Der gefundene Satz, 15

"Ich wiederhole, ich hatte nicht sonderlich darauf geachtet, was ich sagte. Vielleicht hatte ich sogar unbewußt gesprochen, aus unerklärlicher Lust und weil mein Gefühl mich dazu trieb. Aber Freunde sind ja Freunde nicht umsonst! Ich hatte kaum geendet, da verrissen sie mich um die Wette. Ich sei ein Poseur, ein verkommenes und beschämendes Subjekt, wirklich eine traurige Gestalt u.a.m."

(Paul Léautaud. Der kleine Freund, oder: Leichtfertige Erinnerungen. 1903.)

Ex Libris | 04:39h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
monolog - Samstag, 19. März 2005, 14:20
Mein Zitate des Tages-Abo (abonniert für den immer passend-klugen Spruch zu jeder sich bietenden Gelegenheit) meint dazu just heute:
Das Gegenteil der Heiligen sind nicht die Sünder, sondern die
Scheinheiligen.

Geäußert hats Glenn Close, woher die es hat, weiß ich allerdings nicht.

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kid37 - Samstag, 19. März 2005, 14:40
Aus eigener Anschauung bestimmt nicht. Nicht die nette Glenn Close. Gerade überlege ich, was dann das Gegenteil eines Sünders ist.

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mark793 - Samstag, 19. März 2005, 14:43
Das Gegenteil des Sünders
wäre demnach jemand, der mangels Gelegenheit zum Sündigen zur Not die Tugend wählt.

Konziser krieg ich das auf die Schnelle nicht hin...

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kid37 - Samstag, 19. März 2005, 14:55
Moral ist Mangel an Gelegenheit. Da haben wir's doch wieder.

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monolog - Samstag, 19. März 2005, 15:00
Dazu sagte wiederum ein Spruch aus den Achtzigern: Moralisten sind Leute, die sich da kratzen, wo es anderen juckt ;)

Sind wir nicht alle Sünder, auf die eine oder andere Weise?
Zur Scheinheiligkeit als Endziel geht es aus vielen Richtungen, scheint fast sowas wie die Idealroute für einen Sternmarsch zu sein.

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kid37 - Samstag, 19. März 2005, 15:11
Ich aber sage, siehe, wohlfeil sind jene, die da sagen... öh, ich meine die ganzen Witze um und gegen Moral funktionieren natürlich nur, wenn Moral immanent ist. Man kann ja nur das Tabu überschreiten, was man selbst akzeptiert. Ist ja eine alte pädogigische Binsenlehre, daß Rebellen diejenigen sind, die die Grenzen am meisten verinnerlicht haben.

Ich erfinde ja gerade die Kirche der Sudelmoralisten. Das ist so ein bißchen wie funktionaler Beicht-Katholizismus. Nur mit mehr Drogen, mehr Sex und lauterer Musik. Ach, und irgendeine Heilslehre verbindet sich auch damit, daran muß ich aber noch arbeiten.
Und ich selbst wäre gerne der Oberpriester. (Einer muß es ja machen.)

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monolog - Samstag, 19. März 2005, 15:23
Wenn Sie noch mehr Schokolade dazugäben, wäre ich dabei.

(Jetzt aber erstmal Hackbällchen braten gehen.)

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kid37 - Samstag, 19. März 2005, 15:30
Es gibt nach der Messe dann Schokohostien. Hauchdünne Zartbitterscheiben. (Kann dann auch wieder Auftakt zum Sudeln sein.)

Vorlesen aus der Heiligen Schrift dann in meiner Dachkammer.

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arboretum - Samstag, 19. März 2005, 17:49
So bleich wie die Dame ist, wurden da aber schon vor geraumer Zeit die letzten Messen gesungen.

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modeste - Samstag, 19. März 2005, 19:21
Da finden doch an einem ruhigen Samstagnachmittag alle meine Vorurteile über Sinn und Verlauf der Letzten Ölung eine kaum zu widerlegende und sogar ansprechend illustrierte Bestätigung.

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