Aus dem Schmodder recken sich die Lebensgeister. Das mag man jetzt symbolisch sehen, kindlich faszinierend ist es immer wieder.
Gesprächsfetzen und Erinnerungsreste geistern durch meinen Kopf. Ein unheimlicher Wandschrank, wie in einer Geschichte von Edward Gorey.
"Jedenfalls liegt das maßgebliche Konzept dieser thematischen Konzeption in der Erinnerung an eine bedeutende Zäsur, die der Frau nicht nur einen Platz in der Kunst, sondern auch in der Kneipe erkämpft hat", schreibt Till Briegler in der SZ (25.1.2005).
Endlich mal eine vitalistische Betrachtung, die ich unterschreiben kann. Gerade singen die Les Hurlements d'Léo vom wogenden Leben zwischen Tischen und Tresen. Vielleicht heißt es auch "unter den Tischen" und "hinter dem Tresen" - so gut ist mein Französisch nicht.
Extreme Menschen können auch extrem faszinierend sein, geisterte es in den letzten Tagen auch ab und an durch Gespräche. Das macht sie so extrem gefährlich. Vor Tagen fürchtete ich, ich müsse das Telefon erschießen.
"Doch wenn man schreit/und ist nervös gleich/dann werd ich bös' gleich/und bleibe still", heißt es in dem Schlager von 1919 ("Hallo, du süße Klingelfee").
"Wenn ich dich scheiden seh/das macht mir heut schon Kummer/ich kriege keine Nummer/beim Selberwählen jetzt/ist doch immer besetzt."
Wann wird es den ersten Schlager über Blogger geben?
Selberwählen. Ganz genau. Oder nur Bilder schauen, nicht reden. Pflanzen beim Keimen zusehen. Immer mehr Pflanzen, gieriges Treiben, bis alles erstickt. Sein Leben in ein schwül-dekadentes Treibhaus verwandeln. Entropie. Dann wieder alles Geranke, alle Ornamente abschneiden, zerhacken, mit Energie durchblitzen wie ein zackiger Holzschnitt. Nur noch Schwarz und Weiß.
Diese ästhetischen Wirren sind schwärende Wunden, auf die den Finger zu legen mir eine heilige Pflicht sei.
"Dunkles Unterholz" weckt allerdings wieder den Freudianer in mir. Mal sehen, was meine Bildbände so hergeben.
das fände ich persönlich wirklich interessant...aber wie michael aus dem bb- house einst sagte: "wir sind hier nicht bei wünsch dir was."
leider.
Ich hätte selbstverständlich bei mir begonnen. Wie ich vor zehn Jahren im intellektuellen Überflugmodus die Uni verließ, König der Welt und im Vollbesitz akademischer Grade und selbstzugesprochener Genialität.
Zum Glück mußte ich dann raus in die Welt und lernte die wichtige Lektion Staub fressen.
Seither schlucke ich Demut jeden Tag vor den Mahlzeiten auf Rezept und kann mich zu Malochern an die Trinkhalle stellen, ohne Gefahr zu laufen, für hochgestochenes Gefasel eines auf die Fresse zu kriegen. Demut und Elite, ein wichtiges Thema.
(Man würde dies ja gern als Rat weitergeben. Aber der Spaß ist ja, daß jeder diese Erfahrung für sich machen muß. Und ich möchte kein Spaßverderber sein.)
Aber wenn ich irgendwo eine Diddl-Maus oder Anne-Geddes-Karte sehe, drehe ich immer noch durch. Bei brennenden Giraffen und zerfließenden Uhren ist es ähnlich.
@don: solche Anwandlungen kenne ich auch. Gottseidank gehen sie aber meistens recht schnell vorüber. Spätesten wenn ich mir klar mache, dass ich auch schon Jauch geguckt hab oder "Autopsie" auf RTL 2 . Allein schon die Synchronstimme von Scully, die den Erzähler bei den Filmbeiträge macht, versöhnt mich mit der Tatsache, dass ich Unterschichtenfernsehen konsumiere...
(Sind Sie eigentlich mein Alter ego?!?
