The Dressmaker
In der Zeitung stand der Artikel einer Soziologin über den heutigen Verhältnissen angeblich angemessene und schickliche und empfehlenswerte Kleidung, bei dem ich mich wunderte, daß sich diese Zeitung mit derart flach Gestricktem überhaupt einkleidete. Wie neulich schon beim Thema Mäntel, die andere tragen, bin ich ja der Meinung, ein jeder sollte sich so kleiden können, wie er oder in diesem Falle sie lustig ist.
Schon allein, weil Mode ja auch eine selbstbefreiende Kraft besitzt. Sie kann ein Schutzmantel sein oder Macht über andere ausüben - und natürlich auch ihre Tücken haben. P. J. Harvey - und die kann nun wirklich alles tragen - hat darüber selbstbewußt gekleidet gesungen. Jocelyn Moorhouse hat zum Thema Mode einen vergnüglich bissigen und wunderhübsch fotografierten Film gedreht.
The Dressmaker ist so eine Art Shakespeare in "Our little Town": eine brillant böse, bittersüße, witzige Rachegeschichte in den 50er-Jahren, mitsamt einem großartigem Ensemble (Kate Winslet, Judy Davis, Alyson White u.a.) und großartigen Kostümen. Und einer großartigen Regisseurin, die beschämenderweise viel zu wenig Filme (u. a. "Proof", "An American Quilt") machen konnte (aus Gründen) und hier beweist, welches Auge für Bilder sie hat und wie geschickt sie Figuren übers Schachfeld führen kann. Die Frauen in The Dressmaker leben zwar nicht an der soziologischen Fakultät von Bielefeld, sondern im Outback auf der anderen Seite der Welt. Demonstrieren aber, welche Macht sie durch schöne Kleider gewinnen. Und welche die hat, die schneidern kann. Kommt ja gleich nach Backen und Reifen wechseln.
>>> Geräusch des Tages: P. J. Harvey, Dress
Immer auch prima, wenn man nebenbei auch überlebenswichtige Hinweise erhält. Dass man in ein mit Weizen gefülltes Silo springen kann, in einem mit Hirse gefüllten jedoch wie in Treibsand versinkt, wusste ich bis dahin nicht. Vielleicht braucht man das ja mal. Vorher müsste man natürlich noch einen Film mit einer Getreideartenunterscheidung-Blick-Von-Oben-In-Ein-Silo-Szene gesehen haben.
Sehr schöner Film, da stimme ich zu.
Ja, das war ein schönes learning, wie man heute so sagt. Als Kind wurde ich noch vom Spielen in der Scheune gewarnt, weil man im Heu ersticken kann. Und so eine nah-dran-Situation natürlich, nachdem ich mich als arrogantes Stadtkind darüber hinwegsetzte, auch prompt erlebte. (Und überlebte offensichtlich.) Ja, das war ein hübscher Schreck im Film und lehrt: Übermut tut selten gut. Diese "Torero"-Szene war auch sehr lehrreich.
Ich wusste gleich, welchen Artikel Sie meinen, obwohl ich ihn selbst nicht las, sondern nur die Freundin sich, zu recht vermutlich, darüber aufregte ;-)
Den meinen Sie doch?
Ja, genau. Letztlich eine Variante von "Was zieht die sich auch so an?" Sehr unangenehm.
Was soll die Geheimniskrämerei? In WELCHER ZEITUNG stand das denn? Ich frag für mich und meine Akten.
Ich antworte mal mit einem weiteren
Kommentar zu dieser Art
outfittery sociology.
Aha danke, habe nun dahin gefunden.Wundert mich nicht, dass das in dieser ZEITung stand! Ich find Ihren verlinkten Kommentar aber auch... *schwierig*. So eine Predigt über Respekt strengt mich zu so später Stund genauso an (.... & 2117 Kommentare, das ist nicht normal )
Ich vermute fast, daß der Ursprungsartikel sowieso als Köder für Klicks gedacht war. Ein bißchen minder durchdachter Aufruhr und Dranhängen an zeitgleiche Diskurse mit hoher Aufmerksamkeit. Mediale Kaperfahrt sozusagen.
Ihre Kritik respektiere ich natürlich.
Denke wie Sie bzgl. Köder-Strategie. Machen FAZ und andere ja auch so. Online ist eh wie BILD - halt im Sakko (innerlich). Geben Sie mir ein diskretes Zeichen, wenn ich zu sehr rumätze ´bzw. mich wiederhole.
Ich kann weder mit dem Thema Mee too noch mit Ohne mich was anfangen. Interessiert mich nicht und regt mich auch nicht auf. Finds aber gut, dass ich das hier mal loswerden kann. Angenehme Nachtruhe.
Es wird viel zusammengeworfen. Das ist nicht nur hilfreich.
Angenehme
Träume.
Wer wirft was zusammen? #againstnebulöses
In der derzeitigen Diskussion, also auf Twitter hauptsächlich. Das schadet dem Anliegen.
Ich finde es schön, wie Sie immer P. J. Harvey unterbringen.
Danke, daß Sie mich an die Regisseurin erinnert haben. Kenne paar dieser wundervollen Filme : )
Wir bevorzugen die gleiche
Schneiderin, das verbindet natürlich.
"Proof" muß ich noch sehen, der klingt ganz interessant. Bitter, daß persönliche Umstände sie von mehr Arbeiten abgehalten haben.