Endlich werden Raumschiffe gefordert

Ms Harvey reicht erste Zuckerstücke ihres neuen Albums The Hope Six Demolition Project, das im April erscheint. Ganz im Stil des Klassikers Let England Shake rumpelt The Wheel daher. Der Blues-Folk-Stomper, knapp zum Glück am Gummistiefeltanz vorbei, paßt sowohl zum nachhaltigen Fairtradekaffee als auch zur düsteren Nachdenkspelunke, in der man im gelblichen Licht einer LED-Filament-Retrofit-Leuchte über verkratzte Filmklassiker und Klassiker des Gefühlsleidens nachdenkt. Man ist ja sofort wieder bedingungslos in Polly Jean verliebt, möchte ihren Gitarrenkoffer tragen oder ihr nach Konzerten ein Käsebrot schmieren. Aber das soll jetzt nicht so Fanboy-haft klingen. Eher normal, freundlich, höflich beinahe.

Nun werden also endlich Raumschiffe gefordert. Ich könnte eines besteigen und mit Scully Polly Jean Scully Polly Jean und Scully als drei Musketiere von der Erde in das Weltall fliegen. Richtig ins Blaue hinein, eine Bordtoilette wird es ja wohl geben, einen Stapel Stullen dabei und besagten Gitarrenkoffer. Niemand wird uns angreifen, während wir durch den unendlichen Raum fliegen, keine blauköpfigen Menschen vom Mars und auch keine heißglühenden Grünlinge von der Venus. Wir sängen Lieder über die Liebe, auch wenn die im All keiner hören könnte. Andere Waffen brauchen wir nicht.

Das läuft doch schon mal besser als das vergangene Jahr, dieses absagenverstolperte, aufkündigende 2015. Freundschaften, Arbeitsverhältnisse, man kam ja am Beistelltisch einer bodenverkrumten Weinschabracke mit dem Buchhalten gar nicht mehr nach, was sich links und rechts wie Beschädigungswaffen neben mir in den Boden bohrte. Ich jedoch bin einfach ruhig geblieben, im kindlichen Vertrauen auf ein vollverspiegeltes Raumschiff, das mich schon holen würde.

>>> Geräusch des Tages: Josh Homme & PJ Harvey, I Wanna Make It Wit Chu

Radau | 23:22h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
frau eff - Dienstag, 2. Februar 2016, 11:43
Raumschiffe haben ja auch den Vorteil, dass man damit überall landen und kurzfristig Leute entführen kann. Sie können also erst mal mit einer losfliegen und die andere dann einfangen. Zu all dem kriegen Sie unseren Segen, wenn Sie das Intergalaktische Café weiter mit so schönen Texten pflegen.

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kid37 - Mittwoch, 3. Februar 2016, 00:35
Ich könnte so etwas wie ein Raumtaxifahrer werden, denn Mars Needs Women. Ich berichte dann von unterwegs.

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gaga - Mittwoch, 3. Februar 2016, 02:46
Stimmt, ich wollte Ihnen ja auch kündigen, habe es dann aber wieder vergessen! Man wird nicht jünger.

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kid37 - Mittwoch, 3. Februar 2016, 11:13
Immer diese Fristversäumnisse! Jetzt hat sich das Abo bestimmt wieder um mindestens ein Jahr verlängert.

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gaga - Donnerstag, 4. Februar 2016, 01:05
Sieht ganz danach aus. Wer weiß, wofür es gut ist.
Jedenfalls nehme ich keine weiteren Angebote für "vier Wochen gratis" mehr an. Sprechen Sie mich bloß nicht an!

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kid37 - Donnerstag, 4. Februar 2016, 01:10
Pst! Wir sind ja gerade unter uns. Kleiner Trick: Wenn Sie mir rechtzeitig kündigen, und dann überraschend doch wieder ein Neuabonnement abschließen, gibt es eine Flasche Champagner gratis als Werbeprämie! Hab ich meiner Familie jetzt auch gesagt.

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gaga - Donnerstag, 4. Februar 2016, 02:22
auf eine Art ekelhaft eiskalt berechnend, aber dann doch wieder attraktiv. So kriegt man mich (im Glas).

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kid37 - Donnerstag, 4. Februar 2016, 11:16
Gute Wahl, wenn ich sagen darf. Aktuell ist nämlich sonst nur eine kleine Reisetasche "Weekender" mit Logo als Freundschaftsabo-prämie ausgelobt. Oder ein Gemüseschäler eines deutschen mittelständischen Markenherstellers, Serie "Design".

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gaga - Donnerstag, 4. Februar 2016, 23:44
Das würde ich aber auch nur mit ganz verhaltener Stimme erzählen! Ein Kulturbeutel und ein Gemüsesschäler! Damit sich die Abonnentin zu Ihnen auf den Weg machen kann und Sie sich dann ihr Essen kochen lassen! Zum Dank darf sie in den nächsten zwölf Monaten gratis solche Kommentare lesen.

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kid37 - Freitag, 5. Februar 2016, 00:05
Abonnentinnen kommen mir nicht mehr ins Haus. Die wollen nur die Prämie und sind dann flugs mit unbekannter Adresse verschwunden, während ich mir in meiner beklagenswerten Naivität schon die Serviette zum Essen umgeschlungen habe. Ich werde mich wohl aus dem Customer-Service-Bereich zurückziehen und nur noch wie Lugner in der Loge speisen.

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ana - Dienstag, 16. Februar 2016, 19:20
Vielleicht ein Trost für Sie. In meinem Leben habe ich oft zu lange und hartnäckig versucht an Freundschaften festzuhalten oder inständig gehofft, sie wiederbeleben zu können als sie eigentlich schon tot waren. Inzwischen bin ich froh, dass diese zerbrochen sind. Und meine Arbeit - ich wollte sie lange nicht aufgeben und nun bin ich glücklich, dass ich sie nicht länger leisten muss.
Sie sind ein Mann mit Kraft, da kommt noch was, wenn kein Raumschiff, dann ein anderes Gefährt.

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kid37 - Donnerstag, 18. Februar 2016, 20:47
Ich denke, dieses Thema stellt sich mit dem Älterwerden erst so richtig. Auch bei einst guten Freundschaften ist vielleicht irgendwann mal doch die Luft raus. Meist, wenn sich die Lebensumstände gravierender ändern. Bei mir war/ist das ja so. Da konnte ich erst mit Lari und Fari, später auch mit Wischi und Waschi nicht mehr viel anfangen. Das waren dann schon mal vier weniger. Dann die Leute, die sich an einen erinnern, wenn sie selbst Schicksalsschläge zu verarbeiten haben, umgekehrt mit Menschen, "die nicht richtig funktionieren", nichts zu tun haben wollen. Da erlebt man dolle Sachen, und keine ungewöhnlichen obendrein.

Gut funktioneirt das mit Freunden, die sich im Fall des Falles nicht hinter anderen verstecken ("Andere sagen doch auuuch..."), sondern klipp-klar sagen, was zu sagen ist. Wenn ich es überlege, eine kenne ich 30 Jahre, was wir uns schon an den Kopf geworfen haben, ist öffentlich nicht zitabel. Die würde ich aber mit ins Raumschiff nehmen, die kann super Auto fahren.

Ich lasse nur noch Sturmerprobte an Bord, Windbeutel sind zu schnell verweht.

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