(Edit: Blödsinn. Sie sind ja "zu nett", wie neulich geschrieben wurde ;-))
Und was das "zu nett" angeht, es geht auch anders, aber für die Bloggeria dürfte es schwer sein, das herauszufinden...
Ich hatte ursprünglich aus lauter naiver Unbefangenheit auch mal ein echtes Impressum mit Namen und Adresse. Nach einer kleinen "Outing"-Geschichte, die schlagartig etwas unangenehme Kreise zog (und es bis heute, Google-Archiv sei dank, tut), habe ich es rausgenommen. (Via ein, zwei Links ist der nach wie vor herauszufinden, das ist auch nicht das Problem.) Man kann plötzlich sehr angreifbar werden.
Aber Sie haben ja Bühnenerfahrung. Die werden Sie hier noch brauchen, im Laufe der Zeit.
Letzten Endes war es mehr eine Frage der Etiquette.
Man möchte ja gerne selbst entscheiden, was man von sich preisgibt und was nicht. Ich lasse mir diese Wahl ungern aus der Hand nehmen.
( Sie sagt das, wie immer, besser.)
Deshalb haben viele auch ein Zweitblog.
und unter uns: wäre ich dipl.-schrottrichterin, so würde ich auch auf anne geddes zielen. und auf erich fried. und auf bono. und auf diese stiefeletten, in die vorne jeweils exakt ein zeh passt. und auf männer, die die ramones nicht kennen, aber fröhlich über spinoza klugscheissen. und auf die akademiker –sülz floskeln 'mitnichten' |' quasi' |'nun,... '(als satzanfang). undundund.
ich finde nur, dass die garstigkeit und selbstgerechtigkeit, mit der manch einer seine kugeln plaziert, nen doppelschuß wert sind.
(wieso siezt du mich eigentlich? etwa weil wir nicht bis zum brüderschaftskuß gekommen sind? ;-) oder ignoriere ich einfach nur die blogger-grundregel? ich wollte nicht stören, aber du weißt ja, die zunge... )
@ mark: Beim geschätzten Herrn alphonso habe ich allerdings auch schon ein paar Mal die Luft angehalten. Wenn man viel im Netz unterwegs ist und irgendwann seinen Stil kennt, reichen ein paar einfache gedankliche Querverbindungen und ein gutes Gedächtnis - auch er war nämlich schon einmal unvorsichtig -, und man weiß Bescheid. Ohne ihm jemals begegnet zu sein. Und das passiert nicht einmal mit Absicht, man stolpert einfach drüber. Zwangsläufig, sozusagen.
(Wenn ich meine Sätze mit "Nun" beginne, muß man sich dazu meine Daumen hinter den Hosenträgern vorstellen und einen Blick, gerade so knapp über dem Brillenrand, wie er gedankenschwer in die Ferne schweift. Und die Last dazu auf meinen Schulter, so ein leichtes Seufzen in der Stimme über die allgegenwärtige Ignoranz und Stumpfheit und den ganzen Rest...)
Es gibt Spinoza-im-Munde-führende Männer, die die Ramones nicht kennen? Das ist ja quasi eine Kriegserklärung. Da leihe ich gerne Munition.
Nur beim Thema Selbstgerechtigkeit muß ein wenig widersprechen. Ich glaube, das gehört zum Bloggen dazu. Eine gewisse Dipolarität von Jammern und Selbstgerechtigkeit, genauer gesagt. Ich hasse das auch. Bei anderen. ;-)
Also Jein. Zum einen muß man wirklich nicht alles tolerieren. Bono, z.B. Überhaupt Kitsch.
"Intellektuelle" dürfen nur nicht vergessen, wie oft sie selbst dem Kitsch anheimfallen. Da gab es diesen wunderschönen Artikel in der Süddeutschen über diesen Intello-Kitsch: Bauhaus-Möbel statt Gelsenkirchener Barock, die Figur des "Flaneur" seit Benjamin, der Tod Derridas und einige andere Themen, über die "Höhergestellte" in Selbstrührung verfallen. Ich finde leider den Link nicht.
Ach ja. Demut und Elite. Solche Themen muß man unbedingt vertiefen.
