Meine jahrelange Beschäftigung mit der Bienenkultur hat mich zum besorgten Wissenschaftler gemacht. In meinem geheimen Geheimlabor forsche ich derzeit an Wespen, die widerstandsfähiger zu sein scheinen. Denn niemand sprich von einem "Wespensterben", oder aber die Presse schweigt sich wieder einmal notorisch darüber aus. Dort wurde zuletzt die Züchtung einer genetisch veränderten und nunmehr selbstötenden Mücke gefeiert. Wovon Fische leben sollen, fragt dabei keiner. Die Wespe werde ich mit der Biene zu einer Bespe oder Wiene kreuzen. Widerstandsfähig gegen Varroa, und statt Glyphosat fressen die nur Pflaumenkuchen von weißen Tellern. Kultiviert und widerstandsfähig. Ich warte nur noch auf ein prometheanisches Gewitter, um genügend Elektrizität zu haben, mein Flügelwesen zum Leben zu erwecken.
Widerstand zeigte heute auch ein Mann vor mir im Supermarkt. Dort mußte ich nach Einbruch der Dunkelkälte noch hin, um für weitere fotochemische Experimente auf den letzten Drücker Gelantine zu besorgen. Der Typ stand vor mir an der Kasse und rührte sich auch nach dem Bezahlen und einem freundlich gehauchten "Verzeihung?!? nicht weiter, so daß meine Waren unerbittlich vom Transportband weitergefahren und vor seiner mit lebensermunternden Sprüchen bedruckten Einkauftasche in die Höhe gestapelt wurden. Dabei hatten mich einige zum sogenannten und frenetisch gefeierten "Black Friday" erhaltene eMails eindrücklich zum "Zuschlagen" aufgefordert. Das mache ich allerdgins nur nach Dienstschluß unten am Hafen (aber immer fair!), ungern aber im Supermarkt.
Der schließt. Zuviele Kassenblockierer, zu wenig Umsatz. Zu selten die Frische vorgezogen, zu lieblos Angebot und Präsentation. Ich hätte die Belegschaft ja mit Bienen gekreuzt, um sie immenemsig durch die Regalreihen schwirren zu lassen, Ablaufdaten kontrollieren, Schilder hübsch nach vorne drehen und Schlurfer und Blockierer ordentlich anstacheln. Oder mit Elektrizität, gewonnen aus Gewitterblitzen, aus dem Laden zu treiben.
Da lief erneut die Doku von 2013 More than Honey - Bitterer Honig, die weltberühmt ist in der Robin-Hood-Gruppe, die ich in meinem Baumhaus vor der Veranda gegründet habe.
Klasse fotografiert ist es. Übrigens, ohne, dass man's unbedingt merkt, mit verlangsamten Bildern, damit die Biester noch sympathischer rüberkommen, als sie ohnehin sind.
Der Unterhaltungsfaktor gewinnt jenseits der Unterhaltung richtig an Fahrt, wenn man diesen Aufsatz von 2018 (eigentlich eine öffentliche Mail) danebenlegt. Der Autor ist ein Querkopf mit langweiligem Job, aber sehr lustig, der weiß zuviel, die Leute sind gefährlich (Shakespeare?).
Es ist ja so viel die Rede von Medienkompetenz, auf die manche sehr große Stücke halten. Sagen wir mal so: als Doku, "die man Schulkindern vorführt" (Keckl), funktioniert sie am besten, wenn man nicht zu medienkompentenzieren versucht und man den Aufsatz weglässt.
Ich bin jetzt erst mal desillusioniert (so rum oder so rum) und ziehe mich zur längeren Rekonvaleszenz in mein Baumhaus zurück (beheizt).
Die verbreiteten Grafiken, die beweisen sollen, daß Bienenvölker wieder zunehmen (nach dem starken, u.a. wendebedingten Rückgang Anfang der 90er) unterschlagen allerdings, daß heute Verlustvölker eben nachgezüchtet und nachgekauft werden. Man stelle sich das mal in der Rinderzucht vor. Ständig liegen tote Kühe auf dem Feld, und statt Mulder und Scully zu holen, empfiehlt das Landwirtschaftiche Institut den Bauern, einfach Kühe nachzukaufen! Ergebnis: Die Kühe sterben nicht aus. Ach.
