dank freundlichem Buchversender auch ein existierendes Exemplar): Floria Sigismondis Eat the Sun. Die Fotografin und Regisseurin (ihre Fassung von Henry James' "The Turn of the Screw" erscheint 2020) hat nach den stilprägenden Bänden Redemption und Immune (beide ebenfalls Gestalten Verlag) ihre Porträtarbeiten der letzten Jahre zusammengefaßt. Exzentrische Bilder exzentrischer Künstler wie David Bowie und Tilda Swinton, dazu eine ganze Riege junger Schauspieler und Musiker (Sigismondi hat vor ein paar Jahren mit "MAMAROMA" auch ein eigenes Label gegründet) in bühnenhaften, symbolbeladenen Sets, dazu gibt es Stills aus der kleinen Reihe mit Kurz-Horrorfilmen, die Sigismondi für die New York Times gedreht hat.
Den Band kann sich jeder kaufen, der reinen Herzens und verständnisvollem Portemonnaies ist. Es ziert das Heim und macht bessere Menschen aus euch. Muß man nicht pampig werden.
(Floria Sigismondi. Eat the Sun. Berlin: Gestalten Verlag, 2019.)