Tatsächlich hätte ich in Ihrem Fall nicht mit letzter Sicherheit sagen können, ob ich hinter dem Namen Männlein oder Weiblein vermute. Das Gefühl sagte Weiblein, aber der Verstand sagte: trust no one - sie könnte auch ein Android oder Alien sein;-)
@k.tastrophe:
Warum muss man die Ramones kennen, um über Spinoza mitschwadronieren zu können - hatte der etwa schon was zum Thema Blitzkrieg Bob geschrieben?
@kid37: Intellektuelle und Kitsch, Elite und Demut, das sind in der Tat Dichotomien, über die sich auszulassen den Schweiß der Edlen lohnt.
Für mich persönlich begann das Zeitalter des kulturellen anything goes, als denkende Menschen in meinem Umfeld begannen, den allergrößten Schund auf einmal mit dem Satz zu adeln: "Das ist so schlecht, dass es schon wieder gut ist." Da wußte ich, dass die Umwertung aller Werte irreversibel ist - und das was oben ist, ist wie das was unten ist, um das Wunder der Einheit zu vollbringen - und damit sind wir wieder beim hermetischen Dreimächtigen;-)
Wenn das mal nicht nach Gabba, Gabba, Hey! schreit.
Und ich habe nicht einmal einen Working class-Hintergrund. Nur zwei kleine Antennen auf dem Kopf, aber das reicht auch für einen gewissen Außenseiterstatus. Haben ja alle irgendwelche Vorstellungen im Kopf, wie man dann so zu sein hat. Auch die Arbeiterkinder. Fragen Sie mal meine ältere Schwester.
@arboretum: Sind wir nicht alle ein bißchen Mulder?
(Und Derrida'scher Distinktionsgewinn ist doch der Kitsch von morgen ;-))
Ja, es funktioniert. Und stammt der Begriff Distinktionsgewinn tatsächlich von Derrida?
überhaupt habe ich zusehend weniger Plan. Das ist ja das Spannende.
Wobei es aber tatsächlich immer noch nen Riesenunterschied macht, dass man sich des Planverlustes bewußt ist. Wer nie nen Plan hatte, dem wird der Schwund auch nicht weiter auffallen.
Lacan, war das nicht der mit dem Lacan'schen Dämon? Und was hat Marshal McLuhmann damit zu tun? ;o)
Wie kam ich jetzt noch mal auf Lacan? Differenz, glaube ich. Der war das doch auch mit dem Phallus, wie kriege ich denn das hier noch schnell eingebaut? (Ich hoffe, die Psycho-Lingu-Philo-Sophen unter den Lesern liegen nicht bereits am Brechreiz darnieder...)
ist ehrenvoll und ist Gewinn.
Die Leichtigkeit, mit der Sie die Namen und Schlagworte hier wirbeln lassen, beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Ich denke, die Psycho-Lingu-Philo-Sophen unter den Lesern sind schon zu Bett - oder wann haben wir zuletzt was aus Tijuana gehört oder vom geschätzten Herrn p?
(Trauen Sie mir nicht zu sehr, das ist nur freies
nun, das dachte ich mir auch. ich habe es aber (fair wie ich bin) noch mit hüsker dü versucht. auch nicht. so etwas hat einfach keine zukunft.
ach ja. wir hams eben alle nicht leicht.
gute nacht.
Hüsker Dü auch nicht? Das war sogar mehr als fair, würde ich sagen. Ich denke, Sie haben - in diesem Fall zumindest - richtig entschieden.
Schlafen Sie trotzdem gut.
Ist beides Ü-Musik im weitesten Sinne;-)
Röck-Döts rule!
Das lass ich für heute auch mal so stehen und sage:
Güte Nächt!
da kriege ich bestimmt alpträume. dass du ja nicht mein hüsker dü durch frau la hengst oder so etwas austauschst!
Hm, Bernadette. Das bringt mich auf eine Idee... ;-)
(danke, für die hilfe. ich habe manchmal eine umständliche art mich auszudrücken.)
Das geht üprigens gans einfach: < i > vor dem Wort und < /i > hinter dem Wort mach alles kursiv und < b > das </ b> hier macht fett. (Man muß dann nur die Abstände zwischen spitzer Klammer und Buchstaben rausnehmen und alles ist leicht wie OneTwoThreeFour!)
