Mal ganz unbefangen tun



Wenn man schon mal Kometenbahnen zieht, kann man auch in größere Radialsysteme eintauchen und der großen Nachbarstadt einen Blitzbesuch abstatten. So blitzig war es allerdings zunächst nicht, der Abendzug blieb erstmal über eine Stunde in Hamburg stehen, nicht aus Widerwillen, sondern weil tatsächlich ein Lokführer fehlte. Solche Geschichten gibt es also auch. Fachkräftemangel im laufenden Betrieb. Leider wurde unter den Fahrgästen nicht weiter nachgefragt, ich hätte vielleicht gesagt, komm, was soll's, mach ich. Ich immerhin wollte ja schließlich nach Berlin.

Letzte Gottesbeweise waren zu leisten. Und ich knicke hiermit nach Jahren des aus hinter die Fichte geführt seins trotzig genährten Leugnens ein und sage, ja, ist ja schon gut, Berlin hat tatsächlich ein Nachtleben. Meine Güte. Jetzt chillt mal, ihr Opfer. Ich habe es auch sozusagen fast alleine gefunden ("Da mußte da durch den dunklen Weg, an dem Haus vorbei die Treppen runter und dann unter dem S-Bahn-Bogen", so die auf der Straße aus jungen Leuten herausgequetschte Auskunft.). Drinnen Lärm, Trunk und nette Leute, einen Teil kannte ich schon, den anderen lernte ich dann kennen. Geht doch, Berlin, warum nicht gleich so.



Die Luft war ins Klatschnasse getränkt, aber wer gemeinsam schwitzt, kann auch gemeinsam Musik machen. Die vorhergehende Band war allerdings ein bißchen eng hintenrum mit ihren Instrumenten. Nachdem die Gitarre schon betrunken unbefangen gekapert war, war ich nämlich drauf und dran ebenfalls auf die Bühne zu steigen und das Drumkit zu entern, aber so sehr Berlin ist Berlin dann eben doch nicht. Oder andersherum, bleiben wir ehrlich, ich zudem weder als Lokführer denn als Little Drummerboy ausreichend in Form. Ihr wärt sonst bei einer Weltpremiere dabeigewesen. Also quasi. Pläne verschoben sind nicht aufgehoben.

Dann irgendwo was essen, irgendwo was frühstücken, irgendwo durchschauen, Galerienschlendern, dann Maladien auskurieren, so ganz beisammen bin ich dann doch nicht, insgesamt aber wieder über mich selbst erstaunt. Vielleicht lerne ich bald mit kleinen blauen Weltkugeln jonglieren. Ich habe eine lange Aufgabenliste bekommen.

Hat ja keiner mitbekommen, als ich zu Neujahr Warpaints New Song verlinkte. Man muß aufpassen, welches Motto man wählt. Es könnte wahr werden. Essen soll ich.

Ausfallschritt | 13:11h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
gaga - Donnerstag, 29. Juni 2017, 20:44
merkwürdig, ich hätte schwören können, dass ich unter diesem Eintrag etwas kommentiert habe, vor zwei Tagen etwa. Aber vielleicht habe ich auch nur mit dem Gedanken gespielt und fand es dann überflüssig. Ich kenne die Ecke ja ein bißchen, und ich wusste das ja auch schon. Vielleicht auch deshalb kein Kommentar hier. Ist ja auch egal! Ich stelle jedenfalls ohne den geringsten Anflug von Häme fest, dass ich mich über diese Entdeckungen freue, für mich war es seit je eine gute Ecke, deswegen fiel vor achtzehn Jahren sehr schnell die Entscheidung, den Mietvertrag am Gipsdreieck zu unterzeichnen. Und ein gern gesehener Gast waren Sie hier schon immer.

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kid37 - Donnerstag, 29. Juni 2017, 21:25
Das war vielleicht der Gedanke, verschwunden ist hier nichts. Ich war über die Jahre ein paar Mal in den Kunstwerken, aber die weiteren Details dort waren mir entgangen. Vielleicht sehe ich auch anders. Und man kann auch einfach schön draußen sitzen und was essen, das gibt es leider bei mir um die Ecke nicht.

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