Ich komme jetzt in das Alter für Fußbäder und Apfelessig. Und Nachdenklichkeit. Gerne auch in Kombination. Nachdem ich mich neulich unter dem Gelächter der Kollegen geoutet habe, gelegentlich Gegenstände bei Manufactum zu kaufen, kann ich über derlei Angelegenheiten nun ebenfalls ganz freimütig sprechen. Das Alter führt eben zu innerer Bordüre und Fußermüdung. Dabei ist sozusagen Apfelessig mein Sundowner, den trinke ich dann, die Füße im Wasser, und schaue in den Untergang.
That was when I was twenty, half my life ago, and a boy my age made the most politey democratic proposition I ever received: would I like to make a movie with him in the ruined hospital near my San Francisco home? I would, we did, and we spent the next six years together in amazing tranquility...
Rebecca Solnit ("Coming of age in the heydey of punk, it was clear we were living at the end of something") schreibt in ihrem formidablen A Field Guide to Getting Lost über Aneignung verlassener Plätze, ehe dies wie heutzutage eine beinahe zu ubiquitäre Subkultur der "Lost Places"-Aufsucher geworden ist. (Früher hatte man als junger Mensch einen eigenen Detektivclub, heute sind es "Urban Explorers".) Solnits Buch enthält eine Menge kluger Beobachtungen, vor allem über notwendige Perspektivwechsel. Wann ist man also "verloren"? Häufig doch eher für die anderen, deren Blick und Einfluß man entwichen ist. Doch ist man nicht hier, ist man vielleicht woanders, aber nicht verloren. "Verloren sind übrigens immer nur die anderen" könnte man Duchamp oft verballhornten Spruch über den Tod abwandeln.
Sich über die Kunst kennenlernen, kommen wir zurück zu Solnit, ist vielleicht das Schönste. Oder sagen wir: Zusammenarbeit. In "amazing tranquility". Welch ein Glück. Wie so ein Schloß mit Vögeln drumrum.
(Rebecca Solnit. A Field Guide to Getting Lost. London: Penguin, 2006.)
Ich muss mir jetzt einen Blogartikel ausdenken, in dem ich den Film eingebettet in einen neuen Kontext setzen kann. Es ist ein Projekt und wird wohl nichts werden, jemals.
Über die inflationäre Ausbeutung, um nicht zu sagen Totfotografiererei von lost places in Bildbänden wäre noch zu reden.
Bin übrigens AUCH Künstlerin + mach gerade ein Projekt, wo ich mir, einzelne Werke *vornehme*, also quasi wie Königs-Erläuterungen nur anders und nicht in gelben Büchern, und erläutere. Ziehe das Video in nähere Erwägung.
Ihr Projekt klingt sehr interessant. Ich hoffe, das bald zu erleben. Ich bespreche ja in meiner Freizeit schonmal Filme.
*Interessant* mit den Filmen. Finde die Kritik auch vollkommen ausreichend. Fände es auch *interessant* so was mit Blogs zu machen. ...& wer zuletzt oben sitzt, hat gewonnen | verloren. Wie fänden Sie das als Künstler | Mensch | Blogger ?
Frau Samojede, Haikus finde ich auch interessant. Sind auch schön knapp. Als Blogger bin ich jetzt auch wieder oben, denn immerhin geht nach Umstellung mein Internet wieder. Als Mensch, gut, das hängt davon ab, wen man fragt. Das reicht von "1a" bis "Ojemine". Und als Künstler? Da hat Herr Grebe doch alles schon zu gesagt. Oben!
Im Prinzip sagt Grebe zwischen den Zeilen bis aufs letzte Komma genau, was ich auch sage. Ich lese später noch nach, was Sudokus sind, aber das passt schon.
( ) Grebe
( ) Medien
( ) "denen da oben!"
... zu gut? (Titel frei nach hier) Da mache ich u.a 1 Installation zu Kabarett, Worten, Comedy, Humor(-losigkeit), Druckerschwärze im Wandel der Zeiten- all so was. Und der Clou ist: Es wird dort nicht Tacheles geredet, sondern g e s ch w i e g e n. Aber ich schweife ab, wollt hier nur schon mal 1 kleine , diskrete +++Werbung+++machen. Kennt man ja von | aus Blogs.
Frau Samojede, sieh an. Daß es das Lohnabstandsgebot nicht mehr gibt, wußte ich auch nicht. Daran sieht man: Ich paßte gut zur FAZ! Ich unterstütze als sozialkultureller Blogger die Werbung für Ihr Projekt übrigens vollumfänglich - und sogar ohne Schmäh oder ach-so-überlegene (von oben!) ironische Distanz.