Büdde also. Und nun zu La Hengst...
Gut, daß ich mich als Teilzeit-Legastheniker (das Linkshänder-Problem der Gehirnverkreuzung) nicht gleich wieder zu weit aus dem Fenster gelehnt habe.
Ab heute gilt hier: Die gemäßigt hermetische Schreibweise.
Off topic: Wenn man gute Nacht gewünscht hat, sollte man eigentlich auch längst in den 2 Metern sein. Aber, ach, der zunehmende Mond...
Albdrücken auf der Brust, da hilft bestimmt (Achtung: jetzt kommt's) Alpenvollmilchschokolade *haha*
Irgendwie finde ich auch den labyrinthischen Weg ins kalte Bett nicht...
Vielleicht würde der mir die nötige Bettschwere bescheren. Das Bett ist sogar vorgewärmt von der Holden. Aber vor den Weg in die Zwo Meter haben die Götter das Gassigehen mit dem Hund gesetzt. Das ist die eigentliche Hemmschwelle im Moment.
So ein pflegeleichter Hund war jedenfalls vonnöten, um nen Hundehasser wie mich rumzudrehen. Aber es war auch so: Als ich das Hundi das erste Mal auf dem Schoß hatte, wußte ich, dass das Frauchen da auch in nicht allzu ferner Zukunft Platz nehmen würde;-)
Wieso bringe ich das nur gerade mit mir in Zusammenhang?
Sehr hübsch. Und so jung geblieben...
Aber während ich halbschlafverkrampft nach einer schönen Metapher suche, einer netten Floskel auf ihre lange Reise durch die Nacht, so à la "aus dem Morast erblühen die schönsten Blumen", fällt mir jetzt ausgerechnet Wolf Mahn "Rosen im Asphalt" ein... gnagnagna.
Denken sie einfach so ein wenig über das hübsche Bild nach, und machen Sie es wie ich, legen Sie ein paar Triebe nach. ;-)
Gut, ich werde noch ein bißchen nachdenken, das ist schließlich die Vorarbeit für die keimenden Triebe :)
dick
(arboretum, merci.)
"Und nun zu La Hengst..."
St(i)(e)chwort: ichwilleinkindvondir
Thema "La Hengst": Nich' immer meine geheimen, schmutzigen Phantasien verraten ;-) Ist auch schon lange her, daß ich das mal gerufen habe. (Da war ich auch noch jung und hätte es vermutlich noch gekonnt *harhar*)
(Ich wollte meine Leserinnen eigentlich nur mit der Strahlkraft meiner Augen verwirren, nicht durch mein Gefasel *seufz*)
och². ich dachte, wir gehen noch diverse bands (chameleons, samiam, descendents, all usw.)ab und schauen ob wir eine gemeinsame zukunft mit um uns tollenden weißen schäferhundwelpen mit flauschigen ohren, den sonnenuntergang aus dem off und sonstiger pilcher vs. diddl romantik haben. naja, vielleicht im nächsten leben. (
Ach, ja drei Hunde, ein Pferd und ein paar Rotzblagen irgendwo im Wendland. Ich singe dann schmutzige französische Lieder, mache mit den Kleinen den ganzen Tag Dada-Kunstwerke, lege die Noise-Pop-Punk-CDs bereit, wenn Sie abends vom Geld scheffeln nach Hause kommen.
Und jeden Abend mache ich Ihnen ein neues, öh, Versprechen, öh, Abendessen. Abendessen, genau.
Spätestens fürs nächste Leben behalten wir das mal im Hinterkopf.
Das sollten wir < u > unterstreichen < / u >.
Industrial ginge übrigens auch. Und Banshees. Ansonsten bin ich ja eher Old-Schooler. Ich wollte mich nur bei den jungen Damen interessant machen.
Ich bin ja so ein bißchen fade, müssen Sie wissen. Zwar überall tote Tiere im Haus, aber wenn es an Verabredungen geht, sage ich, hm, wie wäre es im Hinterzimmer des CVJM auf einen Kamillentee? Dort warte ich meistens allein, und die Frau kommt und kommt nicht. Irgendwann gehe ich dann mit einer gewissen Lakonie und Herzensschwere nach Hause - und blogge was.