Diese Institute behaupten übrigens auch, Bienen gingen nicht an das hochgiftige Jakobskreuzkraut, das sich immer weiter ausbreitet. Das ist leider nachweislich falsch, betroffener Honig muß vernichtet werden - ein Desaster für heimische Klein- und Nebenerwerbsimker, die ihre Verluste nicht durch Zumischung mit südamerikanischen Honig ausgleichen können (oder wollen).
Andere Wissenschaftler sehen den Einfluß von Glyphosat als indirekt tödlich an: Die toxische Wirkung soll unter anderem den Orientierungssinn der Bienen verwirren - die finden nicht mehr zurück. (Ähniches gilt für die Monokultur: die Felder sind so riesig, Insekten finden nicht mehr rüber. Die mangelnde Blütenfolge z.B. beim industriellen Rapsanbau führt dazu, daß Imker immer eher und immer mehr zufüttern müssen. Was wiederum Kosten verursacht und möglicherweise das Immunsystem der Bienen stört.)
Ich sehe, was ich sehe - wie dieses (Anlage 1.) Beweisfoto einer toten Biene, das mir dieses Jahr gelang.
Es ist wie bei der angeregten Diskussion um den Kimawandel, die einen sagen so, die anderen bestreiten ein Insektensterben. Ich habe die Mückenschutzgitter in meinem Leuchtturm abgebaut - das ist natürlich bloß anekdotisch. Dennoch will ich sonntags, wenn ich unterm Heizpilz auf der Terrassse sitze, Honig aufs Brot. (Unter der Woche nur um den Mund.)
Wenden wir bis zur Klärung der Frage den Blick auf ein von mir seit einiger Zeit mit wohlwollendem Interesse betrachtetem Land, Australien. Dort gibt es die Blauhosenbienen, so schön, da können selbst Schmetterlinge einpacken!
Und wer jetzt immer noch Ehrfurcht und Zuneigung vor Bienen benötigt, schaue nach Frankreich. Hier haben (angeblich) Bienen eine M & Ms-Fabrik gekapert und anschließend bunte Honig produziert.
Getreu dem Motto der französischen Königin - wenn ihr keine Blumen habt, dann esst halt M & Ms!
Das schwächt den Film in seinem Karma. - Man darf halt nicht zu genau hinschauen, dann stimmt es. Stimmt gut genug, gut genug für die meisten.
Anderes Thema:
Ich hab mal die unaussprechliche Behauptung gehört, dass Naturfilmer gar nicht alle 100 % die grundehrliche Handwerkerhaut sind, die man in ihnen sehen müsste, um sie ernst nehmen zu können. (Kid ausgenommen.) Ist das zu fassen?
Na ja, auch beim Naturfilm gilt das Wahrhaftige mehr als das Wahre. Der Mensch wil das Spektakel. Schwieriger finde ich das noch bei den Fotomanipulationen, die es in den letzten Jahren immer wieder im Wettbewerb um das "Naturfoto des Jahres" gab. Ich sage nur "tanzende Mantis". Überall nur Lug und Trug.
(Ihre frankensteinschen Forschungspläne beunruhigen mich etwas. Hab vorsichtshalber in meinem Kabuff ein gut gesichertes Honigdepot angelegt.)
(Ich hoffe, Sie haben keinen möglicherweise melassegestreckten Mischhonig aus Lateinamerika gebunkert!)
Einige der hiesigen Plattenbauten wurden von brasilianischen Architekten entworfen/umgebaut. Die Bienen, die in den Mietergärten rumsumsen, bringen deshalb auch eine lateinamerikanische Note in den Honig ein. Denke, dass das in Ordnung geht. (Werde aber in Zukunft drauf achten, ob die Nachbarn heimlich Zuckerrüben anbauen, um dann zu panschen.)
Ich rühre mich an der Kasse übrigens auch nicht. Schon gar nicht wenn wer Dampf macht. Stichwort:Feldforschung.
(Klingt interessant. Müßte ich nach ihrer Beschreibung leicht in meiner entomologischen Enzyklopädie finden können. Wer weiß, was da einem Kollegen aus dem Labor entschlüpft ist.)